Decroly & Padre Manjón: Reformpädagogik und Schulkonzepte

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Ovide Decroly (1871–1932)

„Die Schule sollte für das Kind gebaut sein, nicht das Kind für die Schule.“

Decroly war einer der bedeutendsten Vertreter in Europa, der die pädagogischen Ideen Deweys aufgriff und seinen Ansatz auf die Ideologie der amerikanischen Psychologie stützte. Er entwickelte originelle Formen der schulischen Arbeit.

Grundprinzipien der Decroly-Pädagogik

  • Motto der Schule L’Ermitage: „School for Life, für das Leben“. Achtung vor dem Kind und seiner individuellen Persönlichkeit.
  • Prinzip der Freiheit: (von Rousseau vorgeschlagen und von Dewey weiterentwickelt).
  • Pädagogisches Ideal: Die Schule soll das Leben selbst sein, die Interessen der Schüler berücksichtigen und jedem ermöglichen, den Grad der Vollkommenheit zu erreichen, zu dem er fähig ist.
  • Opposition: Ablehnung der starren Disziplin, die das Kind in der klassischen Schulorganisation passiv macht und Freiheit sowie Spontaneität unterdrückt.

Organisation und Aktive Schule

Das schulische Umfeld soll so organisiert werden, dass das Kind Motivation findet, seine natürlichen Besonderheiten anzupassen und Aktivitäten vorgeschlagen werden, die jedem Einzelnen entsprechen. Decroly schlug die Bildung homogener Klassengruppen von 20 bis 25 Schülern vor.

Die Schule muss aktiv sein (Arbeitsschule), das Spiel in den Lehrplan einführen und die Klassen als eine Art Werkstätten gestalten, um Kindern zu ermöglichen, ihre Anliegen und Tendenzen im Spiel auszudrücken.

Globalisierungsmethode und Bedürfnisse

Decroly baut auf der Beobachtung der Natur, dem Interesse des Kindes und der Intuition auf. Seine Ideen gründen auf dem Prinzip der Globalisierung, da das Kind ein umfassendes, ganzheitliches Verständnis der Realität entwickelt.

Die Bedürfnisse des Kindes werden wie folgt zusammengefasst:

  1. Die Notwendigkeit zur Ernährung.
  2. Verteidigung gegen äußere Einflüsse.
  3. Verteidigung gegen Gefahren und Feinde.
  4. Solidarität, Unterhaltung und berufliche Arbeit (materiell und geistig).

Es folgt eine induktive Entwicklung des analytischen Denkens. Die Phasen der Methode sind:

  • Beobachtung
  • Assoziation (Vereinigung)
  • Ausdruck

Die vorgeschlagene Lesemethode basiert auf Sätzen und Wörtern (ganzheitliche Methode). Die mündliche Kommunikation steht im Zentrum der Realisierung dieses mentalen Prozesses. Junge Lehrerinnen sollten im Umgang und in der Arbeit mit Kindern eine kindgerechte Haltung bewahren.

Die Schulumgebung bestand aus zwei offenen Fenstern (Süd- und Ostausrichtung), einem Schrank mit vielen Lernspielen und keiner speziellen oder beweglichen Plattform für den Lehrer.

Padre Andrés Manjón (1846–1923)

Andrés Manjón gründete 1889 die erste Ave Maria Schule in einem Carmen (Landhaus) in Granada. Er bot kostenlose Bildung für arme Kinder, insbesondere aus Roma-Familien, an, um deren Regeneration und Integration in die Gesellschaft zu fördern. In diesem freudigen und tief katholischen Umfeld war die Lehre der Religion ein zentrales Element seiner Pädagogik. Lehrer verstanden ihren Dienst als Dienst an Gott und den Menschen. Sein Ziel war es, vollkommene Christen zu bilden.

Manjón kritisierte traditionelle Methoden und setzte aktive Ansätze ein, die auf Intuition basierten, um den Bedürfnissen des Kindes gerecht zu werden. Er lehrte Freiluftpädagogik (*Outdoor Education*) in direktem Kontakt mit der Natur, die er als das Werk Gottes ansah. Spiel und Handarbeit waren für Kinder aller Altersstufen, vom Kindergarten an, zentral und bereiteten sie auf die Eingliederung in die Arbeitswelt vor. Die Schulen dienten auch als Seminar für künftige Lehrer.

Die Ave Maria Schulen gelten als wegweisende Erfahrungen der Reformpädagogik (*New School*), erhielten große soziale Unterstützung und verbreiteten sich rasch in ganz Spanien und anderen Ländern. Sie nahmen die Freiluftschule vorweg, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts erstmals in Europa aufkam.

Pädagogische Prinzipien Manjóns

Die Bildung muss folgende Eigenschaften aufweisen:

  • Integral (ganzheitlich)
  • Beginnend von der Wiege an
  • Schrittweise und kontinuierlich
  • Progressiv, traditionell und historisch
  • Organisch und harmonisch
  • Ausgelöst durch Lehrer und Schüler
  • Sensibel, moralisch und religiös
  • Künstlerische und handwerkliche Ausbildung
  • Mit gutem Beispiel
  • „Mens sana in corpore sano“ (Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper).

Pädagogische Praxis

Arme Kinder wurden kostenlos ab drei Jahren aufgenommen, bis sie sich entschieden, die Schule zu verlassen. Sie wurden in Sektionen nach Alter, Geschlecht und Bedingungen gruppiert, um eine bessere Ausbildung zu gewährleisten. Manjón setzte auf aktives, intuitives Lernen und Edutainment (spielerisches Lernen). Die Kinder waren in ständigem Kontakt mit der Natur, isoliert von den Unannehmlichkeiten der städtischen Zentren.

Zu den verwendeten Lernspielen gehörten:

  • Zahlkarten (Arithmetik)
  • Bowling (Zählen lernen)
  • „Die Löcher“ (Geografie der Provinzen Spaniens lehren)
  • „Himmel und Hölle“ (Nationalgeschichte)
  • etc.

Werke

Zu seinen Werken zählen: Der Katechet und Gedanken zum Ave Maria.

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