Demografie Kataloniens: Dynamik, Struktur und Siedlung
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1. Bevölkerungsdynamik in Katalonien
Die Bevölkerungsdynamik beschreibt die Entwicklung der Bevölkerung im Laufe der Zeit. Sie untersucht Faktoren wie Geburten, Fruchtbarkeit, Sterblichkeit, natürliche Bevölkerungsentwicklung, Nettozuwanderung und das reale Bevölkerungswachstum.
In den letzten 300 Jahren ist die Bevölkerung Kataloniens stetig gewachsen. Während des 18. und 19. Jahrhunderts war dieses Wachstum hauptsächlich auf die natürliche Bevölkerungsentwicklung zurückzuführen. Im 20. Jahrhundert jedoch basierte es vor allem auf Migration.
1.1. Wachstum durch Einwanderung im 20. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung Kataloniens dank der Einwanderung. Es lassen sich drei Hauptperioden unterscheiden:
- 1920-1930: Eine halbe Million Menschen kamen aus Aragon, Murcia und Valencia. Diese Zuwanderung erhöhte die Bevölkerung von 2 auf 3 Millionen.
- 1950-1975: Anderthalb Millionen Menschen wanderten aus Andalusien nach Katalonien ein. Dies führte zu einem Anstieg der Bevölkerung von 3 auf 6 Millionen.
- Spätes 20. Jahrhundert (ab 1996): Zuwanderung aus verschiedenen Teilen der Welt, insbesondere aus Marokko, Lateinamerika (Ecuador, Bolivien, Kolumbien) und Osteuropa (z.B. Rumänien). Dies ließ die Bevölkerung von 6 auf über 7 Millionen ansteigen und wird voraussichtlich 8 Millionen erreichen.
1.2. Natürliches Bevölkerungswachstum und seine Ursachen
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist das natürliche Bevölkerungswachstum in Katalonien niedrig. Es erreichte sein Minimum zwischen 1970 und 1999 und ist seitdem aufgrund der Einwanderung leicht gestiegen.
Die Hauptursachen für das geringe natürliche Wachstum sind:
- Niedrige Geburtenraten (ab 1988 zwischen 1,1 und 1,4 Kindern pro Frau).
- Alterung der Bevölkerung aufgrund hoher Lebenserwartung und niedriger Geburtenraten.
- Erhöhung des Durchschnittsalters bei Mutterschaft.
- Eine etwas höhere Sterblichkeit infolge der Alterung der Bevölkerung.
In den letzten Jahren ist die Fruchtbarkeit leicht auf 1,56 gestiegen, bedingt durch:
- Den Anteil junger Zuwanderer.
- Die Erhöhung der Fruchtbarkeit bei erwachsenen Frauen.
- Das Erreichen des gebärfähigen Alters durch geburtenstarke Jahrgänge zwischen 1970 und 1980.
Das aktuelle natürliche Wachstum ist gering, gehört aber immer noch zu den höchsten in Europa. Regionen im Landesinneren Kataloniens weisen jedoch ein sehr geringes oder sogar negatives natürliches Wachstum auf, da ihre Bevölkerung sehr alt ist. Das größte Wachstum findet sich in der Metropolregion Barcelona, Tarragona und Girona.
2. Struktur der Bevölkerung
Die Bevölkerungsstruktur zeigt uns deren Zusammensetzung, insbesondere nach Alter und Geschlecht. Sie wird anhand von Bevölkerungspyramiden analysiert, die expansiv (Pagode), regressiv (urnenförmig oder Zwiebel, typisch für Industrieländer) oder intermediär (neue Länder) sein können. Im Jahr 2001 war Katalonien eines der älteren Länder der Welt, gekennzeichnet durch niedrige Geburtenraten und hohe Lebenserwartung. Die Ankunft von 1 Million junger Einwanderer im gebärfähigen Alter hat die Alterung der Bevölkerung etwas verlangsamt. Dennoch gehören wir weiterhin zu den ältesten Bevölkerungen weltweit, zusammen mit anderen europäischen Ländern und Japan.
2.1. Geschlechterverhältnis
Es werden mehr Jungen als Mädchen geboren, doch im Laufe des Lebens gleicht sich das Verhältnis aus, da die Lebenserwartung von Frauen höher ist und somit im höheren Alter mehr Frauen leben. In Katalonien ist dies ähnlich, jedoch hat sich das Geschlechterverhältnis durch die Einwanderung zugunsten der Männer verschoben, da mehr Männer als Frauen eingewandert sind.
2.2. Zusammensetzung nach Herkunft
Die Bevölkerung Kataloniens setzt sich aus Einheimischen und Einwanderern zusammen. Im 20. Jahrhundert stammten die Migranten hauptsächlich aus weniger entwickelten Regionen Spaniens. Aktuell kommen sie aus vielen verschiedenen Orten, insbesondere aus dem Maghreb (Marokko), Lateinamerika (vor allem Ecuador, Bolivien und Kolumbien) und Osteuropa (z.B. Rumänien). Dieser Einwanderungstrend wird voraussichtlich anhalten, da nach einer Verbesserung der Beschäftigungssituation oft der Prozess der Familienzusammenführung beginnt.
3. Bevölkerungsverteilung und Siedlung
Die Bevölkerungsverteilung beschreibt, wie sich die Bevölkerung in einem Gebiet ansiedelt. Ein wichtiges Konzept hierbei ist die Bevölkerungsdichte (Anzahl der Einwohner pro km²).
Der Unterschied zwischen städtischer und ländlicher Siedlung ist in entwickelten Ländern weitgehend überholt, da die Nutzung eines Gebiets entscheidend ist. Ländliche Räume werden oft für städtische oder industrielle Zwecke genutzt. Die Definition von Dörfern und Städten ist komplex und basiert auf vielen Kriterien:
- Arbeitsorte der Bewohner.
- Bevölkerungskonzentration und -dichte.
- Typologie der Bebauung.
- Unterschiedliche Lebensweisen in städtischen Gebieten.
Das am häufigsten verwendete Kriterium ist jedoch die Einwohnerzahl. In Spanien gilt eine Siedlung ab 10.000 Einwohnern als Stadt, wobei die Definition je nach Land variiert.
3.1. Siedlungsformen im ländlichen Raum
Die Siedlungsformen im ländlichen Raum können zwei Arten sein:
- Konzentrierte Siedlung: Wenn die Bevölkerung in einem Dorf (Kern) zusammengefasst ist.
- Verstreute Siedlung: Wenn Einzelgehöfte (Bauernhöfe) oder kleine Kerne über das Gebiet verteilt sind.
3.2. Typen städtischer Räume
Verschiedene städtische Räume:
- Rururbaner Raum: Ursprünglich ländliche Gebiete, die zunehmend für städtische und industrielle Zwecke (Geschäfte, Lagerhallen etc.) genutzt werden. Sie sind neueren Ursprungs und zeigen eine Mischung aus ländlichen und städtischen Merkmalen, wobei die Unterscheidung zwischen ländlichem und städtischem Raum immer mehr verschwimmt.
- Städtischer Raum: Hier lebt der größte Teil der Bevölkerung, und er ist hauptsächlich industriellen und manchmal tertiären Aktivitäten gewidmet.
- Suburbaner Raum: Gebiete außerhalb der städtischen Zentren, die hauptsächlich Wohnzwecken dienen, wobei Einfamilienhäuser überwiegen.
- Periurbaner Raum: In den Randgebieten angesiedelt, konzentrieren sie Dienstleistungen (Einkaufszentren, Stadien) oder manchmal auch Infrastruktur und zentrale Märkte. Sie sind eng mit dem städtischen Raum verbunden.
4. Das städtische Netz in Katalonien
Die Bevölkerung Kataloniens lebt überwiegend in Städten; 80% sind Stadtbewohner. Diese Bevölkerung konzentriert sich hauptsächlich in den Küstengebieten und entlang der wichtigsten Flüsse (Ebro, Llobregat, Segre, Ter...). Dies ist vor allem auf die industrielle Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert sowie auf das Wachstum des tertiären Sektors zurückzuführen.
Das städtische Netz weist eine hierarchische Struktur mit verschiedenen Ebenen auf:
- Metropolregion Barcelona: Heimat von fast 5 Millionen Menschen und von größter Bedeutung in Verwaltung, Wirtschaft und Dienstleistungen. Sie umfasst die Region Barcelona, die östlichen und westlichen Täler, Maresme, Garraf und Alt Penedès. Innerhalb dieser Region gibt es zwei Zonen:
- Kern-Metropolregion: Besteht aus Barcelona und den nächstgelegenen Gemeinden (L'Hospitalet, Santa Coloma, Sant Adrià de Besòs, Badalona und Sant Cugat).
- Äußere Metropolregion: Besteht im Wesentlichen aus einer Reihe von Industriestädten (Sabadell, Terrassa, Granollers, Mataró, Martorell etc.).
- Regionale Einflusszentren: Städte mit Einfluss über ihre unmittelbare Region hinaus (z.B. Reus-Tarragona, Tortosa in Terres de l'Ebre, Girona im Norden, Lleida, Manresa).
- Kreiszentren: Städte, die ihre jeweilige Region beeinflussen (z.B. Figueres, Olot, Puigcerdà etc.).
- Unterregionale Zentren: Städte mit Einfluss auf einige umliegende Gemeinden (z.B. Roses).
Die Städte sind hierarchisch miteinander verbunden: Zuerst orientieren sich die Menschen an ihrem lokalen Zentrum, dann an unterregionalen Städten und schließlich an der Metropolregion. Je spezialisierter ein Dienst ist, desto eher findet man ihn in einer größeren Stadt; weniger spezialisierte Dienste sind auch in kleineren Städten verfügbar.
Das katalanische Städtesystem ist nicht isoliert, sondern ein wichtiger Bestandteil des spanischen und europäischen Städtesystems. Innerhalb des spanischen Städtesystems ist die Metropolregion Barcelona einer der beiden großen Pole. Auf europäischer Ebene ist sie Teil des Mittelmeerbogens, einer der großen Entwicklungsachsen, die sich von Norditalien bis Murcia erstreckt.