Descartes' Dualismus: Seele, Materie und die Zirbeldrüse

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Descartes' Dualismus: Zwei Substanzen der Realität

Die äußere Realität unterscheidet sich wesentlich von der Realität des Denkens. René Descartes erkannte, dass es zwei unterschiedliche Formen der Wirklichkeit, oder zwei Substanzen, gibt. Eine Substanz ist das Denken oder die „Seele“, die andere ist die Ausdehnung oder die „Materie“.

Die Seele nimmt keinen Raum ein und kann daher nicht in kleinere Teile zerlegt werden. Die Materie hingegen, die reine Ausdehnung, nimmt Raum ein und kann jederzeit in immer kleinere Teile geteilt werden, ist aber nicht bewusst.

Nach Descartes stammen beide Substanzen von Gott, da nur Gott von allem unabhängig existiert. Doch obwohl sowohl das „Denken“ als auch die „Ausdehnung“ von Gott stammen, sind die beiden Substanzen vollkommen unabhängig voneinander. Das Denken ist völlig frei in Bezug auf die Materie, und umgekehrt: Materielle Prozesse agieren ebenfalls völlig unabhängig vom Denken.

Die Zweiteilung der Schöpfung

Mit dieser Schöpfung wurde die Welt von Gott in zwei Teile geteilt.

Der Mensch als duales Wesen

Genau. Wir sagen, dass Descartes ein substantieller Dualist ist, was bedeutet, dass er eine klare Zweiteilung zwischen der materiellen und der spirituellen Realität vornimmt. Nur der Mensch besitzt eine Seele. Tiere hingegen sind reine Ausdehnung. Ihr Leben und ihre Bewegungen sind rein mechanisch. Descartes betrachtete Tiere als eine Art komplexer Automaten. Dies ist also eine völlig mechanistische Sichtweise der Realität, ähnlich der von Materialisten.

Sind wir auch Automaten?

„Ich bezweifle, dass Hermes [Sophias Hund] eine Maschine oder ein Automat ist. Descartes würde wohl niemals Zuneigung für ein Tier empfinden. Was ist mit uns? Sind wir auch Automaten?“

Ja und nein. Descartes kam zu dem Schluss, dass der Mensch ein „duales Selbst“ ist, was bedeutet, dass der Mensch eine Seele und gleichzeitig einen ausgedehnten Körper besitzt. Schon Aristoteles und Augustinus hatten Ähnliches gesagt. Sie glaubten, dass der Mensch einen Körper wie die Tiere, aber auch eine Seele wie die Engel besitzt.

Nach Descartes ist der menschliche Körper ein Stück Mechanik. Aber der Mensch besitzt eine Seele, die völlig frei in Bezug auf den Körper agieren kann. Die Abläufe im Körper haben keine solche Freiheit, sondern folgen ihren eigenen Gesetzen. Aber unser Denken, unsere Vernunft, findet nicht im Körper statt, sondern in der Seele, die in Bezug auf die materielle Welt völlig frei ist.

Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass Descartes die Möglichkeit nicht ausschloss, dass Tiere vielleicht denken können. Aber wenn sie diese Fähigkeit besitzen, dann muss die Zweiteilung zwischen „Denken“ und „Ausdehnung“ auch für sie gültig sein.

Interaktion zwischen Seele und Körper

„Darüber haben wir gesprochen. Wenn ich mich entscheide, zum Bus zu laufen, dann löst das den Automaten aus. Und wenn ich den Bus doch verpasse, beginnen Tränen zu fließen.“

Descartes leugnete nicht, dass ständig ein Austausch zwischen Seele und Körper stattfindet. Er glaubte, dass die Seele im Körper durch ein spezielles Organ im Gehirn, die sogenannte „Zirbeldrüse“, mit der Materie verbunden ist und einen kontinuierlichen Austausch zwischen „Geist“ und „Materie“ ermöglicht. Auf diese Weise wird die Seele ständig mit Gefühlen und Emotionen konfrontiert, die mit den Bedürfnissen des Körpers zusammenhängen.

Allerdings kann die Seele sich unabhängig von diesen „niederen“ Impulsen verhalten und frei in Bezug auf den Körper handeln. Das Ziel ist, die Kontrolle zu bewahren. Denn selbst wenn der Darm sehr schmerzt, bleibt die Summe der Winkel eines Dreiecks immer 180 Grad. Die Fähigkeit, sich über die Bedürfnisse des Körpers zu erheben und „vernünftig“ zu handeln, ist also entscheidend.

In diesem Sinne ist die Seele dem Körper völlig überlegen. Unsere Beine mögen alt und schwer werden, unsere Zähne mögen uns verlassen, aber 2 + 2 bleibt 4, solange wir die Vernunft bewahren. Denn die Vernunft wird nicht älter und schwerer. Unser Körper altert. Für Descartes ist die Vernunft selbst die „Seele“. Niedere Neigungen und Gefühle wie Sehnsucht und Hass sind eng mit Körperfunktionen verbunden und somit Teil der ausgedehnten Realität.

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