Descartes' Dritte Meditation: Gott, Ideen und Realität
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Die Problematik der Täuschung
Die zentrale Aufgabe in der Dritten Meditation besteht darin, zu prüfen, ob unsere Wahrnehmungen falsch sein könnten, ob ein böser Geist uns täuscht oder ob Gott uns manchmal irreführen lässt. Die Vorstellung, dass ich etwas sehe, lässt mich glauben, dass ein äußeres Objekt existiert und so beschaffen ist, wie ich es wahrnehme. Auch mathematische Erkenntnisse könnten von Gott beeinflusst sein, da Gott allmächtig ist. Daraus ergeben sich wichtige Fragen: Gibt es Gott, und könnte Gott uns täuschen?
Klassifizierung von Ideen und Urteilen
Diese Überlegungen basieren auf dem Beweis der Existenz Gottes, der Klassifizierung von Ideen und dem Inhalt des Verstandes. Für Descartes sind Ideen Repräsentationen von Dingen. Eine Idee an sich ist nicht falsch; Falschheit entsteht erst, wenn ich meinen Willen einsetze und ein Urteil über die Idee fälle. Falschheit entsteht, wenn wir unserem Willen freien Lauf lassen und Urteile fällen, die über das hinausgehen, was wir klar und deutlich erkennen. Dies geschieht oft aus Wunsch, Verweigerung oder Angst. Die Idee an sich kann nicht falsch sein; falsch kann nur das Urteil sein, das wir über etwas fällen, das durch die Idee repräsentiert wird.
Urteile sind Darstellungen von Sachverhalten und entsprechen der repräsentativen Funktion der Sprache. In Urteilen kann Falschheit liegen, nicht aber in den Ideen selbst. Descartes' Überlegungen werfen wichtige Fragen auf, die im 19. Jahrhundert und in der Sprachphilosophie von großer Bedeutung waren. Sie betreffen die Beziehung zwischen der Welt der einfachen Dinge und der Sprache, die diese Dinge beschreibt. Wir gehen davon aus, dass es äußere Dinge in der Welt gibt, die unseren Ideen entsprechen.
Ursprung und Gewissheit der Ideen
Descartes unterscheidet verschiedene Arten von Ideen: Einige scheinen angeboren zu sein, andere kommen von außen (adventiv) und wieder andere sind von mir selbst gemacht oder konstruiert (fiktiv). Ideen, die äußere Objekte repräsentieren, scheinen eine gewisse Gewissheit zu besitzen, da sie einem entsprechenden Gegenstand zugeordnet werden. Es gibt eine Korrespondenz, die auf natürliche Weise (durch die Kontrolle der Sinne) zu entstehen scheint und nicht von meinem Willen abhängt. Dass die Idee nicht von meinem Willen abhängt, bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass es externe Objekte außerhalb von uns gibt. Es bedeutet auch nicht, dass die Objekte genau so beschaffen sind, wie wir sie durch unsere Sinne wahrnehmen. Unter den Ideen finden sich auch Ideen von Substanzen, die ideale und universelle Notwendigkeiten darstellen, im Gegensatz zu besonderen Einzelheiten.
Der kausale Gottesbeweis
Gott ist der höchste Grad der Vollkommenheit. Als Schöpfer muss Gott eine Idee mit einem maximalen Grad an objektiver Realität sein. Daraus folgt, dass Gott existiert, denn eine Wirkung kann nicht mehr Realität haben als ihre Ursache. Es gibt eine Übereinstimmung zwischen Realität und Vernunft: Gäbe es keine Vernunft, gäbe es keine Realität; gäbe es keine Realität, gäbe es keine Vernunft. Daher existieren Gott und die Welt. Das Nichts kann nichts hervorbringen; etwas muss zuerst geschaffen werden. Ebenso kann das Ganze nicht aus seinen Teilen entstehen. Das Unvollkommene leitet sich vom Vollkommenen ab und verliert dabei an Qualität.