Descartes vs. Empirismus: Locke und Hume im Vergleich

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Einleitung: Rationalismus und Empirismus

Der Rationalismus, dessen Vater René Descartes oft genannt wird, kann der philosophischen Empirie gegenübergestellt werden. Die Empirie betrachtet die Erfahrung als alleinige Grundlage des menschlichen Wissens. Diese Idee entstand in England und wurde während des 17. und 18. Jahrhunderts entwickelt. Sie ist eng verbunden mit nachfolgenden Philosophien und den philosophischen Prinzipien des politischen Liberalismus.

John Locke: Der Begründer des Empirismus

Der erste bedeutende Empirist war John Locke, der als Begründer der modernen Erkenntnistheorie gilt. Sein Ausgangspunkt ist die Philosophie von Descartes, insbesondere die Idee der Strenge der Mathematik. Seine Hauptkritik an Descartes richtet sich gegen die Annahme angeborener Ideen. Um zu zeigen, dass es keine angeborenen Ideen gibt, führt er mehrere Gründe an:

  • Weder Verrückte noch Kinder kennen diese angeblich grundlegenden Wahrheiten.
  • Angeblich universelle Kenntnisse über diese Ideen sind keine Ausnahme von der Regel, dass Wissen aus Erfahrung stammt.
  • Es ist unlogisch, eine Idee zu haben und sie gleichzeitig nicht zu kennen.
  • Locke geht in seinem Zweifel an angeborenen Ideen weiter als Descartes, obwohl Descartes' Methode den Zweifel betont.

David Hume: Radikaler Empirismus

David Hume ist radikaler als Locke. Er führt seinen Empirismus bis zur letzten Konsequenz und kritisiert unter anderem das Prinzip der Kausalität. Dieses Prinzip hält er für nicht streng wissenschaftlich begründet, da es auf Gewohnheit und nicht auf notwendiger Verbindung beruht. Die Vorstellung von Kausalität basiert auf drei Beobachtungen: zeitliche Kontinuität zwischen zwei Ereignissen, räumliche Kontinuität zwischen Ursache und Wirkung und die regelmäßige Abfolge der beiden.

Während Locke noch die Existenz Gottes für notwendig hielt (wenn auch auf seine Weise begründet), glaubt Hume nicht an die rationale Beweisbarkeit solcher metaphysischen Konzepte. Er argumentiert, dass wir nur Eindrücke (Sinneswahrnehmungen) und Ideen (blasse Kopien von Eindrücken) kennen. Wir haben keinen Eindruck von Kausalität selbst oder von Gott. Die Existenz Gottes ist für Hume nicht durch rationale Argumente beweisbar.

Hume bezweifelt auch die Existenz des Cogito (des denkenden Ichs) als substanziellen Kern, der für die kartesische Philosophie der drei Substanzen (res cogitans, res extensa und Gott) zentral ist. Hume definiert Eindrücke als lebhafte Sinneswahrnehmungen und Ideen als deren weniger lebhafte Abbilder. Für Descartes hingegen werden Ideen primär als zufällig, fiktiv oder angeboren klassifiziert.

Wissensarten bei Hume und Descartes

Aus der Unterscheidung von Eindrücken und Ideen leitet Hume zwei mögliche Arten von Wissen ab: die Kenntnis von Tatsachen (matters of fact), die auf Erfahrung beruht, und die Kenntnis von Ideenbeziehungen (relations of ideas), die allgemeine und notwendige Erkenntnis ermöglicht (wie in Logik und Mathematik). Für Descartes existiert die Metaphysik als einzigartige, lebendige und wahre Wissenschaft, während Hume die Möglichkeit metaphysischer Erkenntnis, die über Eindrücke und Ideen hinausgeht, stark einschränkt oder ablehnt.

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