Descartes: Zweifel, Cogito und das Kriterium der Wahrheit
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Zweifel und Gewissheit bei Descartes
Der Zweifel markiert den Beginn des methodischen Vorgehens. Die erste Regel lautet: Niemals etwas als wahr anerkennen, dessen Wahrheit nicht zweifelsfrei durch Evidenz belegt ist. Dies bedeutet, Übereilung und Vorurteile zu vermeiden und nur das in die eigenen Urteile aufzunehmen, was sich dem Geist so klar und deutlich darstellt, dass kein Grund zum Zweifel mehr besteht.
Der kartesische Zweifel ist ein methodischer Zweifel. Er besteht darin, vorläufig alle Meinungen, Überzeugungen und Wissensbestände, die bisher als wahr galten, infrage zu stellen und als potenziell falsch zu betrachten. Der methodische Zweifel ist ein Weg, um zur Wahrheit zu gelangen, und unterscheidet sich vom skeptischen Zweifel, der im Zweifel verharrt und nicht darüber hinausgeht.
Gründe für den Zweifel (Prozesse)
Die Gründe für den Zweifel (Prozesse) umfassen:
- Zweifel an der Zuverlässigkeit der Sinne
- Zweifel an der Realität der Außenwelt (Traumargument)
- Zweifel an der eigenen Urteilskraft (Vernunft)
- Die Hypothese eines bösen Geistes (Genius malignus), wie in den Meditationen dargelegt
Durch die Intuition des Cogito finden wir das Kriterium der Gewissheit: Klarheit und Deutlichkeit. Alles, was auf diese Weise wahrgenommen wird, ist wahr. Die Untersuchung scheint zunächst zur Skepsis zu führen. Doch mit der Erkenntnis „Ich denke, also bin ich“ („Cogito, ergo sum“) finden wir das erste unerschütterliche Prinzip. Diese Wahrheit bildet den Ausgangspunkt der kartesischen Philosophie.
Grundlagen der Wahrheitsfindung
Was bin ich? Ich bin ein denkendes Ding (res cogitans), das zweifelt, versteht, bejaht, verneint, will, nicht will, sich einbildet und fühlt.
Dies umfasst alle Aktivitäten des Denkens. Ich mag bezweifeln, dass die Gegenstände meiner Gedanken existieren, aber ich kann nicht bezweifeln, dass ich diese Gedanken habe.
Woher kommt diese Erkenntnis? Sie entspringt der Aktivität des Denkens selbst, die sich auf einen Gegenstand oder Inhalt beziehen muss.
Das Kriterium der Sicherheit
Ich bin sicher, dass ich ein denkendes Ding bin. Doch was sind die Anforderungen, um sich einer Sache sicher zu sein? Als wahr gilt, was ich klar und deutlich erkenne. Evidenz (Klarheit und Deutlichkeit) ist keine Eigenschaft der Ideen selbst, sondern ein Zustand des Geistes, der im Besitz der Wahrheit ist und an diese Gewissheit glaubt. Sie steht im Gegensatz zum Zweifel. Die subjektive Gewissheit ist eine geistige Haltung, aus der heraus ich mir sicher bin.
Arten von Ideen nach Descartes
Nach ihrer Herkunft unterscheidet Descartes drei Arten von Ideen:
- Angeborene Ideen (ideae innatae): Sie sind von Natur aus in mir (z.B. die Idee Gottes, mathematische Axiome).
- Erworbene Ideen (ideae adventitiae): Sie scheinen von außen zu kommen und durch die Sinne vermittelt zu werden (z.B. die Idee eines Baumes, eines Sterns).
- Selbstgemachte Ideen (ideae factitiae): Sie sind von mir selbst durch Kombinationen der Phantasie gebildet (z.B. die Idee einer Sirene, eines Zyklopen).
Für Descartes kann es keinen Gedanken geben ohne ein denkendes Subjekt. Daher ist die erste unumstößliche Wahrheit, die sein Denken erreicht: „Cogito, ergo sum“ – Ich denke, also bin ich.