Detaillierte Analyse: Veni Creator Spiritus (Gregorianischer Hymnus)

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Analyse des gregorianischen Chorals: Veni Creator Spiritus

Titel und Genre

Titel: Veni Creator Spiritus, Hymnus der Vesper des Pfingstfestes.

Genre: Religiöse Vokalmusik.

Die gesamte Ästhetik dieser Musik ist durch ihren ideologischen Inhalt und ihre liturgische Funktion bedingt. Der Autor ist anonym.

Rhythmus und Notation

Der Rhythmus von Veni Creator ist ein freier Rhythmus, ohne jegliche mechanische Belastung.

Obwohl die Platznotation deutlich die Tonhöhe der Töne zeigt, haben diese die gleiche Dauer. Nach den Kriterien, die von den Mönchen von Solesmes festgelegt wurden, sind alle Noten von gleichem Wert, sofern sie nicht durch einen Punkt (Periodus) gefolgt werden, der in der Regel nur am Ende des letzten Satzes zweimal angezeigt wird.

Schriftbild und Tonart

Die Notation erfolgt im charakteristischen Tetragramm, mit dem C-Schlüssel in der dritten Linie und in Quadratnotation.

Melodische Struktur

Die Melodie ist in einem der gregorianischen Modi geschrieben, aller Wahrscheinlichkeit nach Hypomixolydisch, da die Note als Dominante festgelegt ist.

Wie in der gregorianischen Chormusik üblich, ist der Umfang der Melodie in diesem Fall reduziert (nicht mehr als eine Septime).

Intervalle und Gestaltung

Die meisten Intervalle zwischen den Noten sind Sekunden, was eine allgemeine tonale Fließfähigkeit und Homogenität erzeugt. Dies erhöht die Wirksamkeit der längeren Intervalle:

  • Quarte in den ersten beiden Sätzen.
  • Quinte im dritten Satz.

In der wellenförmigen Gestaltung der Melodie erkennt man die charakteristische Form eines „Bogens“ gregorianischer Melodien: Sie beginnt und endet in der tiefsten Lage und erreicht die höchste Note (*Mi*) im Kern, beim Wort „besuchen“ (*visita*).

Die Melodie ist fast vollständig silbisch, mit Ausnahme einiger Neumen von zwei oder drei Noten pro Silbe.

Textur und Klangkörper

Die Beschaffenheit (Textur) ist monadisch (monophon), wie es dem gregorianischen Stil entspricht. Es handelt sich um eine einzige Melodie, die unisono ohne Begleitung gesungen wird.

Der Klangkörper ist ein Chor von Männerstimmen. Im Gregorianischen Choral wird der Ton von der religiösen Musik vorgegeben, da er in monastischen Gemeinschaften gesungen werden sollte. Zudem ist es ein A-cappella-Gesang; das Fehlen von Instrumenten soll die Reinheit der Spiritualität und Religiosität unterstreichen.

Formale Analyse

Die Form ist ein gregorianischer Choral, der eine strophische Struktur aufweist.

  • Es gibt sieben Strophen zu je vier Zeilen.
  • Die Melodie ist für jede Strophe gleich.

Da jede Zeile einem anderen Satz entspricht, besteht die Melodie aus vier Sätzen, die eine abcd-Struktur ergeben. Diese Struktur ist unter den Gesängen so verbreitet, dass sie manchmal als Hymnenform bezeichnet wird. Am Ende ist als Coda ein „Amen“ im Stil des Chorals hinzugefügt.

Historische Einordnung

Kunstepoche und Chronologie

Kunstepoche: Mittelalter, zeitgleich mit der Blüte der romanischen Kunst.

Die Datierung eines Stücks des gregorianischen Repertoires ist besonders schwierig. Obwohl frühe und vollständige Texte zur Entzifferung aus der Mitte des zehnten Jahrhunderts stammen und ein Großteil der bekannten Melodien aus späteren Handschriften (vor allem dem 12. und 13. Jahrhundert) transkribiert wurde, wissen wir, dass viele Stücke lange vor ihrer Niederschrift in Gebrauch waren.

Die uns überlieferte Notation ist wahrscheinlich eine Tradition, die im achten und neunten Jahrhundert begründet und durch die kaiserliche und päpstliche Autorität gestärkt wurde.

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