Deutsche Einigung: Geschichte, Phasen & Bismarcks Rolle

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Die Deutsche Einigung: Von Kultur zur Politik

Die deutsche Einigung war ein komplexer Prozess, bei dem Deutschland sein nationales Bewusstsein zuerst in der Kultur, dann in der Wirtschaft und schließlich in der Politik fand.

Die Vorphase (1815-1864)

Diese Periode bildete den zentralen einigenden Faktor.

Deutscher Nationalismus und seine Strömungen

Es gab zwei Hauptströmungen im deutschen Nationalismus. Eine liberal-demokratische Minderheit französischer Herkunft sah die Nation als freiwillige Vereinigung von Personen. Dieses Konzept wurde in der Frankfurter Nationalversammlung erprobt und zielte auf ein Großdeutschland, das auch Österreich und die Niederlande umfassen sollte.

Die germanische Kultur, basierend auf Fichtes Ideen, wurde vom konservativen Bürgertum und dem preußischen Landadel, den sogenannten Junkern, unterstützt.

Der Wiener Kongress und seine Folgen

Der Wiener Kongress war ein harter Schlag für die Bestrebungen zur Schaffung einer Konföderation von 39 germanischen Staaten. Dieser erste ernsthafte Versuch der Einigung scheiterte am Widerstand des Liberalismus und der beiden Großmächte.

Wirtschaftliche Entwicklung und der Zollverein

Die wirtschaftliche Entwicklung begann in den 1830er Jahren, wurde aber erst nach 1850 spürbar. Sie war durch drei Elemente gekennzeichnet:

  • Die Gründung des Zollvereins im Jahr 1834, der die norddeutschen Staaten vereinte.
  • Die effektive Ausdehnung des Schienennetzes.
  • Das intensive Wachstum der Bevölkerung und die fortschreitende Industrialisierung.

Preußischer Protagonismus und Bismarcks Rolle

Das Frankfurter Parlament, das das romantische Ideal eines liberalen Deutschlands vertrat, wurde aufgelöst. 1858 wurde Wilhelm I. König von Preußen. Preußen verfolgte zwei Ziele:

  • Österreich innerhalb des Deutschen Bundes zu isolieren.
  • Die Armee zu modernisieren.

Der Widerstand des Parlaments gegen die Genehmigung neuer militärischer Mittel war hoch. Kanzler Bismarck, der als wichtigster Architekt der deutschen Einheit gilt, war ein Mann konservativer Ideen, intelligent, flexibel und ausgestattet mit großem Wissen über Kriegsstrategien und Diplomatie. Trotzdem war Bismarck von preußischer Junker-Mentalität und autoritär geprägt.

Die entscheidende Phase (1864-1871)

Diese Phase umfasste drei Unterperioden:

Die Krise der dänischen Herzogtümer

Die Herzogtümer Holstein, Deutsch-Schleswig und Lauenburg weigerten sich, den neuen dänischen König anzuerkennen. Preußen und Österreich beschlossen, einzudringen und die gemeinsame Verwaltung zu übernehmen. Bismarck nutzte dies als Vorwand für einen Krieg mit Österreich.

Der Preußisch-Österreichische Krieg

Preußen suchte die Konfrontation mit dem Parlament. Im selben Jahr unterzeichnete es einen Offensiv- und Defensivvertrag mit dem Königreich Italien und sicherte sich die Neutralität Napoleons III. Preußen besiegte Österreich bei Königgrätz. Dies führte zur Unterzeichnung des Prager Friedens und zur Gründung des Norddeutschen Bundes. Das österreichische Reich wurde zum Österreichisch-Ungarischen Reich.

Der Deutsch-Französische Krieg und die Reichsgründung

Napoleon III. fürchtete ein vereintes Deutschland aufgrund seiner potenziellen Stärke. Bismarck, der die militärische Überlegenheit Preußens über Frankreich erkannte, nutzte die spanische Thronfolgekrise, um die deutsche Einigung unter preußischer Führung voranzutreiben. Frankreich und Preußen hatten Kandidaten für den spanischen Thron vorgeschlagen. Als der preußische König seine Kandidatur zurückzog, fing Bismarck einen Bericht ab und formulierte ihn so um, dass er beleidigend wirkte (die sogenannte Emser Depesche). Napoleon III. reagierte und erklärte Preußen den Krieg. Der Krieg endete mit einer französischen Niederlage und der Gefangennahme Napoleons III. Wilhelm I. wurde zum Deutschen Kaiser gekrönt. In Frankreich blieb die Demütigung unvergessen und nährte den Wunsch nach Revanche.

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