Deutsche Literaturepochen: Vormärz bis Naturalismus

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Junges Deutschland / Vormärz (1825–1848)

Hintergrund

  • Studenten und Professoren (Junges Deutschland) strebten nach Einheit und Freiheit.
  • Der Wiener Kongress als Folge von Napoleons Feldzügen führte zur Verarmung der Bevölkerung.
  • Aggressives Verhalten gegenüber der Politik.
  • Erfahrungen aus dem Kampf gegen Napoleon.
  • Kritik an Regierung und Adel war verboten, was zu Zensur führte.

Motive und Themen

  • Einfache Sätze, Ironie als Mittel der Kritik.
  • Darstellung des bürgerlichen Lebens, oft mit „Problemen“ im häuslichen Umfeld.
  • Endet mit der Deutschen Revolution 1848.
  • Ablehnung des Rückzugs ins Private; Ziel ist die Meinungsbildung.
  • Aufstände, Demonstrationen, der Aufruf: „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“

Formen und Werke

  • Dunkle, finstere Texte, einfach und volksnah.
  • Wichtige Werke und Autoren:
    • Georg Büchner: Woyzeck (gilt als erstes soziales Drama), Lenz.
    • Christian Dietrich Grabbe
    • Heinrich Heine
    • Eventuell Goethes Faust (obwohl früher, oft im Kontext der Kritik an gesellschaftlichen Zuständen diskutiert).

Biedermeier (1815–1848)

Hintergrund

  • Ähnliche historische Rahmenbedingungen wie beim Jungen Deutschland / Vormärz (z.B. Wiener Kongress, politische Restauration).

Motive und Themen

  • Normalität, Heimat, Idylle, Familie.
  • Bevorzugung kurzer epischer Erzählungen (Novellen).
  • Rückzug ins Private: Bewusstsein für politische Probleme, aber bewusste Abwendung davon (Gegensatz zum Vormärz).
  • Tendenz zur Unterordnung und zum Rückzug.
  • Schlichte, verständliche, lebensnahe Sprache; Darstellung einer „heilen poetischen Welt“.
  • Traditionelle Werte, Familie, Natur.
  • Schwermut und Einsamkeit als wiederkehrende Stimmungen.

Formen und Werke

  • Die Judenbuche von Annette von Droste-Hülshoff ist ein bekanntes Werk, das oft im Kontext des Biedermeier diskutiert wird, auch wenn seine Einordnung komplex ist.

Realismus (1848–1890)

Hintergründe

  • Entwicklungen in Naturwissenschaften und Technik.
  • Industrialisierung und Urbanisierung.
  • Dominanz materieller Werte.
  • Historischer Rahmen: Deutsche Revolution 1848 und Reichsgründung.
  • Beginn nach der Märzrevolution.
  • Menschen werden zunehmend durch Maschinen abgelöst; arbeitslose Landbevölkerung strömt in die Städte.

Motive und Themen

  • Objektive und realitätsnahe Darstellung der Wirklichkeit in der Literatur.
  • Verzicht auf Beschönigungen und übermäßige Metaphern.
  • Detailreiche Sprache, oft auktoriale Erzählperspektive.
  • Konzentration auf die eigene Gesellschaftsschicht.
  • Idealisierung des bürgerlichen Lebens und die Bemühung um gesellschaftlichen Aufstieg.
  • Einsatz von Humor und Ironie, um Distanz zur oft traurigen Wirklichkeit zu schaffen.
  • Ausgrenzung des Hässlichen; das Hässliche wird nicht explizit thematisiert.
  • Das Werk ist in sich schlüssig und wird oft in einem schlüssigen Roman dargestellt.
  • Hauptfiguren stammen meist aus dem Bürgertum und Adel, die mit „Problemen“ wie Langeweile konfrontiert sind.

Formen und Werke

  • Lyrik: Oft Dinggedichte.
  • Stilistische Merkmale: Humor und Ironie (zur Distanzierung von der traurigen Wirklichkeit), schlichte Sprache, wenige Metaphern.
  • Wichtige Werke und Autoren:
    • Theodor Fontane (z.B. Effi Briest)
    • Franz Grillparzer
    • Jeremias Gotthelf
    • Friedrich Hebbel

Naturalismus (1880–1910)

Hintergrund

  • Industrialisierung und ihre sozialen Folgen (Verarmung, Elendsviertel).
  • Die Zukunft des Menschen ist durch seinen sozialen Status vorbestimmt.
  • Einfluss der Erkenntnisse von Charles Darwin (Vererbung, Milieu).
  • Verstädterung und die Entstehung von Elendsvierteln.
  • Der Mensch wird als abhängig von seinem sozialen Umfeld und seiner Vererbung betrachtet.

Motive und Themen

  • Das Credo von Arno Holz: „Kunst ist Natur – X“ (wobei X für die subjektive Komponente steht, die minimiert werden soll).
  • Zeitdeckende Erzählungen, teilweise sogar in Zeitlupe.
  • Detailgetreue Wiedergabe der Wirklichkeit.
  • Verwendung von Dialekt oder anderen sprachlichen Besonderheiten.
  • Hauptpersonen stammen oft aus der Unterschicht.
  • Thematisierung von Standesdenken, Elend und Armut.
  • Spannung zwischen Arm und Reich.
  • Oftmals Darstellung von Alkoholismus.

Formen und Werke

  • Drama: Sehr genaues Bühnenbild und detaillierte Regieanweisungen.
  • Wichtige Werke und Autoren:
    • Gerhart Hauptmann (z.B. Vor Sonnenaufgang)
    • Arno Holz

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