Die Deutsche Wiedervereinigung: Mauerfall und Folgen
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Die friedliche Revolution und der Ruf nach Einheit
Zum ersten Mal wurde der Protest von der Opposition und der Kirche getragen. Die Bewegung gewann an Fahrt. Im Gegensatz zu den Worten früherer Spartakus-Kämpfer war die Bewegung sehr nah an den Menschen. Die Bürger integrierten die Nachrichten in ihr Credo des Sozialismus und riefen auf der Straße den Beamten des real existierenden Sozialismus zu: „Wir sind das Volk!“
Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989
Am 9. November 1989, nach einem Fehler beim Verlesen einer Entscheidung des Politbüros, durften die Bürger das Land verlassen. Dies war seit der Errichtung der Berliner Mauer im Jahr 1961 verboten gewesen. Stunden später strömten Tausende von Menschen über die verschiedenen Grenzübergänge. Es war ein Augenblick, der sich schnell zu einem angespannten Blutvergießen hätte entwickeln können. Gegen 22 Uhr betraten die ersten Bürger den westlichen Teil Berlins. Die Mauer war gefallen.
Von „Wir sind das Volk“ zu „Wir sind ein Volk“
Innerhalb weniger Tage wandelte sich der Slogan der Demonstrationen von „Wir sind das Volk“ zu „Wir sind ein Volk“, was den Wunsch nach Vereinigung zum Ausdruck brachte. Dabei mussten zwei Hauptprobleme gelöst werden:
- Die Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten (BRD und DDR).
- Internationale Fragen, insbesondere die Zustimmung der vier Mächte, die Hoheitsrechte über die beiden deutschen Staaten besaßen, die Mitgliedschaft in den jeweiligen Militärblöcken (NATO und Warschauer Pakt) und die Integration in die Europäische Gemeinschaft (EG).
Wirtschaftliche und politische Hürden der Wiedervereinigung
Der Vorschlag der DDR, eine Konföderation zu schaffen, wurde von der BRD abgelehnt. Stattdessen schlug die BRD einen großzügigen Plan vor: die Einführung der D-Mark im Osten, wobei ein Verhältnis von 1:1 für Löhne, Gehälter und Renten parallel zur Westwährung gelten sollte. Der Wunsch der ostdeutschen Bürger, schnell den Wohlstand Westdeutschlands zu erreichen, beschleunigte den Prozess zusätzlich.
Hinsichtlich der Blockpolitik ermöglichte die Schwäche Michail Gorbatschows und der Sowjetunion letztendlich die Mitgliedschaft eines vereinten Deutschlands in der NATO. Die Integration in die EG wurde später durch den Maastrichter Vertrag gelöst.
Das vereinte Deutschland: Wirtschaftsmacht und europäische Rolle
Das vereinte Deutschland beschloss, das Stigma eines „wirtschaftlichen Riesen und politischen Zwergs“ zu beenden. Diese Entwicklung rief bei den europäischen Partnern Besorgnis hervor. Die Geschwindigkeit, mit der die Gleichung zwischen Ost- und Westdeutschen gelöst werden sollte, war Gegenstand von Diskussionen, da die Umverteilung von EU-Mitteln die Entwicklung in anderen europäischen Ländern komplizierte.
Debatten um EU-Mittel und die EZB-Präsidentschaft
Einige Bedenken wegen der deutschen Beteiligung an EU-Mitteln erzeugten starke Kritik. Ein weiterer Diskussionspunkt war die Präsidentschaft der Europäischen Zentralbank (EZB). Deutschland schlug den Niederländer Wim Duisenberg vor, während die Franzosen einen eigenen Kandidaten auf dem Chefsessel sehen wollten.
In den Jahren nach der Wiedervereinigung vervielfachten sich rassistische Übergriffe. Diese Faktoren erhöhten das Risiko, dass das neue vereinte Deutschland seine europäischen Verpflichtungen vergessen könnte, insbesondere nach dem Wahlsieg von Gerhard Schröder.
Die Ära Schröder und die Neue Mitte
Die neue Sozialpolitik, bekannt als die „Neue Mitte“, stand im Einklang mit dem von Tony Blair befürworteten „Dritten Weg“. Sie betonte das wichtigste Merkmal der Bundesrepublik: die Konfiguration als Staat der Großen Koalition. Das bedeutet eine gemeinsame Politik, bei der die Unterschiede zwischen den beiden großen politischen Kräften, der SPD und der CDU, nur Nuancen darstellen.
Die Herausforderung der inneren Einheit
Die Hauptaufgabe des neuen Deutschlands bleibt die Angleichung der Lebensstandards auf beiden Seiten. Dabei dürfen die wachsamen Augen der Nachbarländer nicht vergessen werden. Bereits 1990, als die konkrete Trennung Berlins zu bröckeln begann, warnte der damalige Bundespräsident vor der Gefahr einer anderen, vielleicht solideren Konstruktion: einer neuen Mauer, die in den Köpfen der Bürger der Republik existierte – eine Mauer, die die deutsche Politik seither beschäftigt.
Die Bürger des Ostens, 12,5 Millionen Wähler, sind diejenigen, die maßgeblich die Richtung der deutschen Regierung bestimmen.
Helmut Kohl: Der Kanzler der Einheit
Bundeskanzler Kohl, der 1989 regierte, fand in der Niederlage des Feindes des Kalten Krieges einen Rettungsanker. Der Kanzler versprach den maroden DDR-Bürgern die Vereinigung in „Lichtgeschwindigkeit“ in der ersten Weltwirtschafts-Club-Kampagne. Mit einer Kampagne nach amerikanischem Vorbild blendete er die Ostdeutschen und übernahm bei den ersten Wahlen des vereinten Deutschlands erneut die Zügel in Bonn. Er gewann auch 1994 wieder. Die SPD erholte sich nicht von ihrem Debakel. Auch die Gegner konnten sich nicht gegen den scheinbar unbesiegbaren Führer der Christlich-Demokratischen Union (CDU) durchsetzen. Dies markierte 16 Jahre ununterbrochener demokratischer Regierung in der wichtigsten europäischen Macht.