Die Dichtung der Troubadoure: Ursprünge und Gattungen

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Die Troubadourlyrik: Frühe romanische Dichtung

Die Troubadourlyrik war der erste bedeutende literarische Ausdruck in einer romanischen Volkssprache, dem Okzitanischen.

Verbreitung und Sprache

Okzitanisch wurde im Mittelalter in weiten Teilen Südfrankreichs, aber auch in Katalonien und Norditalien gesprochen und als Dichtersprache verwendet. Zu dieser Zeit konnten nur wenige Menschen lesen und schreiben, meist Angehörige des Klerus und des Adels. Während Gelehrte weiterhin auf Latein schrieben, nutzten die Troubadoure das Okzitanische für ihre Dichtungen.

Merkmale der Troubadourlyrik

Die Dichtung der Troubadoure zeichnet sich durch metrisch und rhetorisch kunstvoll gestaltete Texte aus. Sie drückt die Gefühle des Autors aus, wobei die Liebe das zentrale Thema ist, aber auch Tod und Religion behandelt werden. Das Okzitanische etablierte sich als gemeinsame Schriftsprache, die von Troubadouren über regionale Grenzen hinweg akzeptiert wurde.

Historischer Kontext und Wandel

Nach der Schlacht von Muret im Jahr 1213, bei der Peter II. von Aragón (Vater Jakobs I.) fiel, verlagerte sich das Zentrum der Troubadourbewegung von Südfrankreich zunehmend nach Katalonien. Etwa zur gleichen Zeit fanden auch die verfolgten Katharer Zuflucht in Katalonien. Die Katharer waren Anhänger einer christlichen Bewegung, die vom Papst in Rom und dem französischen König als häretisch angesehen und bekämpft wurde, auch um die Kontrolle über das okzitanische Gebiet zu erlangen.

Höfische Liebe (Fin'amor)

Ein Kernkonzept der Troubadourlyrik ist die höfische Liebe (Okzitanisch: fin'amor). Der Troubadour (symbolisch der Vasall) besingt seine oft unerreichbare und idealisierte Liebe zu einer hochgestellten, meist verheirateten Dame (symbolisch der Lehnsherr, oft als midons – „mein Herr“ – angesprochen). Diese Liebe musste geheim gehalten werden vor den lausengiers (Neidern, Verleumdern) und dem gilos (dem eifersüchtigen Ehemann der Dame).

Stile der Troubadourlyrik

Man unterscheidet verschiedene Stilrichtungen:

  • Trobar leu: Ein einfacher, klarer und leicht verständlicher Stil.
  • Trobar clus: Ein hermetischer, verschlüsselter und schwer verständlicher Stil.
  • Trobar ric: Ein reicher, kunstvoller Stil, der sich durch komplexe Metrik, seltene Reime und anspruchsvolle Wortwahl auszeichnet.

Gattungen der Troubadourlyrik

Populäre Gattungen

  • Romanze: Eine erzählende Dichtung mit legendären, historischen oder lyrischen Themen, oft mit französischen, okzitanischen oder spanischen Wurzeln.
  • Joy (Freudenlied): Gesungene Gebete oder Loblieder, oft an die Jungfrau Maria gerichtet.
  • Nadala (Weihnachtslied): Lieder mit weihnachtlichen Themen, oft bezogen auf die Evangelien.
  • Corrandes: Kurze, oft improvisierte Strophen (Couplets oder Glossen), die aneinandergereiht werden. Themen sind Liebe, Feste oder Satire.
  • Cançó de pandero (Tamburinlied): Ein Lied, das mit Perkussionsinstrumenten begleitet und bei Festen wie Taufen oder Hochzeiten gesungen wurde.
  • Bressoles (Wiegenlieder): Lieder, um Kinder in den Schlaf zu singen.

Höfische Gattungen

  • Cansó: Das zentrale Genre der höfischen Liebe. Ein Lied, meist bestehend aus fünf bis sieben Strophen und einer abschließenden Coda (Tornada), die oft ein Schlüsselwort oder den (Deck-)Namen der Dame enthält.
  • Alba (Tagelied): Besingt den schmerzvollen Abschied der Liebenden bei Tagesanbruch, oft eingeleitet durch den Warnruf eines Wächters.
  • Pastorela: Schildert in Dialogform die Begegnung eines Ritters mit einer Schäferin, wobei der Ritter um ihre Liebe wirbt.
  • Sirventes: Ein politisches, satirisches oder moralisches Streitgedicht, das sich oft auf aktuelle Ereignisse, soziale Missstände oder persönliche Fehden bezieht.

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