Dramentheorie: Von Freytags Pyramide bis zum Postdramatischen Theater
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Dramentheorie und Theaterformen
Der pyramidale Bau des Dramas (Gustav Freytag)
Das Drama besteht aus fünf Akten:
- Exposition: Einführung in Ort, Zeit, Atmosphäre, Figuren und Vorgeschichte. Erste Konflikte zeichnen sich ab.
- Steigende Handlung: Erregendes Moment, Intrigen, steigende Spannung.
- Höhepunkt/Peripetie: Wende, Entscheidung über Erfolg oder Niederlage.
- Fallende Handlung mit retardierendem Moment: Verzögerung, scheinbare Rettung, Spannung bis zur Katastrophe.
- Katastrophe: Äußere Niederlage, oft innerer Sieg durch Einsicht oder Schuldtilgung.
Tragödie und Komödie nach Aristoteles
Komödie
- Lächerliche Handlungen, belustigend und erbaulich, keine Verletzung.
Tragödie
- Mimesis: Nachahmung edler, abgeschlossener Handlung.
- Hohe Sprache, Figuren aus höheren Ständen.
- Emotionale Reaktion: „Eleos” (Mitleid) und „Phobos” (Schauder), führt zur Katharsis (Läuterung).
Die drei Einheiten (Aristotelische Regeln)
- Ort: Beschränkter Raum (eine Stadt).
- Handlung: Unselbstständige Teile, keine Nebenhandlungen, alles kausal verknüpft.
- Zeit: Innerhalb von 24 Stunden.
Wichtige Begriffe der Tragödie
- Hamartia: Tragischer Fehler.
- Anagnorisis: Erkenntnis/Wendepunkt.
- Hybris: Selbstüberschätzung des Helden.
- Pathos: Starke Leidenschaften.
- Katastrophe: Äußerer Niedergang, oft mit innerem Sieg.
Zur Geschichte der Performance-Kunst
Theaterformen
Sprachtheater, Oper, Baet, lierse os en eass scheer Masse der Bevölkerung als angemessen erachtet oder akzeptiert.
Performance
Viele Varianten, z. B. Tanz. Sehr oft der Körper als Medium. Weitere Elemente sind Sprache (Textflächen), Kleidung, Musikalität.
Die Performance stellt einen Bruch mit den traditionellen Darstellungen dar. Das Publikum soll direkt angesprochen werden. Es ist ein offenes, „anarchisches“ Medium. Ein zentraler Zug in der Performance-Kunst ist, dass sie sich allen Regeln entzieht und Beschränkungen nicht akzeptiert.
Beispiele von Performance-Kunst
- Happening
- Stille Werke
- Fluxus
- Dadaismus
Die geschlossene Dramenform (Klassisch-Aristotelisch)
- Einheit der Handlung: Einsträngig, alle Teile kausal verbunden.
- Einheit der Zeit: Handlung spielt innerhalb eines Tages.
- Einheit des Ortes: Begrenzter Raum, keine großen Ortswechsel.
- Aufbau: 3- oder 5-Akt-Schema (Freytags Pyramide).
- Personen: Figuren aus hohen Ständen, geringe Anzahl an Rollen, klare Duellsituationen (Protagonist vs. Antagonist).
- Sprache: Einheitlich, Verssprache, rhetorisch und philosophisch.
Die offene Dramenform
- Handlung: Keine einheitliche Handlung, Mehrsträngigkeit, offenes Ende, keine Kausalität.
- Zeit: Multiple Zeiterfahrungen, Zeitsprünge, Simultantechnik.
- Ort: Verschiedene Milieus und häufige Ortswechsel.
- Aufbau: Kein pyramidaler Bau, Selbstständigkeit der Szenen, keine strikte Struktur.
- Personen: Vielfalt der Figuren ohne Ständeklausel, oft Antihelden.
- Sprache: Pluralität der Sprachbereiche, oft in Prosa, Alltagssprache.
- Welt- und Menschenbild: Determiniertheit, Ohnmacht, Entfremdung.
Beispiele der offenen Dramenform
- Friedrich Schiller: Die Räuber
- Georg Büchner: Woyzeck
- Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wienerwald
- Bertolt Brecht: Mutter Courage und ihre Kinder
Postdramatisches Theater
Neues Paradigma
- Phänomene, die tradierte Dramenformen problematisieren.
- Vermischung alter und neuer Strukturen.
Typische Merkmale
- Fragmentierung der Narration.
- Stil-Heterogenität (groteske, neoexpressionistische Elemente).
Risiken
- Bruch mit Konventionen.
- Schwierigkeiten, Sinn zu erkennen; Bilder sind keine Fabelillustrationen.
Genre-Verwischung
- Verbindung von Tanz, Pantomime, Musik- und Sprechtheater.
Stilzüge (nach Hans-Thies Lehmann)
- Parataxis / Non-Hierarchie: Enthierarchisierung der Theatermittel. Gleichwertige Nutzung verschiedener Genres.
- Simultaneität: Gleichzeitige Zeichenübertragung; Überforderung des Zuschauers.
Wichtige Begriffe
- Paradigma: Vorbild, Muster, Modell.
- Heterogenität: Verschiedenartigkeit.