Einführung in die Literaturgattungen
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Literaturgattungen und Mimesis
Mimesis bedeutet Nachahmung. Sie hat zwei Hauptbedeutungen: die Darstellung der Realität oder die Nachahmung (Emulation) klassischer Vorbilder.
Es gibt drei grundlegende literarische Modelle oder Gattungen: die Lyrik, die Dramatik und die Epik (narrative oder erzählende Literatur).
Epik (Narrative Literatur)
Die Epik, auch narrative oder erzählende Literatur genannt, umfasst Werke, die eine Geschichte erzählen.
Formen der Epik
- Epos: Oft umfangreiche Heldengedichte in Versform, die beispielsweise vom Leben eines Helden berichten.
- Roman: Eine lange, komplexe Erzählung in Prosa, die eine fiktive Handlung mit entwickelten Charakteren über einen längeren Zeitraum darstellt.
Subgenres des Romans umfassen beispielsweise:
- Ritterroman
- Schelmenroman
- Realistischer Roman
- Psychologischer Roman
- Kriminalroman
- Novelle: Eine kürzere Erzählung in Prosa, die sich auf ein einzelnes, außergewöhnliches Ereignis konzentriert und oft eine klare Struktur aufweist.
- Kurzgeschichte (span. Cuento): Eine sehr kurze Erzählung mit einer begrenzten Anzahl von Figuren und einer konzentrierten Handlung. Oft einfach, populär und traditionell, manchmal mit moralischer Absicht, ähnlich der Fabel.
- Fabel: Eine kurze belehrende Erzählung in Prosa oder Versen, in der oft Tiere mit menschlichen Eigenschaften auftreten und eine Moral vermittelt wird.
Elemente der Erzählung
Erzählsituation und Erzähler
Der Autor erzählt eine Geschichte durch einen Erzähler. Die Perspektive des Erzählers ist entscheidend für die Wirkung der Geschichte.
- Ist der Erzähler die Hauptfigur und erzählt aus der Ich-Perspektive, spricht man von einem Ich-Erzähler oder einem autobiographischen Erzähler-Protagonisten.
- Ein Erzähler in der dritten Person (Er/Sie-Erzähler) berichtet von Ereignissen, die anderen widerfahren. Hier unterscheidet man unter anderem:
- Allwissender Erzähler (Auktorialer Erzähler): Dieser Erzähler weiß alles über die Handlung und die Figuren, ihre Gedanken und Gefühle. Er kann das Geschehen kommentieren und werten.
- Objektiver Erzähler (Neutraler Erzähler): Dieser Erzähler berichtet nur, was äußerlich wahrnehmbar ist (Handlungen, Dialoge), ohne direkten Einblick in Gedanken oder Gefühle der Figuren zu geben. Der Dialog ist hier sehr wichtig.
Weitere narrative Elemente
- Handlung (Plot/Argumento): Die Abfolge der Ereignisse und Elemente einer Geschichte.
- Thema: Die zentrale Idee oder Botschaft, die der Autor vermitteln möchte.
- Struktur: Der Aufbau der Erzählung, oft mit Exposition (Einführung), Knotenpunkt/Konfliktentwicklung und Auflösung (Ende).
- Figuren (Charaktere):
- Man unterscheidet Primär- (Haupt-) und Sekundärfiguren (Nebenfiguren).
- Figuren können flach oder rund sein:
- Flache Figuren (Typen/Zeichnungen): Repräsentieren oft nur eine bestimmte Eigenschaft oder Idee und entwickeln sich im Laufe der Handlung kaum weiter.
- Runde Figuren: Besitzen psychologische Tiefe, sind komplexer und können sich im Laufe der Handlung entwickeln.
- Raum: Der reale oder imaginäre Ort der Handlung. Die Beschreibung des Raumes kann wichtige Funktionen erfüllen (z.B. Atmosphäre schaffen, Figuren charakterisieren).
- Zeit:
- Historische Zeit: Die Epoche, in der die Handlung angesiedelt ist.
- Erzählte Zeit: Die Dauer der in der Geschichte dargestellten Ereignisse.
- Erzählzeit: Die Zeit, die benötigt wird, um die Geschichte zu erzählen oder zu lesen (hängt auch von den verwendeten Tempusformen ab).
- Die zeitliche Abfolge der Ereignisse kann linear (chronologisch) oder fragmentiert (nicht-chronologisch) sein.
Lyrik
Die Lyrik drückt primär Gefühle, Stimmungen und Gedanken des lyrischen Ichs aus. Sie verwendet eine kunstvolle, oft bildhafte Sprache. Reim ist nicht zwingend erforderlich, aber Klangfiguren wie Assonanz (Gleichklang der Vokale) und Alliteration (Gleichklang der Anfangsbuchstaben) sind häufig.
Lyrische Texte sind in Versen verfasst, die zu Strophen zusammengefasst sein können. Es gibt keinen Erzähler im narrativen Sinne. Häufige Themen sind Liebe, Tod, Natur und individuelle Empfindungen. Die Verse können kunstvoll gestaltet sein (z.B. durch Metrum, Rhythmus).
Subgenres der Lyrik
- Ode: Ein feierliches, erhabenes Gedicht, das oft hohe Themen behandelt.
- Elegie: Ein Gedicht, das Trauer und Schmerz ausdrückt, oft über Verlust oder Vergänglichkeit.
- Ekloge: Ein Hirtengedicht, das oft ein idyllisches Landleben und Naturthemen behandelt.
- Satire: Ein Gedicht, das gesellschaftliche Zustände oder menschliche Schwächen kritisiert oder verspottet.
- Epigramm: Ein kurzes, prägnantes Gedicht, oft mit einer geistreichen Pointe oder einem überraschenden Gedanken.
Dramatik (Theaterliteratur)
Das Hauptmerkmal der Dramatik ist der Dialog der Figuren. Ein Theaterstück (Drama) ist für die Aufführung auf einer Bühne konzipiert und in der Regel in Akte unterteilt, die wiederum aus mehreren Szenen bestehen können.
Die Hauptformen der Dramatik sind die Tragödie und die Komödie, sowie das Schauspiel als eigenständige Form.
Hauptformen der Dramatik
Tragödie
Die Tragödie stellt einen unlösbaren Konflikt dar, oft zwischen dem Protagonisten (dem Helden) und einer überlegenen Macht (z.B. Schicksal, Götter, gesellschaftliche Normen). Dieser Konflikt führt unausweichlich zu einem unglücklichen Ausgang für den Helden, oft dessen Untergang (Katastrophe).
Der Sprachstil ist meist hoch und erhaben. Die dargestellten Konflikte haben oft einen exemplarischen Charakter und werfen grundlegende Fragen menschlicher Existenz auf.
Komödie
Die Komödie zielt darauf ab, Lachen und Erheiterung beim Publikum hervorzurufen. Oft werden menschliche Schwächen, Missgeschicke oder gesellschaftliche Typen verspottet. Die Handlung hat in der Regel einen glücklichen Ausgang (Happy End).
Bekannte Autoren der Komödie sind beispielsweise Menander, Shakespeare und Molière.
Schauspiel (Drama im engeren Sinne)
Das Schauspiel ist ein Theaterstück, das oft tragische und komische Elemente mischt oder sich ernsten, aber nicht unbedingt tragisch endenden Konflikten widmet. Es behandelt häufiger alltägliche Probleme und Konflikte mit Figuren, die dem realen Leben näherstehen. Es hat in der Regel einen glücklichen Ausgang und die Figuren sind oft alltäglicher.
Bekannte Autoren sind beispielsweise Corneille und Lope de Vega.
Weitere dramatische Formen
- Autosacramental: Einaktiges geistliches Spiel mit allegorischen Figuren, oft zu religiösen Festtagen aufgeführt.
- Melodram: Ein rührseliges Stück mit oft klarer Unterscheidung zwischen guten und bösen Charakteren und einem spannungsreichen, emotionalen Handlungsverlauf, der auf starke Gefühle zielt; oft mit traurigen Elementen.
- Farce: Eine kurze, oft derbe Komödie mit überzogenen Situationen, grotesken Elementen und Situationskomik.
- Sainete: Ein kurzes, komisches Stück, oft mit volkstümlichem Charakter, das Sitten und Gebräuche auf humorvolle oder spöttische Weise darstellt.