Empirismus & Erkenntnistheorie: Bacon, Locke, Berkeley, Hume
Eingeordnet in Philosophie und Ethik
Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 4,07 KB
Francis Bacon: Philosoph und Wissenschaftler (1561-1626)
Francis Bacon, ein politischer Philosoph, zeigte großes Interesse an Alchemie, Wissenschaft und Politik. Er suchte nach einem *neuen Ansatz*, um die Nützlichkeit der Dinge zu ergründen. Um die Natur zu überwinden, muss man ihr gehorchen – ein Prinzip, das in seinem berühmten Ausspruch „Wissen ist Macht“ gipfelt und den technischen Fortschritt nutzen soll.
Voraussetzungen für wissenschaftlichen Fortschritt
Bacon betonte die Bedeutung von *empirischer Erfahrung* und einer *systematischen Methode*, die Tabellen, Aufzeichnungen, Messungen und Experimente umfasst. Die *Induktion* dient dazu, aus spezifischen Beobachtungen allgemeine Ideen abzuleiten. Er unterschied zwei Arten der Induktion: die *vollständige* und die *verstärkende*.
Die Idole: Schranken des Wissens
Bacon identifizierte vier „Idole“ oder Trugbilder, die den menschlichen Geist von der Wahrheit abhalten:
Idol des Stammes (Idolum Tribus)
Akzeptiert, dass Wahrnehmungen, die von allen Menschen geteilt werden, nicht unbedingt wahr sind.
Idol der Höhle (Idolum Specus)
Verzerrungen auf persönlicher Ebene, die durch individuelle Erfahrungen und Erziehung entstehen.
Idol des Marktes (Idolum Fori)
Verzerrung durch Worte und Sprache, die zu Missverständnissen führen kann.
Idol des Theaters (Idolum Theatri)
Ideologien und philosophische Systeme, die nicht der Realität entsprechen.
John Locke: Der Empirismus (1632-1704)
Was ist bekannt? Locke argumentierte, dass Ideen ihren Ursprung *in der Erfahrung* haben (im Gegensatz zu Descartes' Ansicht, dass Ideen angeboren sind). Er unterschied zwischen *Empfindungen (Sensations)* (passiv) und *Reflexionen* (aktiv). Nach Locke ist der Geist bei der Geburt eine *Tabula Rasa* (ein unbeschriebenes Blatt), das erst durch Erfahrung gefüllt wird.
Er unterschied *primäre Qualitäten* (objektiv, z.B. Ausdehnung, Solidität, Zahl, Form) und *sekundäre Qualitäten* (subjektiv, z.B. Farbe, Geruch, Textur, Geschmack). Einfache Ideen sind die „Atome“ der Wahrnehmung; komplexe Ideen (z.B. „Säugetier“, „Leben“) entstehen durch die Kombination und Reflexion dieser einfachen Ideen.
George Berkeley: Idealismus (1685-1753)
Berkeleys zentraler Satz: *„Sein ist Wahrgenommenwerden“ (Esse est percipi)*. Wir haben Erfahrungen von Objekten, aber existieren diese Objekte unabhängig von unserer Wahrnehmung? Wenn etwas nicht wahrgenommen wird, existiert es dann? Berkeley argumentiert, dass die Existenz durch Wahrnehmung garantiert wird. Die Realität besteht aus individuellen Bewusstseinen, den Wahrnehmungen anderer Menschen und der allgegenwärtigen Wahrnehmung Gottes.
Wie können wir die Wahrheit erkennen? Durch die reine Wahrnehmung unserer Realität, nicht durch bloße Intellektualisierungen.
David Hume: Skeptischer Empirismus (1711-1776)
Der schottische Philosoph David Hume argumentierte, dass Wissen ausschließlich auf Erfahrungen basiert. Wir erhalten unser Verständnis durch *Eindrücke* (unmittelbare Wahrnehmungen) und *Ideen* (schwächere Kopien von Eindrücken). Eine Idee oder ein Gedanke ist nur dann gültig, wenn sie auf einem oder mehreren Eindrücken basiert.
Hume kritisierte die Idee Gottes, da sie nicht empirisch verifiziert werden kann. Er beschrieb den Geist als ein „Theater“, in dem Eindrücke und Ideen vorbeiziehen. Es gibt keine konkrete, unabhängige Realität, sondern nur ein konzeptuelles Konstrukt unserer Wahrnehmungen.
Humes Kritik der Kausalität und Induktion
Hume hinterfragte die *Kausalität* (A führt zu B). Er sah sie als eine Gewohnheit, die aus der Beobachtung von *Kontiguität* (räumliche Nähe) und *zeitlicher Abfolge* entsteht, nicht als eine notwendige Verbindung. Die *Induktion* – das Ableiten allgemeiner Regeln aus beobachteten Einzelfällen – ist nach Hume nicht rational begründbar, sondern beruht auf Gewohnheit und dem Glauben an die Gleichförmigkeit der Natur.