Entstehung der Arbeiterbewegung in Spanien: AIT, Anarchismus & Marxismus
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Die Arbeiterbewegung im Sexenio Democrático (1868–1874)
Das demokratische Sexenio (Sechsjährige) anerkannte das Recht auf Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit. Dies erlaubte der Arbeiterbewegung, aus der Illegalität herauszutreten und eigene Klassenorganisationen zu bilden.
Ankunft der Ersten Internationalen (AIT)
Die Erste Internationale (AIT, 1864) erreichte Spanien durch Fanelli, einen anarchistischen Führer, der die bakunistischen Grundsätze verbreitete:
- Abschaffung des Staates
- Kollektivierung des Eigentums
- Unpolitische Haltung
Diese Ideen fanden Anklang bei den katalanischen Arbeitern und den Bauern in Andalusien.
Verzögerte Verbreitung des Marxismus
Die Verbreitung des Marxismus (durch Lafargue) verzögerte sich. Obwohl die Marxisten ideologisch die Mehrheit in der AIT stellten, gelang es ihnen in Spanien zunächst nur, in Madrid Fuß zu fassen. Die Konfrontation zwischen den beiden ideologischen Strömungen (Anarchismus und Marxismus) verhinderte ein Bündnis.
Der Internationalismus erreichte seinen Höhepunkt während der Ersten Republik, als anarchistische Gruppen versuchten, die Revolution durchzuführen und den Zusammenbruch des Staates herbeizuführen.
Die Arbeiterbewegung während der Restauration (1874–1923)
Während des Regimes der Restauration mussten die Arbeiter- und Bauernorganisationen, die der AIT angeschlossen waren, erneut in den Untergrund gehen. Erst als der Liberale Sagasta 1881 an die Macht kam, begann eine neue Ära der Toleranz.
Die Spaltung des Anarchismus
Der Anarchismus spaltete sich in zwei Hauptströmungen:
- Befürworter der Massenaktion: Sie setzten auf die Förderung der industriellen Massenaktion, die mittelfristig zur sozialen Revolution führen sollte.
- Befürworter der „Direkten Aktion“ (Terrorismus): Eine abgetrennte Gruppe, die die soziale Revolution durch die „direkte Aktion“ kleiner Aktivistengruppen beschleunigen wollte. Ziel war es, die grundlegenden Säulen der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft zu untergraben: Staat, Kirche und Bürgertum. (Beispiele für Anschläge: Cánovas, Martínez Campos, Liceo).
Repression und die „Schwarze Hand“
Der Anarchismus wurde mit der geheimen Vereinigung „Die Schwarze Hand“ in Verbindung gebracht, die Ende des 19. Jahrhunderts in Andalusien aktiv war. Ihr wurden Morde und das Niederbrennen von Ernten zugeschrieben. Die Regierung reagierte mit diskriminierender Unterdrückung der anarchistischen Bewegung, was eine Spirale von Gewalt und Gegenreaktion (Aktion – Repression – Aktion) schuf. Dies vertiefte die Spaltung unter den Anarchisten.
Die Befürworter der Massenaktion lehnten den Terrorismus ab und gründeten zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwei wichtige anarchosyndikalistische Organisationen: Solidaridad Obrera und die CNT (Confederación Nacional del Trabajo).
Die Etablierung des Marxismus: PSOE und UGT
Die marxistische Gruppe in Madrid, geleitet von Pablo Iglesias, folgte den Anweisungen der AIT (die Bakunin zuvor ausgeschlossen hatte). Sie gründete die Partei PSOE (Partido Socialista Obrero Español) und die Gewerkschaft UGT (Unión General de Trabajadores). Ihr Einfluss breitete sich hauptsächlich auf Asturien und Vizcaya aus.
Der Marxismus hatte Schwierigkeiten, sich in Gebieten zu etablieren, die vom Anarchosyndikalismus dominiert wurden (insbesondere Katalonien). Aufgrund seines primär auf die Arbeiterklasse ausgerichteten Charakters dehnte er sich kaum auf ländliche Gebiete aus.
Die UGT war in ihren Forderungen und Kampfmethoden wesentlich moderater als der Anarchosyndikalismus.
Frühe Arbeitsgesetzgebung in Spanien
Die harten Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter sowie der zunehmende gewerkschaftliche Druck in westeuropäischen Staaten führten zur Einführung erster Arbeitsgesetze, die Arbeitnehmer vor den Auswüchsen der kapitalistischen Ausbeutung schützen sollten.
In Spanien wurden die ersten Gesetze Ende des 19. Jahrhunderts verabschiedet. Eine umfassendere Entwicklung des Arbeitsrechts erfolgte jedoch erst im 20. Jahrhundert.