Die Entwicklung der spanischen Industrie von 1855 bis 1975
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1. Historische Entwicklung der spanischen Industrie (1855-1975)
a) Beginn der Industrialisierung (bis 1930)
Die spanische Industrialisierung begann mit Verzögerung aufgrund von:
- Mangel an Rohstoffen und Energiequellen
- Knappheit an Kapital, da Investitionen hauptsächlich in Grundstücke flossen
- Technologische Rückständigkeit
- Begrenzte Nachfrage nach Industrieprodukten
- Ungünstige äußere Umstände (Unabhängigkeitskrieg, Verlust der Kolonien)
- Unzureichende politische Maßnahmen (z.B. Bergbaukonzessionen in Perpetuität)
Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts erlebte Spanien ein industrielles Wachstum, getrieben durch:
- Aufstieg des Steinkohlenbergbaus
- Steigende Investitionen
- Protektionistische Maßnahmen
- Fortschritte der zweiten industriellen Revolution
b) Bürgerkrieg und Nachkriegszeit (1936-1959)
Der Bürgerkrieg und die anschließende autarke Politik unterbrachen das industrielle Wachstum. Die Zerstörungen des Krieges und die Beschränkungen für Importe von Waren und Kapital hemmten die industrielle Entwicklung.
c) Entwicklung von 1960 bis 1975
In dieser Phase erlebte Spanien ein enormes industrielles Wachstum, begünstigt durch:
- Liberalisierung der Importe
- Expansion der Weltwirtschaft
- Niedrige Energiepreise
- Staatliche Förderung durch Entwicklungspläne
2. Industrielle Innovationen (1855-1975)
Im Zeitraum von 1855 bis 1975 wurden technische Innovationen der ersten und zweiten industriellen Revolution übernommen. Diese Innovationen führten zum Wachstum bestimmter Sektoren:
- In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Eisen- und Stahlindustrie (Andalusien, Nordspanien) und Textilindustrie (Baumwolle)
- Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts: Förderung der Grundstoffindustrien durch das Instituto Nacional de Industria (INI)
- Konsumgüterindustrie: Steigerung des Lebensstandards und Produktion von Gebrauchsgütern mit höherer Wertschöpfung
3. Industrielle Struktur
- Einführung der Massenproduktion, aber auch Nutzung traditioneller Produktionssysteme in kleinen Fabriken
- Reichlich vorhandene, aber wenig qualifizierte Arbeitskräfte
- Nebeneinander von kleinen und großen Unternehmen: Kleine Unternehmen mit geringen Investitionen und niedriger Wettbewerbsfähigkeit, große Unternehmen vor allem in der Schwerindustrie
- Technologische Rückständigkeit und Abhängigkeit von externer Finanzierung und Energie
4. Faktoren und Trends der Industriestandorte
a) Klassische Faktoren
- Nähe zu Rohstoffen und Energiequellen
- Zugang zu einem großen Absatzmarkt
- Verfügbarkeit von Arbeitskräften
- Gute Verkehrsanbindung
- Verfügbarkeit von Kapital
- Infrastruktur und industrielle Dienstleistungen
- Staatliche Anreize
b) Industrielle Konzentration
Tendenz zur Konzentration in großen städtisch-industriellen Ballungsräumen aufgrund von Agglomerationsvorteilen.
5. Industrielle Gebiete
- Gebiete mit Rohstoffvorkommen und deren Verarbeitung
- Hafengebiete für den Import von Rohstoffen
- Städtisch-industrielle Gebiete in und um Städte
6. Industriepolitik
- Protektionistische Maßnahmen zum Schutz der heimischen Industrie
- Gründung staatlicher Unternehmen
- Maßnahmen zur Verringerung regionaler Ungleichgewichte (Polos de Desarrollo)
Industrielle Umstrukturierung
1. Ursachen der Krise
a) Externe Ursachen
- Steigende Energiepreise
- Technologische Veränderungen
- Globalisierung und Wettbewerb durch Schwellenländer
b) Interne Ursachen
- Strukturelle Probleme der spanischen Industrie
- Politische Veränderungen (Tod Francos, Übergang zur Demokratie)
2. Maßnahmen zur Krisenbewältigung
a) Industrielle Umstrukturierung
Maßnahmen zur mittelfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie.
b) Reindustrialisierung und technologische Modernisierung
Förderung von Investitionen und Diversifizierung der Industrie.