Entwicklung des spanischen Romans nach 1945
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Die frühen Jahre: Orientierungslosigkeit und Tremendismo
Nach dem Bürgerkrieg herrschte Orientierungslosigkeit im Roman. Sozialromane des Exils waren verboten.
Ein neues Genre entstand: Der Tremendismo. Ein frühes Beispiel ist La familia de Pascual Duarte von Camilo José Cela (1942).
Eine gemeinsame Beobachtung in diesem Roman ist die bittere Reflexion des Alltags.
Themen waren:
- Einsamkeit
- Unzulänglichkeit
- Tod
Der Fokus lag auf benachteiligten, entwurzelten oder desorientierten und verzweifelten Charakteren. Alle beschreiben die Missstände der Zeit.
Die 50er Jahre: Der soziale Roman
In den 50er Jahren dominierte der soziale Roman, bei dem die Gesellschaft das zentrale Thema ist.
Merkmale dieser Periode:
- Vorrang vor technischem Inhalt
- Lineare Struktur
- Stark reduzierter Zeit- und Raumrahmen
- Einfache und prägnante Beschreibungen
- Viele Gruppencharaktere
- Reichlich Dialog
- Die Erzählsprache ist meist chronologisch, schlicht und direkt
Die 60er Jahre: Krise des Realismus und Erneuerung
Der Realismus der 60er Jahre wurde als "müde" empfunden.
Tiempo de silencio von Luis Martín-Santos (1962) eröffnete eine neue Etappe.
Merkmale der Erneuerung:
- Forderung nach dem Verschwinden des Autors
- Anspruch auf das "Recht zu sprechen" wird erhoben
- Verwendung der Sichtweise mehrerer Charaktere (verschiedene Interpretationen einer Sache)
- Stärkere Nutzung der 1. und 2. Person und der Selbstreflexion (Protagonist setzt sich mit sich selbst auseinander)
- Die Handlung tritt in den Hintergrund und macht Platz für das Fantastische, manchmal kombiniert mit stellvertretenden Geschichten
- Die Zeit wird direkt als Technik genutzt (diskontinuierliche Entwicklung, die sich auf die Handlung bezieht)
- Charaktere, die manchmal im Widerspruch zu ihrer Umwelt und sich selbst stehen und ihre Identität finden wollen
- Der Dialog nimmt ab, der freie indirekte Stil und der innere Monolog nehmen zu
- Die Sprache wird poetischer
- Typografische Tricks häufen sich
- Neue, fremde Elemente werden in den Roman integriert
Ab 1975: Experimentieren und Vielfalt
Ab 1975 gewinnt die Erzählung wieder an Bedeutung.
La verdad sobre el caso Savolta von Eduardo Mendoza (1975) leitet eine neue Periode des Experimentierens ein und führt zurück zum Lesegenuss.
Diese Periode zeichnet sich aus durch:
- Verbindung von Fantasie und Tradition
- Kritischer Humor
- Grotesker Realismus
- Eine Vielzahl von Trends
Vertreten durch Autoren verschiedener Generationen:
- Camilo José Cela
- Ana María Matute
- Manuel Vázquez Montalbán
- ...und viele weitere