Epochenwandel: Wissenschaft, Religion und Kultur im frühen 20. Jahrhundert
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Wissenschaft und Technologie: Ihr Einfluss
Die technowissenschaftliche Revolution: Bild- und Tonrevolution
Die experimentelle Methode ermöglichte einen raschen Erkenntnisgewinn über die Realität und die Materie in den Bereichen Biochemie, Physik, Biologie und Medizintechnik. Sie veränderte die Ernährung, verbesserte die Gesundheit und den Alltag der Menschen. In den 1920er Jahren ermöglichte die drahtlose Telegrafie die Überwindung von Grenzen, indem sie Radiostationen und bestimmte Empfänger miteinander verband. Dies führte zu einer schnellen Verbreitung von Nachrichten und Unterhaltung. In den 1930er Jahren nutzten Politiker das Radio für Wahlkampagnen. Der Stummfilm war mächtig, doch mit dem Tonfilm, der von Warner Bros. eingeführt wurde, entstanden neue Komplexitäten.
Der Einfluss der Wissenschaft auf das Denken
Es entstand ein fortschrittlicher, ständig optimistischer Mythos, der für alle menschlichen Probleme eine Lösung versprach und als Szientismus bezeichnet wurde. Für den Positivismus dienten Metaphysik und Religion nicht länger dazu, die Rätsel der Menschheit zu erklären. In der Physik wurde der Determinismus, der der Wissenschaft zugeschrieben wurde, infrage gestellt, und es gab Widerstand gegen die Konzepte des Relativismus oder der Wahrscheinlichkeit.
Religionen und die neue Gesellschaft
Gleichzeitig mit der schrittweisen Säkularisierung der Gesellschaft befürwortete der Säkularismus grundsätzlich die Trennung von Kirche und Staat, die weltanschauliche Neutralität des Staates und die Anerkennung des Rechts auf Gewissensfreiheit der Menschen.
Die katholische Kirche
Die kirchliche Hierarchie zeigte eine starke Opposition gegenüber neuen philosophischen, politischen und wissenschaftlichen Ideen. Das Papsttum verurteilte nachdrücklich Liberalismus, Nationalismus, Sozialismus, Kommunismus und die Autonomie der Zivilgesellschaft. Es berief das Erste Vatikanische Konzil ein und definierte das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes. Der Nachfolger von Pius IX., Leo XIII., verurteilte in seiner Enzyklika die Auswüchse des Kapitalismus und verteidigte die Notwendigkeit neuer Beziehungen. Nach seiner Wahl förderte Papst Benedikt XV. religiöse Bewegungen wie die Katholische Aktion, um Christen mehr Bedeutung und ein gewisses Maß an Autonomie bei der Rekristianisierung der Gesellschaft zu geben. Innerhalb der Katholischen Aktion wurde besonders die Bedeutung der JOC (Christliche Arbeiterjugend) hervorgehoben. Während in traditionell katholischen Ländern der Antiklerikalismus sehr lebhaft war, gewann der Katholizismus auch im Protestantismus an Einfluss.
Die orthodoxen und protestantischen Kirchen
Auch evangelische Kirchen waren gezwungen, sich mit dem Fortschritt der Wissenschaft auseinanderzusetzen, und es entstanden neben traditionalistischen Strömungen auch laizistische Tendenzen. So gab es Strömungen, die die Bibel nicht wörtlich auslegten, und andere, die neue Herausforderungen wie die Interpretation biblischer Texte akzeptierten. In den Vereinigten Staaten, wo protestantisch-christliche Konfessionen zahlreich waren, gewannen die Episkopalkirche, die Methodisten und die Baptisten an Einfluss und Dynamik. Die orthodoxen Kirchen in Osteuropa entwickelten sich doktrinär wenig, da wissenschaftliche Fortschritte und die industrielle Revolution dort nur geringe Auswirkungen hatten.
Die kulturelle Krise
Beginn der Gewissenskrise in Europa
Die Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft, die Fortschritte in Wissenschaft und Technik sowie die Gräueltaten des Ersten Weltkriegs führten zu einer Gewissenskrise in Europa. Die Bourgeoisie, die sich ihrer weltweiten Hegemonie sicher und stolz war, sah sich jedoch mit intellektuellen und künstlerischen Strömungen konfrontiert, die diese scheinbare Solidität infrage stellten. Albert Einstein zweifelte an der Existenz absoluter Gesetze und stellte die Gewissheiten des gesunden Menschenverstandes infrage. Pawlow zeigte bedingte Reflexe auf und stellte die individuelle Freiheit infrage. Und Sigmund Freud untergrub die traditionelle Moral, indem er die menschliche Psyche als von vielfältigen, oft unbewussten Kräften geprägt darstellte, die sich von traditionellen Normen abgrenzten.