Epochenzuordnung von Georg Büchners 'Woyzeck'
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Epochenzuordnung
Georg Büchners Dramenfragment „Woyzeck“ lässt sich wie alle Werke des Autors nur schwer eindeutig einer einzigen Epoche zuordnen. Dies liegt daran, dass Büchner seiner Zeit voraus war, aber gleichzeitig durch sie geprägt wurde. Zeitgeschichtlich lässt er sich am ehesten dem Vormärz zuordnen, welcher mit politischen Ideen auf die Restauration reagiert und eine liberale Bewegung in der Literatur darstellt.
Die Literatur wird im Vormärz in den Dienst politischer Ziele gestellt, was zum Teil auch auf „Woyzeck“ zutrifft, da Büchner hier Gesellschaftskritik übt. Er prangert die Oberschicht an, welche die Unterschicht dermaßen unterdrückt, dass ein normales Leben gar nicht mehr möglich ist. Konkret auf das Drama bezogen, sieht man, dass Woyzeck nicht heiraten kann, weil er es sich nicht leisten kann. Außerdem beuten ihn sowohl der Doktor als auch der Hauptmann aus, indem sie seine angespannte finanzielle Situation ausnutzen. Beide würdigen ihn als Mensch herab, der Doktor geht sogar so weit, ihn unter einem Tier anzusiedeln.
Ein weiteres Merkmal der Epoche ist, dass der Adressat des Buches das einfache Volk ist. Dies ist im „Woyzeck“ der Fall, da der Protagonist der Unterschicht angehört. Büchner ist aber auch Realist, das heißt, er zeigt die Welt, wie sie ist und nicht wie sie sein sollte. Der Protagonist Woyzeck zählt zu den Ärmsten und hat keine Chance auf einen gesellschaftlichen Aufstieg. Büchner stellt ihn in all seinem Elend und allen negativen Facetten dar – bis hin zu dem Mord, den er begeht. Allerdings ist Büchners Realismus damit naturalistisch, das heißt wirklichkeitsgetreu. Der Anspruch des erst nach Büchner als literarische Strömung existierenden Realismus war es aber, die hässlichen Seiten der Wirklichkeit poetisch zu gestalten. Diesen Anspruch hatte Büchner nicht.
„Woyzeck“ ist demnach zwar stärker dem Vormärz zuzuordnen, weist aber auch realistische Elemente auf. Büchner ist also ein Vordenker, was man auch daran sieht, dass seine Zeitgenossen ihn nicht beachtet haben und die Würdigung seines literarischen Schaffens erst lange nach seinem Tod eingetreten ist.