Eriksons psychosoziale Entwicklung: 8 Lebensphasen einfach erklärt
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Vertrauen vs. Misstrauen (Geburt bis 1-2 Jahre)
In dieser ersten Phase, von der Geburt bis zum Alter von ein bis zwei Jahren, entwickelt das Kind ein grundlegendes Gefühl von Vertrauen oder Misstrauen. Wenn seine grundlegenden Bedürfnisse wie Nahrung und Pflege altersgerecht und konsistent erfüllt werden, entwickelt es ein Gefühl der Selbstsicherheit und des Vertrauens in seine Umgebung. Bleiben diese Bedürfnisse jedoch unerfüllt oder inkonsistent, kann dies zu Misstrauen gegenüber anderen und der Welt führen.
Autonomie vs. Scham und Zweifel (1,5 bis 4,5 Jahre)
Im Alter von etwa 1,5 bis 4,5 Jahren strebt das Kind nach Autonomie. Durch die angemessene, vorsichtige Unterstützung der Eltern lernt es, sich selbst zu kontrollieren und ist stolz auf seine Handlungen. Kinder, die diese Phase erfolgreich meistern, entwickeln ein Gefühl der Unabhängigkeit und Initiative, auch wenn sie ihren Willen noch nicht vollständig kontrollieren können.
Folgen bei mangelnder Autonomie: Wutanfälle
Wird dem Kind in dieser Phase keine Möglichkeit gegeben, bei minimalen Dingen selbst zu entscheiden (z.B. bei der Wahl eines Paares Schuhe), kann dies zu Frustration, Scham und Zweifel an den eigenen Fähigkeiten führen. Dies äußert sich oft in Wutanfällen und Tränen und kann die Charakterentwicklung beeinträchtigen.
Initiative vs. Schuldgefühle (3,5 Jahre bis Grundschule)
Diese Phase, oft als „Spielalter“ bezeichnet, erstreckt sich von etwa 3,5 Jahren bis zum Eintritt in die Grundschule. Das Kind lernt, mit anderen zu teilen, entwickelt seine Vorstellungskraft und Fantasie im Spiel, folgt Regeln und übernimmt die Führung beim gemeinsamen Spielen. Es entwickelt ein Gefühl für Initiative.
Wird das Kind in seinen Spielen und Aktivitäten in dieser Phase jedoch frustriert oder übermäßig kritisiert, kann es Schuldgefühle entwickeln, ängstlich werden und Schwierigkeiten haben, Initiative zu ergreifen, seine Fantasie zu entfalten und sich von seinen Eltern zu lösen.
Fleiß vs. Minderwertigkeitsgefühl (Schuleintritt bis 14 Jahre)
Diese Phase erstreckt sich vom Schuleintritt bis etwa zum 14. Lebensjahr. Das Kind lernt die Grundlagen des Lebens, um zu einem funktionalen und kompetenten Erwachsenen heranzuwachsen. Es beginnt, enge Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen und gesellschaftliche Normen zu verstehen und zu befolgen. In diesem Alter spielt es weiterhin, lernt aber auch, kooperativ zu spielen und Sport zu treiben. Es erkennt die Notwendigkeit, akademische Fähigkeiten zu erwerben (z.B. in Sozialkunde), entwickelt seine kognitiven Fähigkeiten und zeigt Interesse am Lesen. Zudem entwickelt es Selbstdisziplin für gutes Benehmen, wird umgänglicher und hält sich an Regeln, was zu einem Gefühl des Fleißes führt.
Wenn das Kind die vorherigen Phasen jedoch nicht erfolgreich durchlaufen hat, um diese Kompetenzen zu entwickeln, fühlt es sich unsicher bezüglich seiner Zukunft. Dies kann zur Bildung eines Minderwertigkeitskomplexes führen, begleitet von Schuld- und Schamgefühlen, anders zu sein oder zu handeln.
Identität vs. Rollenkonfusion (13/14 bis 20 Jahre)
Diese entscheidende Phase erstreckt sich von etwa 13/14 bis 20 Jahren. Jugendliche, die in den vorherigen Phasen Frustrationen erlebt haben und nicht gelernt haben, sich als eigenständige Person anzunehmen, können eine tiefe Verwirrung über ihre Identität erfahren. Dies kann zu ernsthaften Problemen, einschließlich kriminellem Verhalten, führen. Erfolgreich durchlaufene Jugendliche entwickeln ein starkes Bewusstsein für Recht und Unrecht und zeigen angemessenes Sozialverhalten. Sie lassen sich von Vorbildern inspirieren, um erfolgreiche Erwachsene zu werden, und experimentieren mit verschiedenen Stilen und Umfeldern, bis sie ihre eigene, komfortable Identität finden.
Finden Jugendliche in dieser Phase ihre Identität nicht, können sie zu Personen werden, die gesellschaftliche Regeln missachten, einen schwachen Charakter entwickeln und antisoziales Verhalten zeigen.
Intimität vs. Isolation (Junges Erwachsenenalter)
Im jungen Erwachsenenalter liegt der Erfolg darin, mit einem Partner Intimität zu erfahren und eine echte, authentische Beziehung aufzubauen, die idealerweise zu einer glücklichen Ehe führt. Das Scheitern in dieser Phase kann zu Isolation und Einsamkeit führen.
Generativität vs. Stagnation (Erwachsenenalter)
Im Erwachsenenalter konzentriert sich die soziale Entwicklung auf die Generativität – die Fähigkeit, etwas Bleibendes zu schaffen und sich um die nächste Generation zu kümmern. Dies äußert sich oft in der Rolle als Ehepartner und Elternteil. Das Individuum entwickelt ein Gefühl, produktiv zu arbeiten und einen Beitrag zur effektiven Entwicklung seiner Familie und der Gesellschaft zu leisten. Ohne diese Generativität kann es zu Stagnation und Selbstabsorption kommen.
Integrität vs. Verzweiflung (Reifes Erwachsenenalter)
Im reifen Erwachsenenalter, wenn die früheren psychosozialen Krisen erfolgreich gelöst wurden, entwickelt das Individuum ein Höchstmaß an Reife, Unabhängigkeit und Selbstvertrauen. Es strebt danach, eine akzeptable Rolle in seinem Leben als Individuum zu haben und ist stolz auf seine Kinder, seine Arbeit, seinen Beruf und seine Hobbys. Dies führt zu einem Gefühl der Integrität.
Wurden jedoch eine oder mehrere der vorhergehenden Phasen nicht erfolgreich gemeistert, blickt der reife Erwachsene mit Frustration und Ekel auf sein Leben und das Erreichte zurück. Dies führt zu einem Gefühl der Verzweiflung und des Bedauerns über verpasste Chancen.