Erkenntnisproblem im Mittelalter: Rationalismus, Empirismus & Descartes
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1.1 Das Erkenntnisproblem im 12. Jahrhundert: Rationalismus und Empirismus
Das zentrale Anliegen der Philosophie im 12. Jahrhundert war das Erkenntnisproblem. Sowohl der Rationalismus als auch der Empirismus standen vor derselben Herausforderung, unterschieden sich jedoch grundlegend in ihrem Ansatz und ihrer Herangehensweise.
Rationalismus: Primat der Vernunft
Der Rationalismus zeichnet sich grundsätzlich durch den Primat der Vernunft aus, um grundlegende Wahrheiten zu erlangen. Seine zentrale These ist, dass unsere wahre Erkenntnis der Realität ihren Ursprung und ihre Grundlage in der Vernunft hat. Rationalisten identifizieren rationales Wissen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, insbesondere der Mathematik. Sie sind daher überzeugt, dass die Realität eine mathematische Struktur besitzt. Sie glauben, dass nur durch die Mathematik gesicherte Erkenntnisse über die Realität gewonnen werden können. Das Hauptproblem für Rationalisten ist die Entwicklung einer Methode zur Anwendung der Mathematik auf die Philosophie, typischerweise durch ein deduktives System.
Die Deduktion ist ein Argumentationsverfahren, das eine notwendige Schlussfolgerung aus allgemeinen Sätzen ableitet. Ein weiteres zentrales Problem für Rationalisten ist die Herkunft und Natur von Ideen.
Empirismus: Wissen durch sinnliche Erfahrung
Empiristen hingegen vertreten die Ansicht, dass unser Wissen aus den Sinnen stammt, das heißt, der Ursprung unseres Wissens liegt in der sinnlichen Erfahrung. Dies setzt eine klare Grenze für die Möglichkeiten des Wissens, die nicht über diese Erfahrung hinausgehen kann. Jedes Wissen wird abgelehnt, wenn es nicht auf den Bereich der Sinne reduziert werden kann. Empiristen lehnen die rationalistischen angeborenen Ideen ab und befürworten die Methode der Induktion, im Gegensatz zur Deduktion. Induktion bedeutet, aus besonderen Erfahrungen universelle Schlussfolgerungen zu ziehen.
2.1 Die Modi des menschlichen Wissens und die Methode nach Descartes
Nach Descartes gibt es grundsätzlich zwei Arten des Wissens: Intuition und Deduktion.
Intuition: Das natürliche Licht der Erkenntnis
Intuition ist eine Art natürliches Licht, durch das wir einfache und wahre Ideen sofort und ohne jede Möglichkeit von Zweifel oder Irrtum erfassen, da sie selbstverständlich sind. Dies sind die klaren und deutlichen Ideen, die auch als „einfache Naturen“ bezeichnet werden. Aus diesen einfachen Naturen wird Wissen durch Deduktion entwickelt.
Deduktion: Schrittweise Ableitung von Wissen
Die Deduktion ist der zweite Modus des Wissens, definiert als eine notwendige Schlussfolgerung aus anderen Tatsachen, die mit Sicherheit bekannt sind. Die Intelligenz entdeckt Verbindungen zwischen verschiedenen Intuitionen und schreitet Schritt für Schritt durch den Deduktionsprozess voran. Deduktives Denken ist eine geordnete Abfolge von Beweisen.
Der Einfluss der kartesischen Mathematik ist hier deutlich erkennbar. Descartes' Auffassung, wie die Philosophie vorgehen sollte, ähnelt der Arbeitsweise eines Vermessers, der im Voraus bestimmte Eigenschaften kennen muss. Er formulierte drei Hauptpunkte für seine Methode:
- Die Methode sollte der Geometrie ähneln und eine Kette von einfachen und leicht nachvollziehbaren Gründen entwickeln.
- Nichts sollte als wahr akzeptiert werden, was nicht völlig sicher ist.
- Die richtige Reihenfolge bei der Deduktion muss eingehalten werden, um zu Beweisen und damit zu gesicherten Erkenntnissen zu gelangen.