Erkenntnistheorie: René Descartes und David Hume

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René Descartes (1596–1650)

Der Barockphilosoph und Begründer des kartesischen Projekts zielte darauf ab, die mathematische Denkweise und ihre Lösungen auf andere Bereiche zu übertragen. Zur Durchführung dieses Projekts untersuchte er die Struktur und Funktionsweise der Vernunft und identifizierte vier Schritte:

  • Intuition: Das, was ich klar und deutlich von selbst erkenne.
  • Deduktion: Eine argumentative Kette, die zwangsläufig zu einem Schluss führt.
  • Analyse: Die Zerlegung eines Ganzen in so viele Teile wie möglich.
  • Synthese: Die Neuzusammensetzung des Wesentlichen aus den analysierten Teilen.

Der methodische Zweifel

Descartes stellte fest, dass alles, was als real und existent betrachtet wird, hinterfragt werden muss. Um dies zu rechtfertigen, entwickelte er den methodischen Zweifel, der aus drei Teilen besteht:

  • Der Trugschluss der Sinne: Die Sinneswahrnehmungen vermitteln uns keine absolute Sicherheit über die Realität.
  • Die Unfähigkeit, Wachsein von Schlaf zu unterscheiden: Es gibt keine eindeutigen Argumente, um festzustellen, ob wir wach sind oder träumen.
  • Der „böse Dämon“ (Genius malignus): Die Annahme, dass ein böser Geist uns selbst in mathematischen Erkenntnissen täuschen könnte.

Das Cogito, ergo sum und das Gültigkeitskriterium

Aus seiner Forschung leitete Descartes die erste unbezweifelbare Wahrheit ab: „Cogito, ergo sum“ (Ich denke, also bin ich). Mit dieser Wahrheit bewies er die Existenz des res cogitans, der denkenden Substanz oder der mentalen Seite des Individuums. Aus dieser Wahrheit leitete er ein Gültigkeitskriterium ab: Um als wahr akzeptiert zu werden, müssen alle Erkenntnisse so klar und deutlich sein wie diese erste Evidenz.

Descartes' Einteilung der Ideen

Er teilte Ideen in drei Gruppen ein:

  • Zufällige (adventitiae): Ideen, die von außen durch die Sinne kommen. Sie sind nicht vollständig zuverlässig, da die Sinne uns täuschen können.
  • Fiktive (factitiae): Ideen, die das Denken frei zusammensetzt und die nicht unbedingt der Realität entsprechen (z. B. Superman). Sie erfüllen kein Gültigkeitskriterium.
  • Angeborene (innatae): Ideen, die durch geistige Übung entdeckt werden und nicht von außen erworben sind. Sie sind klar, deutlich und unbestreitbar und erfüllen das Gültigkeitskriterium.

Aus den angeborenen Ideen leitet Descartes die Existenz Gottes ab, der unendlich und unendlich gut ist und uns nicht täuscht. Die Existenz der res extensa (der ausgedehnten materiellen Welt) wird durch die Nicht-Täuschung Gottes gerechtfertigt. Descartes verwendet zur Rechtfertigung der Existenz Gottes eine Variante des ontologischen Arguments, ähnlich dem des heiligen Anselm von Canterbury.

Der Empirismus und David Hume (1711–1776)

Der Empirismus (nach David Hume) ist eine Erkenntnistheorie, die besagt, dass die Sinneserfahrung die einzige Quelle des Wissens ist. Die Beobachtung spielt dabei eine zentrale Rolle, da viele Vertreter des Empirismus aus den Naturwissenschaften stammten.

Humes Erkenntnistheorie und Wahrheitskriterien

Nach Hume basiert alles Wissen auf Empfindungen und Wahrnehmungen, aus denen Ideen formuliert werden. Er unterscheidet zwischen zwei Arten von Wahrheiten:

  • Tatsachenwahrheiten (Matters of Fact): Aussagen über die empirische Welt, die durch Erfahrung überprüft werden müssen.
  • Beziehungswahrheiten (Relations of Ideas): Aussagen über Beziehungen zwischen Ideen (z. B. in der Mathematik), die ohne empirische Erfahrung erkannt werden können, obwohl die ursprünglichen Ideen aus der Erfahrung stammen.

Hume formulierte ein Gültigkeitskriterium: Jede Idee muss auf eine ursprüngliche Empfindung zurückgeführt werden können; andernfalls wird sie als Fiktion betrachtet. Mit diesem Ansatz verwarf er zwei Ideen als bloße Fiktionen, die er für sehr wichtig hielt: die Ideen von Gott und vom Ich. Diese seien lediglich sprachliche Konstrukte und in der Realität nicht existent.

Er kritisierte auch die Notwendigkeit einer kausalen Beziehung, da er argumentierte, dass Ereignisse zwar oft aufeinander folgen, dies aber keine logische Notwendigkeit impliziert. Mit seinem strengen Kriterium der Genauigkeit schränkte Hume die Gültigkeit wissenschaftlicher Gesetze ein, da wir keine Erfahrung von der Zukunft haben und ein wissenschaftliches Gesetz daher nicht immer erfüllt sein muss.

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