Erkenntnistheorie, Wahrheit und Gedächtnis: Philosophische Konzepte

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Die Bildung von Begriffen

A. Platon: Die Ideenlehre

Platon verteidigt die Existenz von Entitäten (Wesenheiten) als objektive Realität der Dinge, unabhängig vom Denken. Diese Realität ist extramental, kann aber durch Denken verständlich gemacht werden (Platon nennt sie Formen oder Ideen).

B. Aristoteles: Universalien und Essenzen

Aristoteles ist der Ansicht, dass Universalien Essenzen sind, die den Dingen jedoch innewohnen (immanent sind). Alle Wesen einer Art haben eine gemeinsame Essenz oder Natur, die universell ist. Individuelle Unterscheidungsmerkmale werden durch das jeweilige Subjekt bereitgestellt. Daher muss Wissen sowohl die Form als auch das individuelle und konkrete Material erfassen.

C. Descartes: Rationalistische Begriffsauslegung

Descartes vertritt die rationalistische Auslegung der Begriffe. Er geht davon aus, dass vollständige Wahrheiten und Ideen dem Geist innewohnen, ohne die Intervention der Erfahrung. Er betrachtet die Denkweisen und Ideen als voneinander abhängig.

D. Hume: Empirismus und Wahrnehmung

Für Hume existieren individuelle Wesen als sinnvolle Wahrnehmungen. Man kann sich alle möglichen Dinge mit einer sensitiven Darstellung von ihnen vorstellen.

E. Kant: Empirische und Reine Begriffe (Kategorien)

Kant unterscheidet zwei Arten von Begriffen:

  1. Der empirische Begriff: Dessen Inhalt wird durch die Erfahrung bereitgestellt, als Ergebnis mehrerer Wahrnehmungen eines Objekts.
  2. Der reine Begriff oder die Kategorie: Unabhängig von der Erfahrung. Er deckt die verschiedenen Möglichkeiten ab, wie der Geist empirische Konzepte bei der Verarbeitung identifizieren kann.

Die Kategorien drücken die Bedingungen des a priori Wissens aus. Sie repräsentieren die Form oder Struktur des Denkens, während empirische Konzepte die Materialien oder Inhalte liefern.

Wissen und Wahrheit

Das Ziel des Wissens ist die Erkenntnis der Wahrheit.

Ist es möglich, die Wirklichkeit zu erkennen?

Es gibt unterschiedliche Antworten, die im Laufe der Zeit philosophische Traditionen hervorgebracht haben:

  • Skepsis: Die Lehre, die die Möglichkeit der Erfassung der objektiven Realität und damit das Erreichen der Wahrheit der Dinge in Frage stellt.
  • Relativismus: Jeder erkenntnistheoretische Ansatz, der die Existenz absoluter Wahrheiten leugnet.
  • Realismus: Die erkenntnistheoretische Haltung, die die Möglichkeit unterstützt, die Realität so zu erkennen, wie sie ist.
  • Idealismus (Subjektivismus): Die Lehre, die es für unmöglich hält, die Realität an sich zu erkennen.

Quellen der Wahrheit: Rationalismus vs. Empirismus

Es gibt zwei grundlegende Lösungen:

  • Empirismus: Für Empiriker stammt alles Wissen aus der sinnlichen Erfahrung.
  • Rationalismus: Hält fest, dass Wissen ein exklusives Produkt des Verstandes ist, ohne die Intervention der Sinnlichkeit.

Was ist Wahrheit? Konzeptionen

Die Wahrheit als Eigenschaft der Dinge

Nach diesem Konzept bedeutet Wahrheit, dass die Dinge authentisch sind.

Die Wahrheit als Eigenschaft des Verstehens (Erkenntnis)

Hier wird Wahrheit als eine Eigenschaft der Erkenntnis betrachtet, die vom Subjekt ausgeht, das etwas weiß. Dies kann auf drei Arten verstanden werden:

  • Die Wahrheit als Angemessenheit (Korrespondenz)
  • Die Wahrheit als Kohärenz
  • Die Wahrheit der Gewissheit

Die pragmatische Wahrheit

Die Wahrheit ist die Fähigkeit unseres Wissens, die gesteckten Ziele zu erreichen.

Das Gedächtnis (Speicher)

Das Gedächtnis ist die Fähigkeit, Informationen über die Zeit zu speichern, abzurufen und sie räumlich sowie zeitlich einzuordnen.

Unterschied zwischen Gedächtnis und Vorstellung

Das Gedächtnis unterscheidet sich von der Vorstellung, da es:

  • Von Gefühlen oder emotionalen Erfahrungen begleitet ist.
  • Nicht freiwillig verändert werden kann.
  • Im Zusammenhang mit anderen Erinnerungen steht und ein organisiertes Ganzes bildet.

Phasen des Gedächtnisprozesses

Der Gedächtnisprozess wird schrittweise aufgebaut und umfasst mehrere Phasen:

  • Fixierung: Die Aufzeichnung der erhaltenen Informationen, abhängig vom Grad der Aufmerksamkeit auf das Wahrgenommene.
  • Kodierung: Die Klassifizierung der Informationen, die automatisch oder freiwillig erfolgen kann.
  • Speicherung: Die Aufbewahrung der Informationen.
  • Evokation (Abruf): Das Abrufen von Informationen, das spontan oder freiwillig erfolgen kann. Dies beinhaltet die Anerkennung der Erinnerungen und deren zeitliche und räumliche Einordnung.

Gedächtnistypen

Man unterscheidet zwischen dem Kurzzeitgedächtnis (bezieht sich auf Ereignisse, die kürzlich stattfanden) und dem verzögerten Gedächtnis (Erinnerungen an die ferne Vergangenheit).

Zudem gibt es das Kurzzeitgedächtnis, das Informationen für einige Sekunden hält, und das Langzeitgedächtnis, das Daten auf unbestimmte Zeit speichert.

Ursachen des Vergessens

  • Schlechte Fixierung
  • Interferenz (Überlagerung)
  • Verfall (Decay)
  • Repression (Verdrängung)

Gedächtnisstörungen (Amnesien)

Amnesie-Formen

  • Aphasie: Vergessen der Sprache (Sprachstörung).
  • Anterograde Amnesie: Unfähigkeit, neue Erinnerungen zu bilden.
  • Retrograde Amnesie: Unfähigkeit, sich an den Zeitraum vor Beginn der Amnesie zu erinnern.
  • Lakunäre Amnesie: Betrifft nur bestimmte Zeiträume.
  • Elektive Amnesie: Betrifft spezifische Themen oder Inhalte.

Qualitative Gedächtnisstörungen

  • Hypermnesie: Übermäßiger Abruf von Informationen, die als verloren galten, oft in Zuständen wie Fieber oder Hypnose.
  • Paramnesie: Gedächtniserfindungen, um Lücken oder Hohlräume zu füllen (Konfabulation).
  • Ekmnesie: Das Erleben vergangener Situationen, als wären sie gegenwärtig.
  • Gedächtnishalluzination: Das Gefühl, eine Situation bereits erlebt zu haben (Déjà-vu) oder die Erfindung falscher Erinnerungen.

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