Erklärungsmodelle der Wirklichkeit: Mythos und Descartes

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Die Wirklichkeit als philosophische Anfrage

Die Phänomene der Natur, wie Blitze, Finsternisse oder Feuer, waren für den Menschen stets eine große Quelle von Fragen. Im Laufe der Geschichte hat die Menschheit zahlreiche Antworten und Erklärungen für diese Phänomene vorgeschlagen. Diese Erklärungsansätze lassen sich grob in drei Klassen unterteilen: die mythische, die wissenschaftliche und die philosophische.

Die mythische Erklärung

Ein Mythos ist eine Erzählung über außergewöhnliche Wesen, die die Natur, die Entstehung einzelner Elemente oder die Welt als Ganzes erklären. Es sind Erzählungen, die außerhalb der historischen Zeit angesiedelt sind.

Mythen unbekannten Ursprungs entstanden aus dem Erstaunen über die Erscheinungen der Natur, deren Ursachen unbekannt waren. Zum Beispiel war die Bewegung der Sonne eine große Frage. Aus der Mischung von Neugier und Angst entstanden in allen Kulturen fantasievolle und phantastische Geschichten, die als Mythen bekannt sind.

Arten und Bedeutung des Mythos

Es gibt viele Arten von Mythen, von denen drei hervorstechen:

  • Die Theogonien

    Sie erzählen die Entstehung und den Niedergang verschiedener Götter. Z. B. sind in der griechischen Mythologie Apollo und Athena die Söhne des Zeus.

  • Die Kosmogonien

    Sie beschreiben die Entstehung des Universums. Z. B. erklärt die biblische Genesis den Ursprung des Universums in sieben Tagen.

  • Die ätiologischen Mythen

    Sie erklären die Entstehung eines neuen Wesens oder eines Teils der Wirklichkeit. Beispiel: Der Mythos von Prometheus erklärt die Erscheinung des Feuers.

Der Mythos kann auf zwei Arten verstanden werden, die eine wörtliche oder eine allegorische Auslegung zulassen. Mythen und Geschichten können einen großen literarischen Wert sowie eine tiefe symbolische und allegorische Bedeutung haben.

  1. Wörtliche (buchstäbliche) Auslegung

    Hier werden die Mythen als wahre und gültige Erklärungen der Realität angenommen. In Gesellschaften, in denen Mythen effektiv und lebendig bleiben, liefern sie Vorbilder. Ihre Funktion ist es, die Mitglieder eines Stammes zu binden und zu vereinen, wodurch sie sich vom Rest unterscheiden können.

    Wenn Mythen wörtlich genommen werden, können die Handlungen, zu denen sie führen, absurd erscheinen. Ein Beispiel dafür ist, dass Menschen weiterhin Münzen in Brunnen werfen, in dem Glauben, dass dies ihnen Glück bringt.

    Wenn Mythen geglaubt werden, können sie zu einer geistigen Gefangenschaft führen.

  2. Allegorischer Sinn

    Hier werden Mythen aus einer literarischen Perspektive betrachtet. Sie werden nicht mehr geglaubt und hören auf, als wahr zu gelten, sondern werden interpretiert.

    Mythen haben Künstler aller Altersgruppen inspiriert, und sogar Philosophen haben sich ihnen für bestimmte Episoden zugewandt.

Der Cartesische Zweifel

Unter den Philosophen, die die Möglichkeit des Wissens verteidigen, ist der Franzose Descartes hervorzuheben. Er sammelte eine Reihe von Argumenten, die die These stützen, dass wir die Welt nicht erkennen können und dass es möglich ist, alles Wissen, das wir besitzen, anzuzweifeln. Sein eigentlicher Zweck war es jedoch, diese Argumente zu widerlegen und absolute Gewissheit zu finden.

Descartes zweifelte an der Erkenntnis der Welt und stellte sogar mathematische Wahrheiten in Frage. Somit erstreckte sich seine Untersuchung auf die gesamte Erkenntnis.

Zweifel an der Erkenntnis der Welt

Descartes hinterfragte die Erkenntnis der Wirklichkeit durch die Sinne. Für ihn können die Sinne und unsere Wahrnehmungen uns jederzeit täuschen, wie man bei Täuschungen (Illusionen) sieht. Trotzdem argumentiert Descartes, dass, obwohl die Sinne uns täuschen, wir nicht daran zweifeln können, dass sie uns eine konkrete Wirklichkeit vermitteln. Allerdings ist die Erfahrung nicht weniger irreführend.

Das Traumargument

Eine weitere Frage lautet: Wie können wir wissen, dass wir nicht träumen? Könnte das, was wir erleben, ein Produkt eines Traumes sein und nicht wirklich geschehen? Obwohl die Empfindungen sehr real erscheinen, sind sie es auch in Träumen. Es gibt sehr lebhafte Träume, die wir mit der Wirklichkeit verwechseln können.

Im Ergebnis können die Informationen, die von den Sinnen über die Welt bereitgestellt werden, falsch sein, da sie in einem Traum erzeugt worden sein könnten.

Zweifel an mathematischen Wahrheiten

Descartes erkannte, dass mathematische Aussagen wie „Ein Quadrat hat vier Seiten“ weder durch Träume noch durch Illusionen betroffen sind. Sie scheinen unwiderlegbare Wahrheiten zu sein.

Das Argument des bösen Genies

Descartes führt dann die hypothetische Figur des bösen Genies (genius malignus) ein: eine Gottheit, die in der Lage ist, uns von allem zu überzeugen, auch wenn es falsch ist. Zum Beispiel könnte eine Aussage, die so offensichtlich ist wie „Ein Quadrat hat vier Seiten“, falsch sein, aber das böse Genie täuscht mich und lässt mich glauben, sie sei wahr.

Durch die Einführung des bösen Genies erstreckt Descartes seinen Zweifel nicht nur auf Wahrnehmungen, sondern auch auf mathematische Wahrheiten und logische Argumentationen.

Cogito ergo sum: Die absolute Gewissheit

Mit dem radikalen Zweifel beabsichtigte Descartes nicht, skeptische Argumente zu liefern, sondern eine absolute Sicherheit zu erreichen, die über jeden Zweifel erhaben ist.

Descartes gelangte dazu, alle Inhalte des Denkens anzuzweifeln, aber was er nicht anzweifeln konnte, war die Tatsache, dass er zweifelte und dachte. Selbst ein böses Genie wäre nicht in der Lage, die Tatsache, dass ich denke, falsch zu machen. Und wenn man denkt, existiert man.

Descartes fasst dieses Ergebnis mit einem berühmten Satz zusammen: „Ich denke, also bin ich“ (Cogito ergo sum). Alles kann dem Zweifel unterliegen, aber nicht der Akt des Denkens und das Sein selbst, das denkt. Der Akt des Denkens ist ein unbestreitbarer und unwiderlegbarer Beweis dafür, dass wir existieren.

Der gesamte Zweifel, den Descartes durchführte, führte nicht zur Skepsis, sondern zu einer absoluten Gewissheit. Die skeptische Frage wurde von Descartes überwunden.

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