Erscheinungsfarbe & Ausdrucksfarbe erklärt
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Erscheinungsfarbe vs. Ausdrucksfarbe
Erscheinungsfarbe (Impressionismus)
Von Erscheinungsfarbe spricht man, wenn der Künstler dem Objekt die Farbigkeit gibt, in der es im Augenblick der malerischen Umsetzung aufgrund der atmosphärischen Verhältnisse (Licht, Beleuchtung) erscheint.
Die Maler des Impressionismus sahen ihre Motive, Landschaften und Gegenstände, im Wandel von Licht und Atmosphäre, in ihrer augenblicklichen Erscheinungsform und den Reflexen des vielfach gebrochenen Lichts. Ausgehend von der Theorie Ruskins, dass der Mensch die Dinge nicht bereits in Form verstandesmäßig erfasster Konturen sieht, sondern mittels verschiedener Farbpunkte, die das Auge treffen, malten die Impressionisten Objekte und Landschaften mittels einer Vielzahl kurzer, punktförmiger Pinselstriche (Farbtupfer). Farbtupfer werden nebeneinandergestellt und mischen sich erst im Prozess der Wahrnehmung im Auge des Betrachters. Das Mischen der Farbe findet nicht auf der Malfläche statt. Durch die Auflösung fester Konturen erhalten die Bilder dabei Bewegung und den Aspekt des Skizzenhaften. Durch Abdunkeln (farbige Schatten) und Aufhellen (Weiß) werden Licht und Schatten betont. Die Bilder erhalten ihre Wirkung durch eine Vielfalt abgestimmter Farbnuancen.
Merkmale der Erscheinungsfarbe:
- Wiedergabe der atmosphärischen Verhältnisse und der momentanen Helligkeit.
- Anwendung der Farbtupfer-Technik (nach Ruskin): Konturen werden aufgelöst, Farben mischen sich im Auge des Betrachters.
- Verleiht dem Bild Bewegung und betont Licht sowie Schatten.
Ausdrucksfarbe (Expressionismus)
Die Ausdrucksfarbe ist vor allem an die Kunst des Expressionismus gebunden (ca. 1905 bis 1920), besonders an die Malerei Vincent van Goghs, der Gruppe der Fauvisten und die Malerei des Expressionismus in Deutschland. Inspiration kam unter anderem von afrikanischer und ozeanischer Kunst.
Im Mittelpunkt steht dabei das Malen mit reinen, ausdrucksstarken Farben, der Verzicht auf Licht- und Schattenmodellierung und die Tendenz zur Flächigkeit des Bildes. Die Farbgebung mit intensiven Farben ist auch Ausdruck tiefer Gefühlsschichten des subjektiven Künstlers. Zugunsten der Farbwirkung wird dabei die Komposition oft vereinfacht. Die Flächigkeit des Motivs wird durch schwarze Konturen (Umrisslinien), die die einzelnen Farbflächen fassen und umranden, verstärkt.
Merkmale der Ausdrucksfarbe:
- Verwendung starker, reiner Farben.
- Verzicht auf Licht- und Schattenmodellierung.
- Tendenz zur Flächigkeit, oft durch schwarze Konturen verstärkt.
- Spontaner Ausdruck der subjektiven Gefühle des Künstlers.