Erzähltheorie & Spanische Dichter des 15. Jhd.
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Erzähltheorie: Grundlagen der Narrative
Die Narrative, auch Erzählung genannt, ist eine Abfolge von Wörtern, die eine Geschichte durch einen Erzähler vermitteln.
Merkmale der Narrative
- Entwicklung einer Geschichte mit einer Reihe von Handlungen, bei denen die referentielle Funktion (Bezug auf die Wirklichkeit) überwiegt.
- Die Geschichte wird von einem Erzähler erzählt, der meist zur Welt der Fiktion gehört.
- In der Regel überwiegt die Prosaform.
Subgattungen der Narrative
- Episches Gedicht: Eine umfangreiche Verserzählung, die die Geschichte eines Helden und seiner Heldentaten erzählt. Das Metrum ist oft kunstvoll und erhaben.
- Romanze (Romance): Kurze, erzählende Gedichte, typischerweise mit Assonanzreim in den geraden Versen (achte Silben).
- Fabel: Eine kurze Erzählung mit einer moralischen oder didaktischen Absicht, oft mit Tieren als handelnden Figuren.
- Erzählung/Kurzgeschichte (Cuento): Eine Prosaerzählung, die einen zentralen Konflikt darstellt und ein offenes oder geschlossenes Ende haben kann. Sie entwickelt sich in einem bestimmten Zeit- und Raumrahmen.
- Roman (Novela): Eine umfangreiche Prosaerzählung, die eine vielschichtige, oft problematische Welt mit zahlreichen Figuren und Handlungssträngen darstellt.
Ebenen der Erzählung
- Geschichte (Histoire/Story): Das „Was“ der Erzählung – die Summe der Ereignisse in ihrer chronologischen Abfolge.
- Diskurs (Discours/Plot): Das „Wie“ der Erzählung – die Art und Weise, wie die Geschichte präsentiert und vom Erzähler vermittelt wird, einschließlich der Reihenfolge und Fokussierung.
Elemente der Erzählung
- Figuren (Personajes): Können Hauptfiguren (Protagonisten, die zielorientiert handeln) oder Nebenfiguren (die als Helfer, Gegner oder Verbündete agieren) sein.
- Raum (Espacio): Der Ort der Handlung; kann offen, geschlossen, realistisch, fantastisch oder symbolisch sein.
- Zeit (Tiempo): Die Dauer und der Verlauf der erzählten Ereignisse. Dies kann von Minuten bis zu Jahren reichen und narrative Techniken wie Szenen (detaillierte Darstellung), Zeitsprünge, Raffungen (Zusammenfassungen) und Ellipsen (Auslassungen) beinhalten.
Analyse des Diskurses (Erzähltechniken)
- In medias res: Der Beginn der Erzählung mitten im Geschehen, ohne vorangehende Exposition.
- Analepse (Rückblende): Ein Rückgriff auf vergangene Ereignisse, die zeitlich vor dem aktuellen Punkt der Geschichte liegen.
- Prolepse (Vorausdeutung): Eine Andeutung oder Vorwegnahme zukünftiger Ereignisse.
Der Erzähler
Der Erzähler ist die Instanz, die die Geschichte erzählt. Er kann in der ersten Person (Ich-Erzähler, oft der Protagonist oder ein Zeuge) oder in der dritten Person (er/sie-Erzähler, der außerhalb der Geschichte stehen kann – auktorialer Erzähler – oder an eine Figur gebunden ist – personaler Erzähler) auftreten.
Darstellungsformen / Redeweisen
- Referenziell/Berichtend: Wird verwendet, um Sachverhalte und Ereignisse möglichst objektiv zu erzählen.
- Deskriptiv/Beschreibend: Detaillierte Schilderung von Orten, Personen oder Gegenständen, oft aus einer subjektiven Perspektive.
- Poetisch/Bildhaft: Charakterisierung oder Darstellung durch den Einsatz von rhetorischen Figuren und einer kunstvollen Sprache.
- Kommentierend/Wertend: Der Erzähler äußert Meinungen, Urteile oder Reflexionen über das Geschehen oder die Figuren.
- Universell/Sentenziös: Allgemeine Wahrheiten, Lebensweisheiten oder philosophische Überlegungen werden ausgedrückt.
Dichter des 15. Jahrhunderts in Spanien
Marqués de Santillana (Íñigo López de Mendoza)
- Vertreter der kultivierten Dichtung; seine Werke umfassen moralische, politische und allegorisch-narrative Themen.
- Besonders bekannt sind seine Serranillas, kurze Gedichte, die von der Begegnung zwischen einem Ritter und einer Hirtin erzählen.
- Er gilt als einer der Ersten, der das italienische Sonett und andere italienische Versformen in die kastilische Dichtung einführte.
Juan de Mena
- Autor von höfischer Lyrik (Cancionero-Dichtung), darunter Liebeslieder, sowie von Werken ernsteren, oft moralisch-allegorischen Tons.
- Sein Hauptwerk ist El Laberinto de Fortuna (Das Labyrinth des Glücks), ein umfangreiches allegorisches Gedicht in der Tradition Dantes.
Jorge Manrique
- Sein berühmtestes Werk sind die Coplas por la muerte de su padre (Strophen auf den Tod seines Vaters), ein tiefgründiges elegisches Gedicht über den Tod seines Vaters, Don Rodrigo Manrique.
- Das Gedicht besteht aus 40 Strophen in der Form der copla de pie quebrado (auch Manriqueña-Strophe genannt: zwei Sextette mit dem Reimschema 8a8b4c 8a8b4c).
- Es gliedert sich thematisch in einen allgemeinen, philosophischen Teil und einen spezifischen Teil, der die Tugenden und das Leben seines Vaters preist.
Themen in Manriques Coplas
- Der Tod als ausgleichende Macht: Der Tod macht alle Menschen gleich, unabhängig von ihrem Stand oder Reichtum (ubi sunt-Motiv, „Wo sind sie hin?“).
- Der Ruhm (fama): Der durch tugendhafte Taten und ein ehrenhaftes Leben erworbene Ruhm, der in der Erinnerung der Lebenden fortbesteht und eine Art Unsterblichkeit verleiht („drittes Leben“ neben dem irdischen und dem ewigen).
- Das ewige Leben: Die christliche Hoffnung auf das ewige Leben nach dem Tod, das Don Rodrigo durch seinen Glauben und sein vorbildliches Leben erlangt.