Der Essay: Definition, Merkmale und Geschichte
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Der Essay: Eine Einführung
Hinweis: Wenn möglich, ist eine Darstellung in Listen mit verschiedenen Aufzählungszeichen übersichtlicher (ich hoffe, das ist in Ordnung so).
Was ist ein Essay?
Ein Essay ist eine Interpretation in Prosa, die sich mit einem bestimmten Thema philosophischer, historischer, politischer, sozialer oder literarischer Natur auseinandersetzt. Der Zweck eines Essays ist es, Ideen zu kommunizieren.
Merkmale von Essays
- Prosa mit non-fiktionalen, argumentativen Ideen
- Kreatives Schreiben
- Kurze oder längere, fragmentierte Texte
- Persönliche Reflexion
- Strukturierte Darstellung und Argumentation
- Länge: zwischen Buch und Artikel
- Methode: argumentative Erklärung, Entwicklung und Schlussfolgerungen
Themen von Essays
- Literarische Essays: behandeln verschiedene Themen mit literarischer Sprache
- Wissenschaftliche Essays: vermitteln wissenschaftliche und technische Aspekte verständlich für die Öffentlichkeit
- Informative Essays: behandeln in der Regel aktuelle Fragen
- Politische Essays: legen politische Ideologien dar
Textstruktur in Essays
In Essays gibt es keine feste Struktur. Es überwiegen sprachliche Verhandlungen und die Darstellung. Es handelt sich um einen wertenden Diskurs.
Essay-Gattungen
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Memoiren und Tagebuch: autobiografische Werke, aber:
- Memoiren sind rückblickend geschrieben (Verben in der Vergangenheit)
- Tagebücher werden zeitgleich geschrieben (Verben in der Gegenwart)
- Systematische Dissertation: umfangreiche und fragmentierte Reflexion über ein Thema
- Brief oder Brief-Essay: ahmt die Struktur eines Briefes nach
- Vorgetäuschtes Wörterbuch: unabhängige Texte, alphabetisch nach Titeln geordnet
- Dialog: Gespräche, die den Ideenaustausch charakterisieren
- Glosse: kurzer Essay, der zum Nachdenken über verschiedene Themen einlädt
- Reisebuch: Geschichten von Erfahrungen oder Erinnerungen an eine Reise
- Dictum: kurzer Satz, der ein wissenschaftliches, philosophisches oder moralisches Argument ohne Beweisführung ausspricht
- Meinungsartikel: kurzer Text in der Presse, der die Meinung des Autors zu einem bestimmten Thema äußert
Sprachliche und stilistische Mittel im Essay
- Subjektivität und Präsenz des Absenders: Der Absender nimmt immer eine bestimmte Position ein, oft in der Ich-Form. Er drückt seine Meinung durch Mechanismen der Modalisierung aus (Änderung der Sprachebene kann Distanz zum Gesagten anzeigen).
- Dialog und Präsenz des Empfängers: Merkmale der Mündlichkeit und Strategien zeigen die Beziehung zum Gesprächspartner. Der Leser ist präsent, wenn der Verfasser seine Reaktionen einbezieht.
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Polyphonie und Intertextualität:
- Polyphonie: verschiedene Stimmen, manchmal gibt der Argumentierende gegensätzliche Positionen wieder, um sie zu widerlegen.
- Intertextualität: Verweise auf andere Texte oder Sprecher (direkte oder indirekte Zitate, Redewendungen, Sprichwörter).
- Register: formell und gehoben, mit Ressourcen der Mündlichkeit.
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Ausdrucksmittel:
- Paradoxon: scheinbar widersprüchliche Äußerungen, die etwas Absurdes zu sagen scheinen.
- Ironie: das Gegenteil von dem sagen, was gemeint ist, wobei der Empfänger die Aussagen als Ressource und nicht als Ausdruck der Realität interpretieren soll. Ohne Kontext nicht verständlich.
- Humor: Mittel, um die Nachricht dem Leser näherzubringen.
Im Essay werden häufig bewertende Adjektive, Deixis, Adverbien der Bewertung (gut, leider), Verben der Meinung (ich denke, ich glaube) und Umschreibungen der Verpflichtung und Wahrscheinlichkeit verwendet. Der Satz ist nicht in der Aussageweise.
Der Essay im 20. Jahrhundert: Ein kurzer historischer Überblick
Es gibt Vorläufer in der griechisch-römischen Antike (Briefe) und bei klassischen Autoren (Platon, Plutarch), aber als Vater des Essays gilt Montaigne (der Inhalt und Form verband). Er war der erste Schöpfer der "Essais". In der Renaissance erreichte die Gattung ihre volle Identität durch Dialektik und vernünftige Haltung. Das Barock war aufgrund der kulturellen und ideologischen Verhärtung eine Ausnahme, aber im aufgeklärten 18. Jahrhundert (Voltaire) wurde die Gattung weiter gepflegt. Im 19. Jahrhundert wurde in England die Gattung fortgesetzt, aber man begann, zwischen wissenschaftlicher Abhandlung und Essay zu unterscheiden. Im 20. Jahrhundert, nach dem Zweiten Weltkrieg, erlebte die Gattung dank des humanistischen Verständnisses einen Aufschwung. In der katalanischen Literatur wird der Beginn des Noucentisme durch die Veröffentlichung des "Glossari" von Eugeni d'Ors markiert, in dem Aphorismen, kurze Essays und Artikel mit politischen und kulturellen Theorien verwendet werden. Nachkriegszeit: Werke von Josep Ferrater, Jaume Vicens Vives und Manuel Sanchis Guarner.
Manuel Sanchis Guarner
Der Philologe, Historiker und Folklorist war einer der Unterzeichner der Normes de Castelló (1932). Er untersuchte die Dialekte im katalanischen Sprachraum. Nach dem Krieg war er im Gefängnis. Später zog er nach Mallorca und arbeitete an der Entwicklung des katalanisch-valencianisch-balearischen Wörterbuchs. Er verfasste über hundert Studien zur Linguistik, Literaturgeschichte und zu Essays. Beispiele: "La Renaixença al País Valencià" (1981), "Gramàtica Valenciana" (1950) und "La llengua dels valencians" (1962). 1974 erhielt er den Ehrenpreis der katalanischen Literatur. Valencia stellte sich gegen seine Arbeit zur Wiederherstellung Valencias, 1978 wurde ein Bombenanschlag auf ihn verübt. Er starb 1981.