Der Essay in der spanischen Literatur: Eine historische Übersicht

Eingeordnet in Spanisch

Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 3,87 KB

Der Essay in der spanischen Literatur

Ursprünge und Merkmale des Essays

Michel de Montaigne und die Anfänge

Michel de Montaigne schrieb eine Reihe von Artikeln zu verschiedenen Themen aus persönlicher Sicht, die er als Tests (Essays) bezeichnete. Diese Untergattung der didaktischen Prosa besitzt spezifische Merkmale und erreichte ihren Höhepunkt im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Sie hatte jedoch bereits frühere Vorläufer wie Jovellanos, Larra oder die Krausisten.

Die Generación del '98

Unamuno und weitere Vertreter

Für die Schriftsteller der Generación del '98 war der Essay das ideale Medium, um ihre Sorge um Spanien und den Sinn des Menschlichen auszudrücken. Unamunos Denken ist in verschiedenen Essays formuliert, darunter: Über den Traditionalismus, Das Leben des Don Quijote und Sancho sowie Das Agonie des Christentums. Ramiro de Maeztu und Azorín sind weitere Mitglieder dieser Generation, die den Essay pflegten.

Der Novecento und seine Essayisten

Kritische Sicht auf Spanien

Auch die Schriftsteller des Novecento bevorzugten diese Gattung. Ihre Sicht auf das Thema Spanien war kritischer als die der vorherigen Generation. Wichtige Autoren sind:

  • Gregorio Marañón: Der Graf-Herzog von Olivares
  • Manuel Azaña: Die Erfindung des Don Quijote und andere Essays
  • Eugenio d'Ors: Drei Stunden im Prado-Museum

Vor allem José Ortega y Gasset pflegte neben politischen Essays wie Das invertebrierte Spanien oder Der Aufstand der Massen auch humanistische Essays. Er schlug ein neues künstlerisches Konzept, eigene kleine Kunstwerke und Figurationen in Die Entmenschlichung der Kunst vor.

Der Essay nach dem Bürgerkrieg

Exil-Essayistik und wichtige Debatten

Nach dem Bürgerkrieg spielte der Essay im Exil eine wichtige Rolle, insbesondere durch Autoren wie Claudio Sánchez Albornoz (*Spanien in seiner Geschichte*) und Américo Castro (*Die historische Realität Spaniens*), die eine bedeutende Debatte führten.

Essayistik während der Diktatur

Soziale und politische Magazine

Die Diktatur war keine günstige Zeit für den Essay. Ab den 1960er-Jahren begann die Veröffentlichung von Essays in sozialen und politischen Magazinen wie Triunfo oder Cuadernos para el Diálogo. Dort veröffentlichten:

  • Pedro Laín Entralgo: Spanien als Problem
  • Agustín García Calvo
  • José Luis López Aranguren: Moral und Gesellschaft

Auch Bücher wie Julián Marías' Meditationen über die spanische Gesellschaft und Julio Caro Barojas' Die Hexe und ihre Welt wurden in dieser Zeit als Essays verfasst.

Der Essay in der Demokratie

Politische Essays in Zeitungen

Mit dem Aufkommen der Demokratie wurde der politische Essay wieder verstärkt gepflegt, insbesondere in Zeitungsartikeln von Autoren wie Enrique Tierno Galván, Gregorio Peces-Barba, Manuel Fraga u. a.

Aktuelle Entwicklungen des Essays

Erfolgreiche Essays in Buchform

Die aktuelle Tendenz zeigt einen Anstieg des langen Essays in Buchform. In den letzten Jahren waren Bücher wie Ethik für Amador des Philosophen Fernando Savater, Saat der Gewalt des Psychiaters Luis Rojas Marcos oder Planet USA des Soziologen Vicente Verdú sehr erfolgreich.

Verwandte Einträge: