Europäische Theorien der motorischen Entwicklung bei Kindern

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Grundlagen der Entwicklungsforschung basieren auf frühen Kinderbiografien (Pestalozzi, 1774; Tiedemann, 1787; Preyer, 1898; Shinn, 1900; Dearborn, 1910) und systematischen Studien (Shirley, 1931; Ozeretsky, 1930; Gesell, 1947/1981; Bayley, 1937), insbesondere aus der Periode 1920-1940.

Europäische Perspektiven der motorischen Entwicklung

J. de Ajuriaguerra: Organisation der Motorik

Nach J. de Ajuriaguerra durchläuft die infantile motorische Entwicklung eine Organisation, die folgende Konzepte umfasst:

  • Organisation des Skelettsystems
  • Motorische Automatisierung
  • Praxien und Gnosien (Handlungs- und Erkenntnisfähigkeiten)

G. Azemar: Von Holokinese zu Ideokinese

Azemar beschreibt die Entwicklung in zwei Etappen:

  1. Phase 1 (0-5 Jahre): Diese Phase ist durch Lernen mittels Versuch und Irrtum geprägt. Die Bewegungen sind überwiegend holokinetisch, bei denen das Ergebnis der Handlung wichtiger ist als die Art der Ausführung. Im Fokus stehen die Entwicklung der Bewegung, des Gleichgewichts und der allgemeinen Handhabung von Objekten.
  2. Phase 2 (ab 6 Jahre): Die Motorik wird zu einem Mittel, um die Umwelt zu verstehen. Es wird sowohl die Ausführung der Bewegung als auch deren Wirkung berücksichtigt. Die fortschreitende kortikale Reifung ermöglicht komplexere und spielerische, ideokinetische Bewegungen, bei denen die Funktion als Ausdruck der kindlichen Persönlichkeit wichtig ist.

Emmi Pikler: Autonome Bewegungsentwicklung

Die Kinderärztin Emmi Pikler untersuchte Waisenkinder im Lóczy-Institut, um die Auswirkungen des Hospitalismus zu analysieren. Pikler plädiert für Bewegungsfreiheit ohne Eingriffe von Erwachsenen, damit die motorische Entwicklung des Kindes spontan und gemäß der organischen und nervlichen Reifung erfolgen kann.

Laut Pikler sollen Erwachsene nicht in die Motorik der Kinder eingreifen, sondern die materiellen und emotionalen Rahmenbedingungen für eine reibungslose Entwicklung sicherstellen. Dazu gehören:

  • Stabilität: Beständigkeit von Orten und Bezugspersonen, die dem Kind Sicherheit geben.
  • Emotionale Beziehung: Eine authentische emotionale Bindung zwischen Betreuungsperson und Kind.
  • Kleidung: Kleidung, die flüssige Bewegungen nicht behindert.
  • Gesundheit: Ein guter Gesundheits- und Entwicklungszustand.
  • Umgebung: Räume und Flächen, die für die Ausübung der motorischen Fähigkeiten geeignet sind.

Jean Le Boulch: Die psychokinetische Methode

Jean Le Boulch, Arzt und Sportpädagoge, entwickelte die psychokinetische Methode. Er unterscheidet zwei wichtige Phasen in der motorischen Entwicklung:

  • Kindheit: Diese Phase ist geprägt von der Aneignung der psychomotorischen Organisation und der Strukturierung des Körperbildes.
  • Jugend und Adoleszenz: Diese Periode ist gekennzeichnet durch eine Verbesserung der Leistungsfaktoren (insbesondere Kraft bei Männern), vor allem des muskulären Faktors, der den motorischen Leistungen eine neue Dimension verleiht.

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