Die Evolution des Kunstbegriffs und die Definition von Kunstwerken

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Die Evolution des Kunstbegriffs

Ursprung des Begriffs "Kunst"

„Kunst“ ist ein Begriff, der etymologisch vom lateinischen Wort „ars“ stammt, welches wiederum eine Übersetzung des griechischen „techne“ ist. „Techne“ bedeutet Geschicklichkeit oder Handwerk. Ursprünglich wurde der Begriff „Kunst“ auf alle Bereiche des Lebens angewendet.

Kunst in der Antike: Griechenland

Im antiken Griechenland umfasste „techne“ sowohl technische als auch geistige Fähigkeiten für bestimmte Tätigkeiten. Dies schloss die Arbeit eines Bildhauers oder Architekten ebenso ein wie die eines Schreiners oder Schmieds; sie alle galten als „Meister“.

Kunst im Mittelalter: Freie vs. Mechanische Künste

Im Mittelalter wurde zwischen „freien Künsten“ (artes liberales) und „mechanischen Künsten“ (artes mechanicae) unterschieden. Die „liberalen Künste“ erforderten hauptsächlich geistige Anstrengung und galten als frei von körperlicher Arbeit. Die „mechanischen Künste“ hingegen waren mit körperlicher Anstrengung verbunden und wurden als „vulgär“ oder „mechanisch“ betrachtet.

Interessanterweise galten im Mittelalter nur Musik und Architektur als „vollkommenste“ Formen der Kunst. Skulptur und Malerei wurden weder den liberalen noch den mechanischen Künsten eindeutig zugeordnet und oft als von geringem Nutzen angesehen.

Die Renaissance: Trennung von Kunst und Wissenschaft

In der Renaissance erfolgte eine deutlichere Trennung zwischen Kunst und wissenschaftlichen Berufen. In dieser Epoche wurden Malerei und Architektur von den mechanischen Künsten getrennt und aufgewertet. Auch die Lyrik, die zuvor nicht als Kunst galt, wurde nun einbezogen.

Entwicklung im 16. Jahrhundert: Vereinigung der Künste

Aus evolutionärer Sicht ist es wichtig zu beachten, dass im 16. Jahrhundert Malerei, Skulptur, Architektur, Dichtung, Tanz und Theater in einer Einheit zusammengefasst wurden.

Wandel im 18. Jahrhundert: Kunst als Schöpfung von Schönheit

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts kam es zu einem entscheidenden Wandel in der Entwicklung des Kunstbegriffs: Kunst wurde nun primär als Schöpfung von Schönheit verstanden, und schöne Produkte sollten durch Kunstwerke hergestellt werden.

Abgrenzung im 20. Jahrhundert: Bildende Kunst und neue Ausdrucksformen

Bis zum 20. Jahrhundert wurden die Bereiche der bildenden Kunst, des Handwerks und der Wissenschaft schließlich klar voneinander abgegrenzt. Zu diesem Zeitpunkt beschränkte sich die bildende Kunst auf visuelle Formen, ohne Poesie oder Musik. Ab dem frühen 20. Jahrhundert, mit dem Aufkommen neuer Kunstströmungen, erhielten auch Objekte wie Keramik und neue Ausdrucksformen den Status von Kunstwerken.

Im 20. Jahrhundert umfasste die Welt der Kunst eine Vielzahl von Objekten und Ausdrucksfeldern, die über die traditionelle bildende Kunst hinausgingen. Dazu gehören das fotografische Bild, Videokunst, virtuelle Bilder und vieles mehr. Diese Entwicklungen erzwangen eine weitere Erweiterung des Kunstbegriffs.

Ansätze zur Definition eines Kunstwerks

Merkmale eines Kunstwerks

Angesichts der Weite der Kunstwelt ist es schwierig, eine einzige Definition für ein Kunstwerk zu finden. Dennoch können wir festhalten, dass ein Kunstwerk bestimmte Anforderungen erfüllt:

  • a) Expressive Produktion: Ein Kunstwerk wird mit der Absicht geschaffen, etwas zu kommunizieren und sich auszudrücken.
  • b) Menschliche Produktion: Es ist das Ergebnis menschlicher Schaffenskraft, was wir als „Künstlichkeit“ bezeichnen.
  • c) Symbolischer Wert: Im Gegensatz zu natürlichen Objekten, die keine Ausdrucksabsicht verfolgen, besitzt ein Kunstwerk einen symbolischen Wert und erzeugt ein ästhetisches Echo.
  • d) Spezifische Sprache: Es bedient sich einer bestimmten künstlerischen Sprache oder Ausdrucksform.
  • e) Authentizität und Einzigartigkeit: Ein Kunstwerk zeichnet sich durch seine Authentizität im Vergleich zu Kopien und seine Einzigartigkeit im Hinblick auf Reproduktionen aus.

Authentizität und Inspiration

In der Vergangenheit wurden viele Werke von Meistern entworfen und von deren Werkstätten ausgeführt. Dennoch zögern wir nicht, sie als authentisch zu klassifizieren. Ebenso gibt es bekannte Werke großer Künstler, die ihre Inspiration aus anderen Quellen schöpften. Die Essenz eines Kunstwerks liegt jedoch oft im Genie der Neuinterpretation und der schieren Kühnheit des Schaffens.

Der Begriff der Schönheit im Wandel der Zeit

Antike: Symmetrie als Schönheit

Im antiken Griechenland wurde Schönheit als „Symmetria“ konzipiert – also als Schönheit, die in der Beziehung und im gegenseitigen Einvernehmen der einzelnen Elemente zueinander liegt.

Mittelalter: Objektive Schönheit und subjektive Wahrnehmung

Im Mittelalter wurde Schönheit als eine objektive Eigenschaft der Dinge betrachtet, auch wenn der Mensch sie subjektiv wahrnahm.

Renaissance: Proportion, Harmonie und Mittelwert

In der Renaissance wurde die Schönheit eines Kunstwerks an angemessenen Proportionen, der Harmonie der Teile und der Einhaltung des „Mittelwerts“ festgemacht.

Romantik: Abkehr von der Proportionalität

In der Romantik entwickelte sich ein Schönheitsbegriff, der sich von der Proportionalität und der harmonischen Anordnung der Teile löste. Um dies zu verstehen, muss man sich daran erinnern, dass die Romantik eine im 19. Jahrhundert aus der Literatur entstandene Bewegung war.

20. Jahrhundert: Soziologische und historische Perspektiven

Im 20. Jahrhundert, insbesondere im Rahmen des Historismus und der Soziologie, wurde argumentiert, dass Schönheit von der sozialen und historischen Situation abhängt. Demnach hat jedes Zeitalter seine eigene Vorstellung von Schönheit, und Schönheit ist weder ein objektives Attribut noch eine rein subjektive Reaktion, sondern vielmehr die Beziehung zwischen Objekt und Subjekt.

Fazit: Das Kunstwerk als menschliche Kommunikation

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Kunstwerk ein von Menschen geschaffenes, künstliches Produkt ist, das eine bestimmte Sprache nutzt, um zu kommunizieren.

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