Evolution: Theorien und Beweise für den Ursprung der Arten

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Evolution: Ursprung der Lebensformen

Die Evolution erklärt den Ursprung der verschiedenen Lebensformen als Folge von Veränderungen im Erbgut über Generationen hinweg. Sie besagt, dass alle heutigen Arten von früheren, andersartigen Arten abstammen, die einst auf der Erde existierten.

Fixistische Theorien

Diese frühen Theorien gingen davon aus, dass Lebewesen von einer höheren Macht (z.B. Gott) in ihrer heutigen Form geschaffen wurden und sich seitdem nicht verändert haben (Artkonstanz). Eine wichtige Variante ist die Katastrophentheorie von George Cuvier. Da die Existenz von Fossilien (Überreste ausgestorbener Organismen) nicht mit einer einmaligen Schöpfung vereinbar war, postulierte Cuvier mehrere Schöpfungsakte, die jeweils durch globale Katastrophen (wie die Sintflut) wieder vernichtet wurden. Nach jeder Katastrophe seien neue, unveränderte Arten erschaffen worden. Anhänger dieser Theorien nahmen oft ein Erdalter von nur wenigen tausend Jahren an.

Evolutionstheorien

Im Gegensatz zum Fixismus besagen Evolutionstheorien, dass Lebewesen nicht unveränderlich sind, sondern sich im Laufe der Zeit auseinander entwickelt haben.

Lamarcks Theorie (Lamarckismus)

Jean-Baptiste de Lamarck schlug vor, dass sich Lebewesen aktiv an ihre Umwelt anpassen und diese Anpassungen an ihre Nachkommen weitergeben. Seine Theorie basiert auf zwei Hauptprinzipien:

  • Gesetz von Gebrauch und Nichtgebrauch: Organe, die intensiv genutzt werden, entwickeln und stärken sich, während nicht genutzte Organe verkümmern.
  • Vererbung erworbener Eigenschaften: Veränderungen, die ein Organismus während seines Lebens erwirbt (z.B. Muskelzuwachs durch Training), werden an die nächste Generation vererbt. (Diese Annahme gilt heute als widerlegt).

Synthetische Theorie (Neo-Darwinismus)

Diese Theorie, eine Weiterentwicklung von Darwins Ideen unter Einbeziehung der Genetik, ist die heute grundlegende Evolutionstheorie. Sie besagt, dass die natürliche Selektion auf der Ebene von Populationen wirkt und diejenigen Individuen bevorzugt, deren Erbanlagen (Genotyp) zu einer besseren Anpassung an die Umwelt führen. Evolution ist demnach die allmähliche Veränderung der genetischen Zusammensetzung von Populationen über Generationen.

Wichtige Aspekte:

  • Die kleinste Einheit der Evolution ist die Population (eine Gruppe von Individuen derselben Art in einem Gebiet).
  • Die Grundlage für Evolution ist die genetische Variation innerhalb einer Population. Diese entsteht durch Mutationen (zufällige Veränderungen im Erbgut) und wird durch sexuelle Fortpflanzung (Neukombination von Genen) ständig neu gemischt.

Neutralitätstheorie

Von Motoo Kimura vorgeschlagen. Sie besagt, dass die meisten Mutationen auf molekularer Ebene (DNA) weder vorteilhaft noch nachteilig sind (neutral). Ihre Ausbreitung oder ihr Verschwinden in einer Population hängt daher weniger von Selektion als vielmehr vom Zufall (genetische Drift) ab.

Punktualismus (Unterbrochenes Gleichgewicht)

Von Stephen Jay Gould und Niles Eldredge formuliert. Diese Theorie besagt, dass die Evolution nicht immer langsam und graduell verläuft. Stattdessen wechseln sich lange Phasen relativer Stabilität (Stasis), in denen Arten sich kaum verändern, mit kurzen Phasen schneller evolutionärer Veränderungen ab, in denen neue Arten entstehen (Artbildung) oder bestehende aussterben.

Beweise für die Evolution

Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Fakten und Beobachtungen aus verschiedenen Disziplinen, die die biologische Evolution stützen.

Paläontologische Beweise (Fossilien)

Basieren auf der Untersuchung von Fossilien:

  • Fossilien dokumentieren die Veränderung von Lebensformen über geologische Zeiträume hinweg und zeigen Übergangsformen zwischen verschiedenen Gruppen.
  • Sie ermöglichen die Rekonstruktion von Stammesreihen (phylogenetischen Reihen), die die evolutionäre Entwicklung bestimmter Linien nachzeichnen (z.B. die Evolution des Pferdes).
  • Fossilfunde zeigen oft eine zunehmende Komplexität von Organismen in jüngeren geologischen Schichten.
  • Sie belegen die Existenz einer riesigen Vielfalt an ausgestorbenen Arten.

Morphologische Beweise (Vergleichende Anatomie)

Basieren auf dem Vergleich des Körperbaus (Anatomie) verschiedener Lebewesen:

  • Homologe Organe: Organe mit gleichem Grundbauplan aufgrund gemeinsamer Abstammung, aber potenziell unterschiedlicher Funktion (z.B. Vorderextremitäten der Wirbeltiere: Arm des Menschen, Flügel des Vogels, Flosse des Wals). Sie sind ein Hinweis auf divergente Evolution (Entwicklung aus einem gemeinsamen Vorfahren in verschiedene Richtungen) und adaptive Radiation (Auffächerung einer Art in viele spezialisierte Formen).
  • Analoge Organe: Organe mit unterschiedlichem Grundbauplan, aber ähnlicher Funktion aufgrund ähnlicher Umweltanforderungen (z.B. Flügel von Insekten und Vögeln; Grabbeine von Maulwurf und Maulwurfsgrille). Sie entstehen durch konvergente Evolution (unabhängige Entwicklung ähnlicher Merkmale bei nicht näher verwandten Arten).
  • Rudimentäre Organe: Zurückgebildete, oft funktionslose Organe, die bei Vorfahren eine Funktion hatten (z.B. Reste des Beckengürtels bei Walen, Weisheitszähne beim Menschen).

Embryologische Beweise

Basieren auf dem Vergleich der Embryonalentwicklung verschiedener Arten:

  • Frühe Embryonalstadien verschiedener verwandter Tiergruppen zeigen oft erstaunliche Gemeinsamkeiten (z.B. Kiemenbogenanlagen und Schwanz bei allen Wirbeltierembryonen).
  • Diese Ähnlichkeiten deuten auf eine gemeinsame Abstammung und gemeinsame genetische Grundlagen hin (vgl. Biogenetische Grundregel nach Haeckel, heute differenzierter betrachtet als "Ontogenese rekapituliert Phylogenese").

Biogeographische Beweise

Basieren auf der geografischen Verbreitung von Arten:

  • Die Artenzusammensetzung auf lange Zeit isolierten Gebieten (z.B. Inseln, Kontinente) unterscheidet sich oft deutlich von der in anderen Regionen, auch wenn die Umweltbedingungen ähnlich sind. Je länger die Isolation, desto größer die Unterschiede.
  • Ähnlichkeiten zwischen Arten auf heute getrennten Kontinenten (z.B. Laufvögel, bestimmte Pflanzengruppen) lassen sich durch frühere Landverbindungen und gemeinsame Vorfahren erklären, deren Nachfahren sich nach der Trennung (z.B. durch Kontinentaldrift) unabhängig voneinander weiterentwickelten.

Biochemische und Molekularbiologische Beweise

Basieren auf Ähnlichkeiten im molekularen Aufbau und den Stoffwechselprozessen:

  • Alle Lebewesen nutzen dieselben grundlegenden Bausteine (Aminosäuren für Proteine, Nukleotide für DNA/RNA).
  • Der genetische Code ist nahezu universell, d.h., die gleiche DNA-Sequenz wird in fast allen Organismen in die gleiche Aminosäure übersetzt.
  • Viele grundlegende Stoffwechselwege (z.B. Zellatmung, Proteinbiosynthese) sind bei sehr unterschiedlichen Organismen konserviert.
  • Der Vergleich von DNA-Sequenzen oder Aminosäuresequenzen homologer Proteine (z.B. Cytochrom c, Hämoglobin) zwischen verschiedenen Arten erlaubt Rückschlüsse auf den Verwandtschaftsgrad: Je größer die Ähnlichkeit, desto näher die Verwandtschaft. Dies ermöglicht die Erstellung detaillierter molekularer Stammbäume (Phylogenie).

Schlussfolgerung: Die überwältigende Fülle an Beweisen aus unterschiedlichsten Forschungsfeldern stützt die Evolutionstheorie als zentrale Erklärung für die Entstehung und Vielfalt des Lebens auf der Erde. Alle bekannten Lebewesen teilen einen gemeinsamen Ursprung und grundlegende biologische Mechanismen, haben sich aber durch Milliarden Jahre dauernde Prozesse der Anpassung, Variation und Artbildung zur heutigen Biodiversität entwickelt.

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