Evolutionstheorien: Von Lamarckismus bis Neo-Darwinismus und menschliche Einzigartigkeit
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Evolutionstheorien im Überblick
Fixismus
Der Fixismus, vorgeschlagen von Georges Cuvier (1769-1832), besagt, dass alle Arten unabhängig voneinander entstanden sind und sich im Laufe der Zeit nicht verändert haben.
Evolutionismus
Der Evolutionismus geht davon aus, dass alle Lebensformen auf der Erde das Ergebnis von Entwicklungsprozessen sind. Die Vielfalt der Arten erklärt sich durch die Anpassung an Umweltveränderungen.
Lamarckismus
Der Lamarckismus, die erste umfassende Theorie der biologischen Evolution, wurde vom französischen Naturforscher Jean-Baptiste de Monet, Chevalier de Lamarck (1744-1829), in seinem Werk "Philosophie Zoologique" (1809) dargelegt. Wesentliche Aussagen sind:
- Es gibt eine graduelle Entwicklung von einfachen zu komplexeren Organismen.
- Veränderungen entstehen durch Anpassung an die Umwelt und durch Gebrauch oder Nichtgebrauch von Organen.
- Die Nutzung von Organen führt zu deren Entwicklung und Perfektionierung.
- Erworbene Eigenschaften werden vererbt und ermöglichen eine bessere Anpassung an die Umweltbedingungen.
Darwinismus
Nach dem Darwinismus führt ein ständiger Kampf ums Dasein, bedingt durch eine größere Anzahl von Lebewesen als verfügbare Ressourcen, zu einem Prozess der natürlichen Selektion.
Mutationstheorie (Hugo de Vries)
Seit 1901 unterscheidet Hugo de Vries (1848-1935) zwei Arten von Veränderungen: Umweltbedingte Veränderungen, die nicht vererbt werden, und Mutationen, die genetische Veränderungen sind und vererbt werden.
Synthetische Evolutionstheorie (Neo-Darwinismus)
Die synthetische Evolutionstheorie, auch Neo-Darwinismus genannt, erklärt die zufälligen Variationen, die Organismen erben, und die natürliche Selektion, die im Laufe der Evolution die weniger gut angepassten Individuen ausscheidet und die besser angepassten Individuen fortbestehen lässt.
Unterschiede zwischen Mensch und Menschenaffen
Biochemische, genetische und anatomische Unterschiede
- Chromosomenzahl: Der Mensch hat 23 Chromosomenpaare, während Menschenaffen 24 haben.
- Zähne und Kiefer: Verringerung der Größe von Zähnen und Kiefer.
- Handform und -fähigkeit: Entwicklung einer komplexen und präzisen Hand.
- Aufrechter Gang: Zweibeinigkeit und aufrechte Haltung, ermöglicht durch Anpassungen an Hüfte und Füße, was die Beobachtungsfähigkeit verbessert und die Hände frei macht.
- Gehirnentwicklung: Verdreifachung der Gehirngröße mit zunehmender Komplexität, was zur Entwicklung von Kultur (Technik, Symbole etc.) führte.
Verhaltensunterschiede
Der Mensch teilt zwar charakteristische Züge des tierischen Lebens wie Unabhängigkeit von der Umwelt und Kontrolle darüber, besitzt aber auch folgende Besonderheiten:
- Fähigkeit zur Symbolisierung: Menschliche Kommunikation erfolgt durch Symbole, während Tiere nur natürliche Zeichen nutzen.
- Realitätsbezug: Unsere Intelligenz ermöglicht es uns, Dinge als Realität zu erfassen.
- Körperbewusstsein: Ein gutes Verständnis der Realität erfordert die Kenntnis des eigenen Körpers.
- Offenheit zur Welt: Durch unsere Intelligenz können wir Dinge verstehen, die über unsere unmittelbare räumliche und zeitliche Situation hinausgehen, und sind bereit, diese zu gestalten.
- Freier Wille: Der Mensch ist das einzige Tier, das seine instinktiven Bedürfnisse nicht befriedigen muss und seine Zukunft durch seine Handlungen und Unterlassungen wählen kann.
- Unabgeschlossenheit: Der Mensch ist nie vollständig fertig oder abgeschlossen.
- Selbstbewusstsein: Der Mensch besitzt ein Selbst, das seine Handlungen und Ideen orientieren, steuern und Projekte entwickeln kann.
- Fähigkeit zu Vernunft und Vorstellungskraft: Fantasie und Vorstellungskraft ermöglichen uns, innovative Projekte und Ideen zu schaffen.
Menschliche Natur, Kultur und Individualismus
Kultur als Anpassungsmechanismus
Kultur bietet eine Form der Anpassung durch effektive Mechanismen wie symbolische Sprache und Technik. Dies ermöglicht es dem Menschen, sich in der Welt zu orientieren, die Komplexität der Erfahrung zu reduzieren und Sicherheit sowie Vertrauen in Bezug auf Gefahren zu gewinnen.
Individualismus und seine Grenzen
Das Konzept des individuellen Freiheits wurde im Laufe der Zeit zum sogenannten besitzergreifenden Individualismus entwickelt. Jeder Mensch ist alleiniger Eigentümer seiner Person und seiner Fähigkeiten, da er nichts für die Gesellschaft getan hat. Der Einzelne beansprucht die Freiheit, seine Fähigkeiten und deren Produkte ohne Abhängigkeit vom Willen anderer, seiner Umwelt oder Gesellschaft zu nutzen.
Thomas Hobbes
Thomas Hobbes beschreibt den Urzustand als eine Lebensphase, in der Individuen ihre eigenen Bedürfnisse und materiellen Ansprüche verfolgen. Sein berühmter Ausspruch "homo homini lupus" (der Mensch ist dem Menschen ein Wolf) beschreibt einen Kampf um Ziele und Macht, bei dem die Stärke zählt. Es herrscht eine absolute Gleichheit in Bezug auf die Verfolgung eigener Interessen, aber auch Krieg und Konflikt.
Hobbes schlägt einen Gesellschaftsvertrag vor, bei dem die Individuen auf ihre natürlichen Freiheiten verzichten, jederzeit tun zu können, was sie wollen. Diese Freiheiten werden an eine souveräne Autorität delegiert, die nach dem Verzicht aller Rechte auf alle anderen ausgeübt wird.