Experimentelle Tendenzen im spanischen Roman nach 1960
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Die experimentellen Faktoren, die die formale Erneuerung der Erzählung nach 1960 kennzeichnen, sind: Je mehr sich der Realismus und die Formeln des sozialistischen Realismus erschöpfen, desto größer ist die Öffnung gegenüber fremden literarischen Strömungen. Dies führt zu einem tieferen Verständnis der großen Erneuerer des Romans der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Proust, Kafka...) sowie zu neuesten Trends wie dem französischen Nouveau Roman oder der progressiven hispanoamerikanischen Literatur. Diese Literatur zeichnet sich durch formale Experimente und eine Verlangsamung der sprachlichen Dimension der Erzählung aus, mit einer Vorherrschaft dessen, was man als neovanguardistischen Roman bezeichnen könnte.
Fundamentale Merkmale
- Das Argument ist weniger wichtig im Vergleich zu formalen oder strukturellen Aspekten.
- Unscharfe Charaktere.
- Der Raum verliert die Konkretisierung der realistischen Geschichte.
- In Bezug auf die Zeit wird chronologische Linearität vermieden.
- Der Aufbau des Romans wird eher labyrinthisch, da er sich nicht auf die lineare Progression der Geschichte bezieht.
- Es herrscht absolute Freiheit in der Nutzung des Erzählers und der narrativen Sicht, was sich in Flexibilität im Umgang mit grammatischen Aspekten äußert.
- Werke thematisieren in theoretischen Texten grundlegende Aspekte des Erzählgenres.
- Es gibt eine tiefe sprachliche und stilistische Erneuerung.
Den Trend des experimentellen Romans startete Luis Martin Santos mit (Tiempo de silencio). Juan Goytisolo vollzog nach seinen ersten, im sozialen Realismus verankerten Arbeiten eine Wendung in seiner Karriere mit (Identidades). Er übte eine sarkastische Kritik an den kulturellen Mythen des traditionellen Spaniens, während er eine rücksichtslose Zerstörung der narrativen Sprache des Realismus betrieb. Juan Benet zeichnete sich durch den schwierigen und hermetischen Charakter eines Großteils seiner Werke aus. Die meisten seiner Romane spielen im Raum der Region Mítica, einem imaginären Landkreis, den der Autor erschuf. Seine Konstrukte sind ein narratives Universum, das die Verwüstung des Spaniens der Nachkriegszeit widerspiegelt. Luis Goytisolo führte in seiner Tetralogie (Antagonía) die Mezkla metaliterarischer Narration und Reflexion bis zur letzten Konsequenz. Miguel Espinosa war der originellste Autor der Romane dieser Periode mit (Escuela de Mandarines). Zu diesen Autoren zählen auch Camilo José Cela, Gonzalo Torrente Ballester und Miguel Delibes. Außerhalb des experimentellen Romans ist die Arbeit von Juan Marsé zu erwähnen, der ab 1975 mit (Últimas tardes con Teresa) den Experimentalismus mit Erschöpfung beginnt. Die Rückkehr zur Erzählung wird im Laufe der folgenden Jahrzehnte zum dominierenden Merkmal.