Farbtheorie und Malmaterialien: Ein umfassender Leitfaden
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Farbtheorie und Farbwahrnehmung
Farbe ist eine visuelle Empfindung, die durch das Auge erzeugt wird, wenn es durch Lichtwellen unterschiedlicher Länge angeregt wird. Sie entsteht, wenn Licht auf eine farbige Substanz trifft oder wenn Licht selbst aus Grundfarben wie Rot, Grün und Blau zusammengesetzt ist.
Wie das Auge Farbe wahrnimmt
Die Farbwahrnehmung beginnt, wenn Licht durch die Hornhaut und die Linse des Auges fällt und die Netzhaut erreicht. Dort trifft das Licht auf spezialisierte Sehzellen:
- Zapfen (ca. 6 Millionen): Verantwortlich für das Farbsehen und die Detailwahrnehmung bei hellem Licht. Sie sind empfindlich für verschiedene Wellenlängen:
- Kurzwelle (Blau)
- Mittelwelle (Grün)
- Langwelle (Rot)
- Stäbchen (ca. 120 Millionen): Verantwortlich für das Sehen bei schwachem Licht und die Wahrnehmung von Helligkeitsunterschieden.
Diese Sehzellen wandeln dank des photoelektrischen Effekts Licht in elektrische Impulse um, die über den Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet werden, wo die Farbinformationen interpretiert werden. Eine Fehlfunktion des Zapfensystems kann zu Farbunregelmäßigkeiten wie Farbenblindheit führen.
Farbmischung: Additiv und Subtraktiv
Lichtfarbe: Additive Farbmischung
Die additive Farbmischung bezieht sich auf die Mischung von farbigen Lichtern. Sie wird als „additiv“ bezeichnet, weil die Ergebnisse durch das Hinzufügen von Licht zu Licht erzielt werden. Die Summe der primären Lichtfarben – Rot, Grün und Blau (RGB) – ergibt Weiß oder farbloses Licht. In der additiven Synthese versteht man unter „reinen Farben“ vollständig gesättigte Farben, die kein Weißlicht enthalten. Beispiele für vollständig gesättigte Farben sind Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett.
Die additive Synthese wird oft durch die Projektion reiner Lichter auf eine weiße Leinwand in einem völlig dunklen Raum demonstriert.
Pigmentfarbe: Subtraktive Farbmischung
Die subtraktive Farbmischung bezieht sich auf die Mischung von Pigmenten. Ein farbiger Körper oder Pigment erweckt nur die Farbe, die er reflektiert, während er andere Lichtwellen entsprechend seiner molekularen Struktur absorbiert. Dies kann als transmittierte Farbe (bei transparenten Körpern) oder reflektierte Farbe (bei opaken Materialien) wahrgenommen werden.
Eine Mischung aus Pigmentfarben wird als subtraktive Farbmischung bezeichnet. Jedes Pigment hat eine selektive Absorptionskraft und nimmt bestimmte Lichtanteile auf. Die primären subtraktiven Farben sind Cyan, Magenta und Gelb (CMY). Aus diesen drei Grundfarben können durch Mischung viele weitere Farben erzeugt werden.
Jede Grundfarbe absorbiert etwa ein Drittel der Lichtstrahlung:
- Gelb absorbiert Blau (kurze Wellenlängen) und reflektiert Grün (mittlere) und Rot (lange Wellenlängen).
- Cyan absorbiert Rot (lange Wellenlängen) und reflektiert Blau (kurze) und Grün (mittlere Wellenlängen).
- Magenta absorbiert Grün (mittlere Wellenlängen) und reflektiert Blau (kurze) und Rot (lange Wellenlängen).
Komplementärfarben
Komplementärfarben sind Farben, die sich im Farbkreis gegenüberliegen und sich in der additiven Mischung zu Weiß und in der subtraktiven Mischung zu Schwarz aufheben. Beispiele sind:
- Gelb – Blauviolett
- Magenta – Grün
- Cyan – Rot
Eigenschaften der Farbe
Farben können anhand von drei Haupteigenschaften beschrieben werden:
- Farbton (Hue): Die grundlegende Eigenschaft, die eine Farbe von einer anderen unterscheidet (z.B. Rot, Blau, Grün).
- Sättigung (Saturation): Beschreibt die Reinheit oder Lebendigkeit einer Farbe. Eine hohe Sättigung bedeutet eine reine, intensive Farbe, während eine geringe Sättigung auf eine blassere, graustichigere Farbe hindeutet. Die Sättigung nimmt ab, wenn man Weiß hinzufügt.
- Helligkeit (Brightness/Value): Die visuelle Empfindung der Lichtmenge, die von einer Farbe reflektiert oder ausgestrahlt wird. Sie beschreibt, wie hell oder dunkel eine Farbe ist. Die Helligkeit nimmt ab, wenn man Schwarz hinzufügt.
Materialien für die Malerei
Maluntergrund (Support)
Der Maluntergrund ist die Struktur oder Oberfläche, auf der künstlerische Materialien aufgetragen werden, um plastische Arbeiten auszuführen.
Pigmente
Pigmente sind farbgebende Materialien, die aus sehr kleinen, getrennten Partikeln bestehen. Sie können unterschiedlicher Herkunft sein:
- Anorganische Naturpigmente: Aus der Natur entnommen und unverarbeitet oder nur mechanisch bearbeitet.
- Natürlich: Eisenoxid, Ocker, Ton.
- Kalziniert, gemahlen und geröstet: Natürliche Erdtöne, die durch Erhitzen und Mahlen verändert werden.
- Mineralisch: Direkt aus Mineralien gewonnen, wie Zinnober.
- Organische Naturpigmente:
- Tierisch: Karmin, Sepia, Indischgelb.
- Pflanzlich: Holzkohle, Ruß aus pflanzlichen Quellen oder pflanzliche Farbstoffe.
- Künstliche Pigmente: Im Labor hergestellt, insbesondere seit den 1930er Jahren.
Bindemittel
Ein Bindemittel ist eine Substanz, die die Pigmentpartikel zusammenhält und dafür sorgt, dass die Farbe auf dem Maluntergrund haftet. Um Farbe herzustellen, müssen Pigmente mit einem Bindemittel gemischt und verknetet werden.
Füllstoffe
Füllstoffe sind in der Malerei verwendete Zusätze, oft Kalkstein, die dazu dienen, die Konsistenz oder das Volumen der Farbe zu beeinflussen, ohne deren Farbe oder Zusammensetzung wesentlich zu verändern.
Acrylfarben
Acrylfarben sind eine moderne Entwicklung (seit den 1930er Jahren). Sie werden als wässrige Suspension von Pigmenten hergestellt, die durch Polymerisation winziger synthetischer Harzpartikel gebunden sind. Nach dem Verdunsten des Wassers bildet sich ein chemisch inerter, flexibler, fester und über die Zeit unveränderlicher Film.
Acrylfarben sind auf dem Markt in verschiedenen Formen erhältlich, z.B. in Tuben, Kunststoff- oder Metalldosen. Sie sind im Allgemeinen leichter zu handhaben als Ölfarben und bieten mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Sie trocknen sehr schnell und können beim Trocknen bis zu zwei Nuancen dunkler erscheinen. Acrylfarben ermöglichen kombinierte Effekte von Opazität und Transparenz sowie eine Fülle von Texturen durch ihre Konsistenz und Viskosität. Sie erlauben schnelle und direkte Malweisen, transparente und opake Lasuren, überlappende opake und transparente Schichten. Sie können gekratzt, gedrückt, pulverisiert und mit Spachtelmasse gemischt werden.
Malwerkzeuge
Leinwand
Leinwände werden hauptsächlich zum Malen verwendet und sind auf einen Holzrahmen gespannt. Sie bestehen typischerweise aus Baumwolle, Leinen oder Mischgeweben aus Leinen und Baumwolle.
Pinsel
Ein Pinsel besteht aus drei Hauptteilen: dem Griff, der Zwinge und den Haaren. Die Qualität und Art der Haare bestimmen die Fähigkeit des Pinsels, Farbe aufzunehmen und abzugeben.
Pinselhaare
- Feine Haare (z.B. Rotmarderhaar): Haben eine größere Fähigkeit, schwere Pigmentlasten aufzunehmen, sind von hoher Qualität und langlebig.
- Weniger elastische Haare (z.B. Eichhörnchen- oder Rindsohrenhaare) oder Synthetikhaare: Oft für Aquarellmalerei verwendet.
Pinselformen
- Flach (Square): Kurz und quadratisch geschnitten.
- Rund (Round): Rund zulaufend.
- Katzenzunge (Filbert): Die Enden sind nach innen gebogen (oval).
- Flach, aber länger: Längere, flache Pinsel.
- Fächerpinsel (Fan): Zum subtilen Verblenden von nassen Farbbereichen.