Fernand Braudel: Weltökonomien, Kapitalismus und ihre Dynamik
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Fernand Braudel: Das Konzept der Weltökonomien
Fernand Braudel beschreibt eine globale Gesellschaft als eine hierarchische, aber dennoch erkennbare Struktur. Er erklärt, wie sich Weltökonomien in Europa nach ihrer Expansion entwickelten und ihren Kapitalismus prägten.
Definition der Weltökonomien
Diese Weltökonomien sind dreifach definiert:
- Geografische Abgrenzung: Sie befinden sich in einem bestimmten geografischen Gebiet, das ihre Grenzen erklärt.
- Zentrum: Diese Ökonomien besitzen stets einen Pol, ein Zentrum, das früher durch eine marktbeherrschende Stadt (Stadtstaat) repräsentiert wurde und heute durch eine wirtschaftliche Hauptstadt.
- Unterschiedliche Zonen:
- Herz-Zentrum: Die Kernregion.
- Zwischenzone (Semi-Peripherie): Befindet sich um das Zentrum herum.
- Peripherie: Untergeordnete und abhängige Gebiete, gekennzeichnet durch die Arbeitsteilung.
Obwohl es Verschiebungen geben kann, wie in Europa um 1500, wo kleine Zentren von einer Seite zur anderen sprangen (z. B. Städte wie Venedig, Genua, Amsterdam, London), verlagerte sich das Zentrum 1929 nach New York. All dies geschah aufgrund wirtschaftlicher Probleme, die nicht nur das damalige Zentrum bedrohten, sondern auch dazu führten, dass ein neues Zentrum entstand.
Wirtschaftskrisen und ihre Auswirkungen
Krisen sind ein Test, bei dem die Starken überleben und die Schwachen untergehen. Die Politik, die beispielsweise von der Flotte der Ostindien-Kompanie verfolgt wurde, griff auf Gewalt zurück, um sich gegen frühere Gewinner durchzusetzen.
Historische Zentren der Weltökonomie
- Venedig: War das erste Zentrum im 15. Jahrhundert.
- Amsterdam: Regierte vom 18. Jahrhundert an von den Westindischen Inseln bis Japan.
- London: Als Hauptstadt Großbritanniens erlangte es eine große Macht auf dem internationalen Markt.
- New York: Ist das aktuelle Zentrum.
Die Zwischenländer (Semi-Peripherie)
Die Zwischenländer, die sich um das Zentrum befinden (im Falle Amsterdams war dies Holland), sind Gebiete, in denen sich nur wenige befreite Menschen, unvollständige Banken und Finanzorganisationen sowie traditionelle Industrien finden.
Um 1650 gehörten zu diesen Zwischenländern Rom, die baltischen Staaten, England, Deutschland, Frankreich, Portugal, Spanien und Norditalien.
Die Randgebiete (Peripherie)
Als Randgebiete des Zentrums können Hamburg, Süditalien (südlich von Rom) und die andere Seite des Atlantiks genannt werden. Die Neue Welt war weitgehend von Sklaverei geprägt. Mitteleuropa, insbesondere Polen, verlor seine Freiheit und führte zur Wiederherstellung der Leibeigenschaft.
Wandel und Industrielle Revolution
All diese Veränderungen führten zur Einführung neuer Unternehmen, Industrien, Verkehrswege und zur Industriellen Revolution.
Die englische Industrielle Revolution (Ende des 17. Jahrhunderts) war eine Erneuerung für die gesamte Branche und führte zu mehr Macht. Sie war anfangs langsam und fast unbemerkt. Alle Sektoren der britischen Industrie reagierten perfekt auf die Erwartungen und Anforderungen, die an solche Veränderungen gestellt wurden. Es gab viele Entdeckungen von Werkzeugmaschinen und Materialien, insbesondere durch Handwerker. Es waren jedoch viele kleine Kredite erforderlich, damit Industrieunternehmen vorankommen konnten. London erlangte seine industrielle Macht erst um 1830. So wurde England zum „Eigentümer“ der Welt.
Fernand Braudels Verständnis des Kapitalismus
Für Braudel hat sich die Natur des Kapitalismus nicht verändert und basiert auf drei Säulen:
- Der Kapitalismus basiert auf der Ausbeutung internationaler Ressourcen und Möglichkeiten.
- Er beruht auf De-facto- und De-jure-Monopolen.
- Er umfasst wirtschaftliche Aktivitäten, die an der Spitze stehen oder dazu neigen und große Gewinne erzielen.
Kapitalismus ist die Warenproduktion auf dem höchsten Entwicklungsstand. Das wichtigste Merkmal des Kapitalismus ist seine selbsterklärende Produktionskapazität.