Filippo Brunelleschi: Architektur, Rom und die Rotunde

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Brunelleschis Architektur: Prinzipien und Innovationen

Pietra Serena und Farbkonzept

Filippo Brunelleschi pflegte stets Pietra Serena, einen steingrauen Farbton, mit weiß verputzten Wänden (Gips) zu kontrastieren. Dabei ging es ihm weniger um einen Farbeffekt als vielmehr um eine architektonische Wirkung; Weiß war dabei zweitrangig.

Kapitelle und Bögen

Die Kapitelle sind klassische Elemente, aber nicht die Schäfte. Es handelt sich um eine Art Verbindung des Kapitells mit Akanthusblättern, Eierstab und Wellen, jedoch mit einem glatten Schaft. Brunelleschi verwendete klassische Elemente in freier Interpretation und nicht als bloße Nachahmung.

Über den Kapitellen befinden sich die Bögen, die mit großer Sorgfalt und Qualität moduliert sind und eine besondere Fülle aufweisen.

Gebälk und Dekoration

Über den Bögen befindet sich ein Gebälk, wie es seit der Antike nicht mehr zu sehen war. Es ist zwar nicht exakt, aber es greift den Kanon der Antike auf.

Zwischen den Bögen befinden sich glasierte Keramikplatten mit Darstellungen von Kindern in Weiß auf blauem Hintergrund. Diese sind das Werk von Andrea della Robbia.

Unvollendete Fassade

Ein Gemälde von Fray Bartolomé (einem Maler von Altarbildern) aus der Zeit um 1500, das sich bereits im Zentrum der Fassade befand, zeigt, dass zwei Bögen (der 8. und 9.) fehlten. Auch oben erscheint das Fenster mit abwechselnd dreieckigen und geschwungenen Giebeln, wo heute alle dreieckig sind. Dies deutet darauf hin, dass das Gebäude zu Brunelleschis Lebzeiten nicht vollständig abgeschlossen wurde.

Brunelleschi in Rom: Reifung und neue Projekte

Römischer Aufenthalt und dessen Einfluss

Zwischen 1430 und 1432 war Brunelleschi in Rom. Es wird angenommen, dass er dort keine gemeinsamen Projekte mit Donatello hatte, da es für einen Bildhauer wie Donatello einfacher war, Aufträge zu erhalten als für einen Architekten, dessen Arbeit länger und komplexer ist.

In Rom erneuerte er sein Wissen. Es war dort, wo er sich zum Architekten entwickelte, und nun betrachtete er die Arbeit aus einer neuen Perspektive, vertiefte sein technisches Verständnis und erfuhr eine Reifung.

Neue Aufträge: Santo Spirito und Rotunde

Nach seiner Rückkehr wurden ihm zwei sehr unterschiedliche Gebäude in Auftrag gegeben: eine normale Pfarrkirche (Santo Spirito) und ein privater Tempel (Santa Maria degli Angeli, oft als 'La Rotonda' bezeichnet). Auf diese Weise konnte er zwei verschiedene, aber sich ergänzende Ideen entwickeln. Obwohl sie so unterschiedlich sind wie die anderen, zeigen sie doch zwei komplementäre Seiten derselben Medaille.

Santa Maria degli Angeli: Die Rotunde

Konzept und Zweck

Die Rotunde (Santa Maria degli Angeli) ist aus der Ferne für ihre scheinbar runde Basis bekannt, obwohl sie tatsächlich ein 16-Eck ist.

Es handelt sich um eine Grabkapelle zu Ehren der Heiligen Maria von den Engeln.

Das Gebäude wurde von einem Condottiere namens Filippo degli Scolari, auch bekannt als Pippo Spano (Spano ist das ungarische Äquivalent zum Titel 'Graf'), in Auftrag gegeben. Er verfügte testamentarisch, dass ein religiöses Gebäude als Weihgeschenk zur Sühne seiner Sünden errichtet werden sollte.

Baugeschichte und Unvollendung

Die Arbeit wurde den Kamaldulensern (einem religiösen Orden, der in Florenz sowohl geistlich als auch kulturell sehr aktiv war) übertragen. Pippos Verwandte stritten sich jedoch mit ihnen um das Geld, was den Baufortschritt verlangsamte.

Das Gebäude wurde nie fertiggestellt. Wir wissen, wie es ausgesehen hätte, dank einer Zeichnung des Architekten Giuliano da Sangallo, da Brunelleschi nur bis zu den Kapitellen gebaut hatte.

Architektonische Besonderheiten

Brunelleschi konzipierte kein longitudinales, sondern ein zentrales Gebäude: ein 16-seitiges Polygon im Inneren, mit acht Schreinen am Eingang, die paarweise angeordnet sind und der Jungfrau Maria sowie den Aposteln gewidmet sind.

Die Kapellen sind durch Säulen getrennt, doch am Ende jedes Jochs ist die Wand flach (wie eine Seite des Polygons), sodass die Säule zu einer halbrunden Wand wird, die einen Hohlraum bildet. Die ursprüngliche Idee war, dass dies eine äußere Nische bilden sollte (was heute nicht mehr der Fall ist). Die Mauer ist nicht bloß eine Hülle des Innenraums.

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