Finanzföderalismus: Aufgaben, Finanzierung & Stabilisierung

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Finanzföderalismus: Grundlagen

Der Finanzföderalismus befasst sich mit den finanziellen Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen staatlichen Ebenen (z. B. Bund, Länder, Gemeinden) sowie den internen Finanzproblemen jeder Ebene. Ein zentrales Ziel ist die Untersuchung dieser Beziehungen. Es ist notwendig, die Finanzen der verschiedenen öffentlichen Ebenen hierarchisch zu definieren, Einheiten abzugrenzen und jeder Ebene angemessene Befugnisse sowie Beschränkungen hinsichtlich ihrer Einnahmen und Ausgaben zuzuweisen.

Aufgabenverteilung (Allokationsfunktion)

Öffentliche Güter und Dienstleistungen sollen möglichst effizient und kostengünstig bereitgestellt werden. Hierbei wird bestimmt, welche staatliche Ebene (zentral oder dezentral) für die jeweilige Aufgabe am besten geeignet ist. Die Dezentralisierung ermöglicht eine vielfältigere Bereitstellung öffentlicher Güter. Ziel ist es, den Wohlfahrtsverlust zu minimieren. Eine dezentrale Bereitstellung lokaler öffentlicher Güter ist oft effizienter als eine zentrale, da die Gebietskörperschaften näher an den Bürgern sind und deren Bedürfnisse besser kennen. Dies gilt insbesondere, wenn die Präferenzen der Einwohner in verschiedenen Gebieten nicht übereinstimmen (heterogen sind).

Stabilisierungsfunktion

Die Beteiligung untergeordneter staatlicher Ebenen an der gesamtwirtschaftlichen Stabilisierung mittels Fiskalpolitik ist begrenzt. Der Grund dafür ist die hohe gegenseitige Abhängigkeit der regionalen Volkswirtschaften: Lokal angewandte Fiskalpolitik verliert ihre Wirkung schnell durch Abflüsse in andere Regionen. Hinsichtlich der Geldpolitik haben untergeordnete Regierungsebenen in der Regel nicht die Befugnis, Geld zu schöpfen. Die Geldpolitik ist ein zentrales Element der Stabilisierungspolitik und muss mit der Fiskalpolitik koordiniert werden. Eine effektive Stabilisierungspolitik erfordert Maßnahmen, die zu Defiziten oder Überschüssen im Haushalt führen können.

Finanzierung der Gebietskörperschaften

Nachdem den Gebietskörperschaften Aufgaben zugewiesen wurden, muss entschieden werden, wie diese finanziert werden. Die Haupteinnahmequellen sind:

  • Steuern
  • Transfers (Finanzzuweisungen)
  • Schuldenaufnahme

Finanzierung durch Steuern

In Ländern mit mehreren Regierungsebenen stellt sich die Frage, welche Steuern welcher Ebene zustehen und wie hoch der Anteil der Steuern am Gesamtaufkommen sein soll. Es gibt verschiedene Modelle, darunter zwei Extreme:

  • Völlig getrennte und unabhängige Steuersysteme für die Zentralregierung und die untergeordneten Ebenen.
  • Ein gemeinsames Steuersystem, dessen Aufkommen auf die verschiedenen Regierungsebenen verteilt wird.

Finanzierung durch Transfers

Transfers sind Geldleistungen von einer Regierungsebene an eine andere, um deren Ausgaben zu finanzieren. Dabei muss festgelegt werden:

  1. Welche Ziele mit den Transfers verfolgt werden sollen.
  2. Welche Art von Transfer für das jeweilige Ziel am besten geeignet ist.

Arten von Transfers:

  • Zweckgebundene (bedingte) Transfers: Der Empfänger darf die Mittel nur für einen vom Geber festgelegten Zweck verwenden.
  • Nicht zweckgebundene (allgemeine) Transfers: Der Empfänger kann frei über die Verwendung der Mittel entscheiden.

Innerhalb der zweckgebundenen Transfers unterscheidet man weiter:

  • Nicht kompensatorische Transfers: Der Geber überweist einen festen Betrag zur Finanzierung eines Projekts, unabhängig von den Eigenleistungen des Empfängers.
  • Kompensatorische (kostendeckende) Transfers: Der Beitrag des Gebers ist ein Prozentsatz des Beitrags (der Kosten) des Empfängers (Matching Grants).

Finanzierung durch Schulden

Die Aufnahme öffentlicher Schulden kann die finanzielle Leistungsfähigkeit dezentraler Ebenen kurzfristig erhöhen. Das zentrale Problem bei der Ausgabe von Schuldverschreibungen durch Gebietskörperschaften ist die Begrenzung der Kreditaufnahme. Ein wahlloser Einsatz von Schulden durch untergeordnete Regierungsebenen kann die Stabilisierungspolitik der Zentralregierung gefährden.

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