Franco-Diktatur: Technokratie, Opus Dei und die Krise 1959–1975

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Technokratie und Opus Dei (1959–1973)

Angesichts der schweren Systemkrise berief die Franco-Regierung 1957 Technokraten des Opus Dei in Schlüsselpositionen. Ihr Ziel war es, die Diktatur aufrechtzuerhalten, das Land jedoch zu industrialisieren, die Autonomie zu beenden und die Wirtschaft zu liberalisieren.

Wirtschaftspolitische Maßnahmen

  • Stabilisierungsplan (1959): Umfasste die Freigabe der Einfuhr von Rohstoffen, Maschinen und Lebensmitteln.
  • Entwicklungsplangesetz (1963): Ziel war die Gründung von Entwicklungszentren und Gewerbegebieten in dünn industrialisierten Regionen, um Investitionen durch Steuererleichterungen anzuziehen.

Folgen der Wirtschaftspolitik

Das Wirtschaftswachstum verlangsamte sich von 11,9 % auf 4,6 % innerhalb von neun Jahren, führte aber zu tiefgreifenden strukturellen Veränderungen:

  • Landwirtschaft: Es kam zur Landflucht und einer Verringerung der Zahl der Landarbeiter. Die Bauern begannen, Maschinen zu nutzen und ihre Produkte auf den industriellen Markt auszurichten. Dies entschärfte das soziale Problem der ungenutzten landwirtschaftlichen Anwesen.
  • Industrie: Kapitalisierung der Industrie und Entstehung von Gewerbegebieten in rückständigen Regionen. Häfen wurden zu Raffinerien, die chemische Schwerindustrie, der Schiffbau sowie die Textil-, Stahl- und Metallindustrie entwickelten sich stark. Die Zahl der Arbeitskräfte stieg um fast 5 %. Allerdings führte diese Entwicklung zu enormen Ungleichgewichten.
  • Tourismus: Der „Sonne-und-Strand“-Tourismus entwickelte sich, was zu einer Veränderung der gesellschaftlichen Einstellung beitrug, aber auch große ökologische Schäden und Spekulationen verursachte.

Gesetzliche und politische Reformen

Das Gesetz der Nationalen Bewegung (1958)

Dieses Gesetz versuchte, die ewigen und unveränderlichen Prinzipien des Regimes festzulegen, darunter den konfessionellen Status, die Verweigerung des Wahlrechts für Bürger, die nationale Souveränität und den Antiparliamentarismus. Dennoch wurden in einigen Sektoren Reformen vorgeschlagen, ohne das Wesen des Regimes anzutasten:

  • Organisches Gesetz (1967): Erlaubte die Trennung der Ämter des Staatschefs und des Ministerpräsidenten. Es enthielt eine relative Religionsfreiheit und erlaubte Eltern, über die Erziehung ihrer Kinder abzustimmen.
  • Pressegesetz (1966): Von Manuel Fraga erlassen, schaffte es die Vorzensur ab, führte jedoch eine Selbstzensur ein.
  • Religionsfreiheitsgesetz (1967): Erlaubte die Freiheit der Religionsausübung, hielt aber am privaten konfessionellen Status fest.

Im letzten Jahr dieser Etappe schlug Franco Prinz Don Juan Carlos de Borbón als seinen Nachfolger vor.

Das Allgemeine Bildungsgesetz (LGE)

Das LGE (Ley General de Educación) sah ein massendemokratisches System vor. Trotz der Ankündigungen des LGE konnte das Regime die Schulpflicht jedoch nicht bis zum Alter von 14 Jahren durchsetzen.

Außenpolitik und Entkolonialisierung

In dieser Phase erfolgte die Entkolonialisierung von Ifni, Spanisch-Guinea und Teilen Marokkos. Spanien unterzeichnete ein Präferenzabkommen mit dem Europäischen Gemeinsamen Markt (EWG), das den Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse und den Import von Waren ermöglichte. Zudem wurden Handelsbeziehungen mit China aufgenommen.

Wachsende Opposition und Regimeveränderungen

Während der Technokratie wurden wichtige Veränderungen in der Opposition sichtbar:

  • PSOE: Felipe González übernahm die Kontrolle über die Partei und vereinte die Gruppen um den spanischen Sozialismus (Marxismus).
  • Einheitsversuche: Bei der Münchner Tagung unterzeichneten spanische Oppositionelle ein Dokument, das den Beitritt zur EWG, demokratische Institutionen, die Achtung der Menschenrechte und die Anerkennung der Autonomie der Regionen forderte. Das Regime entfernte die Unterzeichner aus der spanischen Gerichtsbarkeit.
  • Arbeitnehmerbewegung: Die wichtigste Veränderung war die Mobilisierung der Arbeitnehmer aus industriellen und politischen Gründen, woraus 1958 die Gewerkschaft CCOO (Comisiones Obreras) entstand.
  • ETA: Die ETA (Euskadi Ta Askatasuna) entstand 1959, ursprünglich als Jugendabteilung der PNV. Ihre Ideologie war eine Mischung aus ethnischen Vorurteilen der PNV und revolutionärem Sozialismus. Durch die Verteidigung des bewaffneten Kampfes und die Spirale von Aktion-Repression-Aktion entwickelte sich die ETA zu einer international bekannten terroristischen Gruppe.

Die Krise des Franco-Regimes (1973–1975)

Die Endphase der Diktatur war durch eine Vielzahl von Faktoren gekennzeichnet, die zur Krise des Regimes führten:

  1. Wirtschaftskrise: Die Krise begann 1973, ausgelöst durch externe Faktoren (steigende Ölpreise) und interne Schwächen (Abhängigkeit der spanischen Wirtschaft von ausländischen Energiequellen und Untätigkeit der Franco-Regierungen).
  2. Politische Öffnung und Attentate: Die sogenannten Aperturistas (Befürworter der Öffnung) sahen die Notwendigkeit für Veränderungen innerhalb der Grundgesetze. 1973 ernannte Franco Admiral Carrero Blanco zum Ministerpräsidenten. Dieser wurde jedoch kurz darauf von der ETA ermordet. Ihm folgte Carlos Arias Navarro, der einen Geist der „Öffnung“ (Apertura) verkörperte.
  3. Demokratische Opposition: Die demokratische Opposition organisierte sich im Demokratischen Verwaltungsrat und der Demokratischen Plattform.
  4. Zunehmender Terrorismus: Der Terrorismus von FRAP (Frente Revolucionario Antifascista y Patriota) und ETA nahm zu.
  5. Entfremdung der Kirche: Bestimmte Sektoren der Kirche trennten sich vom System. Eine Versammlung von Bischöfen und Priestern entschuldigte sich für das Verhalten der Kirche während des Bürgerkriegs.
  6. Haltung des Militärs: Die UMD (Unión Militar Democrática) schlug vor, dass die Armee kein Hindernis für den Übergang zur Demokratie darstellen sollte.
  7. Sahara-Konflikt: Der König von Marokko nutzte die Schwäche des Regimes, um die Entkolonialisierung der Spanisch-Sahara zu erzwingen, die anschließend zwischen Marokko und Mauretanien aufgeteilt wurde.

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