Das Franco-Regime in Spanien (1939–1975): Geschichte und Entwicklung

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Das Franco-Regime: Die Nachkriegszeit (1939–1959)

Totalitärer Staat und Grundgesetze

Artikel 9 (1939 bis 1959): Franco errichtete einen totalitären Staat, der eine Kombination aus faschistischem Staat, Militärdiktatur und absoluter Monarchie darstellte. Er vereinte alle Macht in seiner Person (Parteichef, Premierminister, etc.) und proklamierte sich zum Führer Spaniens sowie zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Die Fundamentalgesetze

Der Diktator hob die republikanische Verfassung von 1931 auf und verbot politische Parteien, Gewerkschaften sowie die Autonomiestatute. Die Gesetzgebung basierte fortan auf den sogenannten Grundgesetzen, der Einheitsgewerkschaft und anderen Regelungen.

Die Säulen des Regimes

Das Regime stützte sich auf drei Hauptpfeiler:

  • Die Kirche: Sie war die wichtigste ideologische Grundlage des Regimes. Der katholische Glaube wurde zur einzigen offiziellen Religion erklärt.
  • Die Falange: Eine Partei mit faschistischem Ideal.
  • Die Armee: Sie bildete das Rückgrat des Regimes und stellte die Macht des Generalissimus nie infrage.

Zusätzlich unterstützten soziale Sektoren wie Großgrundbesitzer, das Hoch- und Kleinbürgertum sowie die katholische Bauernschaft das Regime.

Ideologie und soziale Kontrolle

Das Franco-Regime basierte auf einer Ideologie, die eine vollständige Kontrolle über die Medien (als Propagandainstrument) und den Alltag ausübte:

  • Ruralisierungsprozess: Kulturelles und religiöses Verhalten wurde streng kontrolliert.
  • Ausbildung der Jugend: Organisiert durch die Jugendfront.
  • Die Frau: Die Frauen-Sektion wurde geschaffen, die für die Organisation des sozialen Dienstes verantwortlich war.
  • Bildung: Obligatorische politische Schulungen, Religion und religiöse Praktiken wurden eingeführt.

Unterdrückung der Opposition

Das Gesetz über die politische Verantwortung diente der vollständigen „Säuberung“ (Clearance) durch:

  • Militärprozesse.
  • Zivilprozesse (Exil).
  • „Debugging“ (Entfernung von Regimegegnern aus öffentlichen Ämtern).

Internationale Politik und Isolation

  • Die Position Spaniens während des Zweiten Weltkriegs: Spanien war ein Verbündeter der nationalsozialistisch-faschistischen Mächte. Es erklärte sich zunächst als „nicht kriegführend“, wechselte aber zur Neutralität, als Deutschland begann, den Krieg zu verlieren.
  • Die internationale Isolierung des Franco-Regimes: Zwischen 1945 und 1946 verabschiedete die UNO eine Resolution, die den Abzug der Botschafter aus Madrid empfahl.

Wirtschaftliche Aspekte: Autarkie und Rationierung

Nach dem Bürgerkrieg waren Arbeitskräfte, landwirtschaftliche und industrielle Produktion, Goldreserven, Devisen und der öffentliche Verkehr stark zurückgegangen.

Phase 1: Die Vierzigerjahre (Autarkie)

Die Vierzigerjahre waren geprägt von Rationierung. Die Preise für dringend benötigte Produkte wurden vom Management vorgegeben. Um diese Produkte zu erhalten, musste man mit Coupons aus Lebensmittelkarten handeln. Das Regime stützte seine Wirtschaftspolitik auf die Autarkie, indem es die Einfuhr ausländischer Waren verhinderte und spanische Produkte bevorzugte.

Phase 2: Das Ende der Autarkie

Die Selbsthilfe war ein Fehlschlag, weshalb Lebensmittel importiert werden mussten. In den 50er Jahren wurde die Wirtschaft freigegeben. Im Jahr 1953 unterzeichnete die katholische Kirche ein Konkordat, das ihre privilegierte Stellung anerkannte. Die USA installierten Militärbasen in Spanien, um sie im Falle eines Angriffs der UdSSR auf den Westen nutzen zu können.

Wandel und Entwicklung: Die späte Franco-Ära (1957–1975)

Politische Veränderungen und Technokraten

In den 50er Jahren begann ein Wandel im politischen Regime, insbesondere ab 1957, als Technokraten, oft Mitglieder des Opus Dei, als Minister eingesetzt wurden. Diese Veränderung milderte jedoch nicht den diktatorischen und undemokratischen Charakter der Politik.

Merkmale dieser Phase

  • Eine Regierung aus Technokraten des Opus Dei: Das Ziel war die Befreiung der Marktwirtschaft durch die Einbindung von Kapital. Sie waren weniger Ideologen als vielmehr an wirtschaftlichem Fortschritt interessierte Techniker.
  • Das Organische Gesetz des Staates (1967): Dies war das letzte Grundgesetz und sollte eine Rekapitulation darstellen. Es war keine Verfassung, da es von nicht-demokratischen Gerichten angenommen wurde, obwohl 85,5 % der Bevölkerung es in einem nationalen Referendum billigten.
  • Die Gesetze der Nachfolge des Staatsoberhaupts (1947–1969): Dieses Gesetz legte fest, dass der spanische Staat zum Königreich erklärt wurde. Im Jahr 1969 schwor Juan Carlos de Borbón auf die Grundsätze der Bewegung.

Wirtschaftliche Entwicklung und das „Wunder“

In dieser Phase der Technokratie und Entwicklung erfuhr die Wirtschaft eine tiefgreifende Transformation:

  • Stabilisierungsplan (1959): Dieser Plan markierte das Ende der Autarkie und ermöglichte die Aufnahme von Krediten aus verschiedenen Quellen. Im Gegenzug verpflichtete sich die Franco-Regierung zur Öffnung der spanischen Wirtschaft. Der Plan verbesserte die Industrialisierung und die wirtschaftliche Integration.
  • Drei Entwicklungspläne: Sie hatten zwei Hauptziele: strukturelle Mängel zu beheben und Entwicklungspole zu schaffen, um wirtschaftliche Ungleichgewichte zu verringern.
  • Industrielle Entwicklung und ihre Auswirkungen: Industrie und Dienstleistungen verzeichneten ein Wachstum, das zu einer erheblichen Landflucht führte.

Zu dieser Zeit erlebte Spanien ein Wirtschaftswunder, das durch Einnahmen aus dem Tourismus, ausländische Investitionen und Überweisungen von Migranten ermöglicht wurde. Hauptnutznießer waren die Banken und Großkonzerne.

Soziale und kulturelle Auswirkungen

Die wirtschaftliche Entwicklung führte zu unterschiedlichen Merkmalen:

  • Arbeitskräftemangel und Migration: Die zunehmende Mechanisierung führte zu Arbeitslosigkeit. Dies verursachte Binnenmigration (Landflucht) und Auswanderung nach Europa.
  • Folgen: Wachstum der städtischen Bevölkerung, Zunahme der Industriearbeiter und des Bürgertums sowie neue soziale und kulturelle Verhaltensweisen.

Die Opposition in den 60er Jahren

Aufgrund der sozialen Veränderungen verstärkte sich der Antifranquismus in den 60er Jahren:

  • Die neue Arbeiterbewegung: UGT und CCOO infiltrierten die offiziellen Gewerkschaften, während die CNT verschwand. Die PCE und PSOE setzten ihre Arbeit zusammen mit anderen progressiven Parteien fort.
  • Die Bourgeoisie: Die „Absprache von München“ (Treffen von Oppositionellen) fand statt.
  • Studentenorganisationen: Neue studentische Organisationen entstanden.

Es kam zu großen Massendemonstrationen und Arbeitsunruhen.

Krise und Ende des Regimes

Alle diese gesellschaftlichen Veränderungen wurden nicht von einem politischen Wandel des Regimes begleitet. Dessen endgültige Krise akzentuierte sich durch die Ermordung von Luis Carrero Blanco (1973).

Von diesem Moment an gab es zwei Trends: die Hardliner und die Aperturistas (Öffnungsbefürworter). Eines der wichtigsten Ereignisse war die Begegnung der sogenannten Junta Democrática. Spanien geriet ins Stocken und unterzeichnete im November 1975 das Abkommen von Madrid. Franco starb am 20. November 1975.

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