Freiheit und Verantwortung: Ethische Leitlinien für das Leben
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Was bedeutet es, frei zu sein?
Frei zu sein bedeutet nicht, von allem und jedem isoliert zu leben oder von nichts konditioniert und beeinflusst zu werden. Freiheit ist die Fähigkeit, auf empfangene Anregungen angemessen und konstruktiv zu reagieren. In dieser Freiheit wählen wir zwischen Gut und Böse. Die Person wird sich dessen im Laufe ihres Wachstums immer bewusster. Das Leben ist ein Wechselspiel von Ruf und Antwort, mit dem die Person ihr Leben lenkt. Diese Ausrichtung kann konstruktiv oder destruktiv sein. Man ist frei, wenn man auf einen inneren oder äußeren Ruf eine angemessene Antwort wählt, das heißt, das Gute wählt und das Böse ablehnt.
Kriterien für Bewertung und Entscheidung
Um urteilen zu können, benötigt man Bewertungskriterien. Diese lassen sich in zwei Bereiche gliedern:
Regeln als Orientierung
Es gibt Grundregeln der Gesellschaft. Sie sind notwendig für das Leben, da sie uns zeigen, wo wir das Gute und Wertvolle anstreben sollen. Die Regeln allein sind jedoch aus zwei Gründen nicht ausreichend:
- Erstens gibt es nicht für alle Situationen Regeln.
- Zweitens kann es in bestimmten Situationen gut sein, eine Regel zu verletzen, wenn dadurch ein höheres Gut erreicht wird.
Werte als Leitlinien
Regeln stehen im Dienst der Werte, die am wichtigsten sind. Ein Wert ist eine Eigenschaft, die Dinge oder Situationen besitzen und die sie für uns attraktiv macht. Wir müssen die Werte in unserem Gewissen verinnerlichen und entsprechend entscheiden.
Drei Wege, das Gute zu finden
Jesus zeigt drei Anhaltspunkte, um das Gute zu finden:
- Gott lieben: Ihn als liebenden Vater zu erkennen, der Vertrauen verdient. Dies als grundlegende Orientierung des Lebens anzunehmen. Es bedeutet, die Beziehung zur Quelle des Lichts und der Kraft täglich zu pflegen.
- Den Nächsten lieben: Den Mitmenschen stets als Kind Gottes und Bruder/Schwester betrachten, nicht als Konkurrenten oder Angreifer. Seine Würde und Freiheit respektieren. Ihm Gutes tun, entsprechend seinen Bedürfnissen.
- Sich selbst lieben: Sich als geliebtes Kind Gottes zu fühlen, das zu einem Leben in Fülle berufen ist. Sich um die eigenen Bedürfnisse kümmern. Die eigene Würde angesichts von Aggression verteidigen. Die erhaltenen Qualitäten und Fähigkeiten für sich selbst und andere entwickeln.
Versklavende Kräfte und Einflüsse
Manchmal kann der Eindruck entstehen, dass wir so mächtigen Kräften und Einflüssen unterworfen sind, dass ein Handeln nach dem Gewissen unmöglich erscheint. Diese negativen Tendenzen können aus dem Inneren der Person entstehen, aus ihren Wünschen und Neigungen, die sie zu Handlungen verleiten, die sie eigentlich nicht will. Zu anderen Zeiten kommen negative Einflüsse von außen. Zum Beispiel, wenn sozialer Druck oder Gruppenzwang dazu zwingen, auf eine Weise zu handeln, die man im Grunde als negativ empfindet. Oder wenn die Art und Weise, wie die Gesellschaft organisiert ist, dazu führt, dass Dinge wie Ungleichheit, Ungerechtigkeit und Gewalt als normal oder unvermeidbar hingenommen werden.
Es gibt immer einen Weg zur Freiheit
Es gibt immer einen Weg, der es uns erlaubt, das Gute zu wählen und somit frei auf Lebenssituationen zu reagieren. Es gibt immer eine Chance für das Gute, selbst in negativen oder repressiven Situationen, die auftreten können. Der Weg der Freiheit ist nicht immer der einfachste. Jesus hat in seinem Leben stets nach ursprünglichen, schmalen Pfaden gesucht und hilft nun seinen Anhängern, dies ebenfalls zu tun.
Die Gaben des Lebens annehmen
Die Gaben, die ein Christ im Leben empfängt, werden mit Dankbarkeit wertgeschätzt, und er fühlt sich für sie verantwortlich. Dazu gehören:
- Empfangen: Das Leben in sich selbst und anderen willkommen heißen. Der Christ sieht das menschliche Leben als ein Zeichen der Liebe Gottes.
- Erkennen: Das Leben ist eine ständige Herausforderung für das menschliche Denken. Einerseits fordert es die Wissenschaft heraus, seine Funktionsweisen immer besser zu verstehen. Andererseits wirft es viele Fragen auf, über die Philosophie und Anthropologie reflektieren sollten.
- Fürsorgen: Es gilt, fruchtbare soziale Bedingungen zu schaffen, die jedermann ein anständiges Leben ermöglichen.
- Fördern: Wir sind aufgerufen, das Leben zu fördern.
- Verteidigen: In vielen Fällen ist das Leben bedroht und muss verteidigt werden.
Allgemeine ethische Grundsätze zum Leben
Folgende allgemeine Grundsätze sind zu beachten:
- Nicht töten: Achtung vor dem menschlichen Leben.
- Jenseits des Gesetzes der Vergeltung (Talionsprinzip): Seine Anwendung kann Gewalt auslösen und sollte vermieden werden.
- Bestmögliche Lebensbedingungen schaffen: Es müssen in jedem Einzelfall die bestmöglichen Voraussetzungen für die Entwicklung des Menschen und die höchste Lebensqualität angestrebt werden.
- Das menschliche Leben hat einen Wert an sich, unabhängig von den Umständen seiner Entwicklung: Auch wenn diese vermindert oder beeinträchtigt ist.
- Der Mensch ist nicht der absolute Herr über sein Leben oder das der anderen: Er kann nicht nach Belieben über das Leben verfügen.
- Menschliches Leben beginnt mit der Empfängnis: Wenn das Spermium die Eizelle befruchtet, entsteht ein neues Wesen.
- Wissenschaft und Technologie im Dienst des Lebens: Sie müssen der Förderung und Pflege des Lebens dienen. Forschungen sollten das menschliche Interesse und das integrale Wohl im Blick haben und nicht durch andere Interessen geleitet werden.
- Nicht alles technisch Mögliche ist moralisch gut: Der Respekt vor dem Wert und der Würde des menschlichen Lebens setzt Grenzen.
- Menschliches Leben darf nicht manipuliert werden, um anderen Zwecken als sich selbst zu dienen: Es hat einen Wert an sich.