Freuds Persönlichkeitsmodell & das Gewissen: Entwicklung und Perspektiven
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Freuds Persönlichkeitsmodell: Es, Ich und Über-Ich
Das Es: Das Lustprinzip
Nach Sigmund Freud ist das Es eine psychische Instanz, die Triebe, Bedürfnisse und Wünsche repräsentiert. Es strebt nach unmittelbarer Befriedigung und kann durch innere oder äußere Reize ausgelöst werden. Dies wird auch als Lustprinzip bezeichnet, da Bedürfnisse sofort gestillt werden müssen.
Das Ich: Das Realitätsprinzip
Das Ich stellt die Instanz des bewussten Lebens und Handelns dar. Es steht zwischen dem Es und dem Über-Ich und fungiert als Vermittler. Das Ich versucht, eine Balance zu finden, damit wir uns in der Realität zurechtfinden und gleichzeitig unsere Bedürfnisse erfüllen können. Dies wird als Realitätsprinzip bezeichnet, da es Kompromisse findet.
Das Über-Ich: Das Moralitätsprinzip
Das Über-Ich ist die psychische Instanz, die Wertevorstellungen, Normen und moralische Prinzipien repräsentiert. Es beobachtet das Ich, gibt ihm Befehle, richtet es und droht ihm mit Strafen. Es nimmt sozusagen die Rolle der Eltern oder gesellschaftlicher Autoritäten ein.
Es strebt nach Perfektion und vertritt das Moralitätsprinzip. Das Über-Ich erzeugt positive Gefühle (z.B. Stolz) oder negative Gefühle (z.B. Schuld).
Zusammenfassend sind Es, Ich und Über-Ich die psychischen Instanzen der seelischen Persönlichkeit des Menschen.
Alle drei Instanzen können unterschiedlich stark ausgeprägt sein; dies variiert von Individuum zu Individuum.
Das Stufenmodell der Gewissensentwicklung
1. Kindliches Gehorsamsgewissen / Heteronome Moralstufe
- Normen von Autoritätspersonen bestimmen die Maxime des kindlichen Handelns.
- Typisch für das 7. bis 8. Lebensjahr.
- Regeln der Eltern werden unverändert übernommen.
2. Autonome Stufe
- Das kindliche Gehorsamsgewissen wird durch die autonome Stufe abgelöst.
- Entwickelt sich durch die Auseinandersetzung mit der Umwelt.
- Bestehende Normen und Regeln werden hinterfragt, und eine eigene Entscheidungsfähigkeit bildet sich aus.
- Starke Umwelteinflüsse spielen eine Rolle.
3. Mündiges Humangewissen
- Entsteht am Ende der Reifezeit und zeichnet sich durch ein eigenes Wertesystem aus.
- Menschen können aufgrund von Vernunft und Einsicht Normen und Werte eigenständig reflektieren, übernehmen oder verwerfen.
Hinweis: Nicht jeder Mensch gelangt zur letzten Stufe der Gewissensentwicklung.
Kann das Gewissen irren?
Das Gewissen kann irren, da es stark von unseren eigenen moralischen Vorstellungen abhängt. Dies beinhaltet, was wir gelernt haben oder wie wir bestimmte Situationen interpretieren. Äußere Einflüsse wie Freunde, Gesetze, Moral und Familie spielen hierbei eine Rolle.
Gewissensfragen vs. Ermessensfragen
Gewissensfragen
- Was ist richtig und falsch?
- Wie sollen wir handeln?
Ermessensfragen
Man zieht verschiedene Ansichten oder Möglichkeiten in Betracht, um eine Entscheidung zu treffen.
Wenn das Gewissen eine Tat oder Handlung reflektiert, geschieht dies sowohl rational als auch irrational. Man kann jedoch nicht rein rational denken und sich ohne Gefühle reflektieren. Gefühle sind oft der Auslöser für Selbstreflexion.
Beispiel für eine Ermessensfrage:
- Fahre ich mit dem Auto oder der Bahn?
Beispiele für Gewissensfragen:
- Ich entscheide dabei, mit wem ich sein möchte.
- Oft selten auftretend.
- Man hat das Gefühl, sich falsch entscheiden zu können.
- Man erinnert sich nicht gerne daran.
- Frage nach der Einhaltung von Gesetzen.
Das Gewissen aus verschiedenen Perspektiven
Psychologische Perspektive
- Prägende Faktoren: Familie, Schule, Freunde, Zeitgeist, Verstand, Vorbilder, Eltern.
- Das Gewissen wird maßgeblich durch das soziale Umfeld und die Erziehung geprägt.
- Es kann als eine nach innen verlagerte äußere Autorität (ähnlich dem Über-Ich) verstanden werden.
Theologische Perspektive
- Gott: Das Gewissen wird oft als die Stimme Gottes interpretiert.