Friedrich Nietzsche: Leben, Werk und Philosophie im Überblick

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Friedrich Nietzsche wurde 1844 in Preußen geboren. Sein Vater war polnischer Abstammung, seine Mutter Deutsche. Er besuchte die Schule in Pforta, wo seine Kopfschmerzen begannen. 1864 begann er das Studium der klassischen Philologie. 1868 traf er Richard Wagner, mit dem er eine Freundschaft schloss. 1872 veröffentlichte er Die Geburt der Tragödie. 1878 brach er mit Wagner und dessen Musik, da er glaubte, sie betäube die Sinne. Mit fünfunddreißig Jahren begann er, durch Europa zu reisen, ständig geplagt von Kopfschmerzen und Erbrechen. 1881 veröffentlichte er Also sprach Zarathustra. Nach einem schweren Zusammenbruch in Turin wurde er in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Seitdem verlor er seine geistige Gesundheit, wurde von seiner Mutter und Schwester gepflegt und starb im Jahr 1900.

Zeiträume seiner Philosophie

1. Romantische Periode (Philosophie der Nacht)

Nietzsches 'Philosophie der Nacht' bezieht sich auf die Vorsokratiker, insbesondere Heraklit, Schopenhauer und die Musik von Wagner. Das grundlegende Werk dieser Zeit ist Die Geburt der Tragödie, das sich mit Wagner befasst, da er dessen Opern als Fortsetzung der griechischen Tragödie sah. Während dieser Zeit entwickelte er ein kontinuierliches Thema: den Kontrast zwischen dem Apollinischen und dem Dionysischen, wobei er dem Letzteren Vorrang gab. Sokrates erscheint als der große Feind.

2. Aufklärerische Periode (Philosophie des Vormittags)

Diese Periode fällt mit den ersten Jahren seiner Reisen zusammen. Sie markiert einen Bruch mit der vorherigen Phase: Er brach mit Wagner und wandte sich von Schopenhauers Philosophie ab. Er stützte sich auf Voltaire und die französische Aufklärung und nahm eine positivistische Haltung gegenüber Wissen, Religion und Kunst ein. Die zentrale Figur ist der freie Mensch. Werke dieser Zeit sind Menschliches, Allzumenschliches, das die Ideale der westlichen Kultur anprangert.

3. Die Botschaft Zarathustras (Philosophie des Mittags)

Nietzsches 'Philosophie des Mittags' erreicht hier ihren Höhepunkt. Er schrieb sein bahnbrechendes Werk Also sprach Zarathustra. Die zentrale Idee des Werkes ist die ewige Wiederkehr. Zarathustra ist ein Prophet, der den Tod Gottes verkündet und das Konzept des Dionysischen sowie des Übermenschen repräsentiert.

4. Kritische Periode (Philosophie des Sonnenuntergangs)

Diese Phase greift die westliche Kultur, Religion, Philosophie und traditionelle Moral an. Diese Periode ähnelt der zweiten, ist aber viel heftiger und leidenschaftlicher. Es ist eine Phase der Negation und Kritik (des Nihilismus), nicht der Bestätigung. Die Figur ist nun der Philosoph mit dem Hammer; er verflucht den 'letzten Menschen' (der dem Übermenschen vorausgeht). Werke dieser Zeit sind Jenseits von Gut und Böse, Götzendämmerung, Der Antichrist und Ecce Homo, seine philosophische Autobiographie.

Kritik an der westlichen Philosophie

Die westliche Philosophie wurde seiner Meinung nach von Sokrates und Platon verdorben. 'Sokrates hat erfolgreich die Vernunft gegen das Leben, Apollo gegen Dionysos durchgesetzt.' Platon schuf eine abwertende 'andere Welt', die reine Erfindung des Geistes war. Für Nietzsche ist die Suche nach Wahrheit beim Philosophen nichts Unpersönliches oder rein Philosophisches, sondern offenbart einen Instinkt, eine unausgesprochene Angst oder Lust – den Geist der Dekadenz, den Hass gegen das Leben und die Welt, die Angst. Nietzsche scheint nur Heraklit zu 'retten'. Er greift große metaphysische Konzepte an, die er als Täuschungen der Grammatik oder Sprache betrachtet. Das Schlimmste ist der Begriff des Seins, eine leere Fiktion. Er lehnt auch die Konzepte des Selbst, des Dings an sich, der Substanz, der Ursache etc. ab. Alle diese Konzepte entspringen einer Ablehnung des Werts der Sinne und einer Überschätzung der Vernunft. Im Gegensatz dazu sagt Nietzsche, dass wir das Zeugnis der Sinne annehmen müssen: Das Reale ist immer das Phänomen oder das Aussehen. Kurz gesagt, der oberste Fehler der Metaphysik ist die Annahme einer 'wahren Welt' hinter der sichtbaren Welt, wo doch nur das Phänomen das Wirkliche ist. Nietzsche verändert den Begriff der Wahrheit. Seine Denkweise ist nicht nur phänomenalistisch; die Wahrheit selbst ist für ihn eine Interpretation. Eine Wahrheit wird an ihrem pragmatischen Wert gemessen. Der Wille zur Wahrheit ist in Wirklichkeit der Wille zur Macht: Die Wahrheit ist das, was die Kraft erhöht, was dem Leben dient. Gegen den metaphysischen Dogmatismus verteidigt er einen Perspektivismus: Es gibt nur Interpretationen, nichts 'an sich'. Die Frage ist: Was bedeutet das für mich? Und jede Perspektive ist bereits eine Bewertung.

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