Galileis Vermächtnis: Analyse des 14. Bildes
Eingeordnet in Sprache und Philologie
Geschrieben am in
Deutsch mit einer Größe von 2,75 KB
Szene 14: Galilei nach dem Widerruf
Im 14. Bild des Dramas „Das Leben des Galilei“ (1955) von Bertolt Brecht lebt Galilei nach seinem Widerruf in einem Landhaus bei Florenz. Er wird von seiner Tochter Virginia versorgt und von einem Mönch als scheinbarer Gefangener der Inquisition überwacht, darf aber noch eingeschränkt forschen. Im Geheimen hat er sein Lebenswerk, die „Discorsi“ – ein Buch über Mechanik und die Fallgesetze – fertiggeschrieben und eine Abschrift angefertigt. Das Original wurde von der Kirche konfisziert.
Dialog 1: Galilei und seine Tochter Virginia
Der erste entscheidende Dialog findet zwischen Galilei und Virginia statt. Der konkrete Anlass ist ein Geschenk, das ein Unbekannter für Galilei abgegeben hat (vgl. S. 117, Z. 24 f.). Das Gespräch ist sehr einseitig, da Galilei eine übergeordnete Position einnimmt und seiner Tochter Anweisungen erteilt, die sie ohne Zögern ausführt (vgl. S. 118, Z. 26 f.). Galilei verwendet auffallend kurze, sachliche Sätze, was den Dialog oberflächlich erscheinen lässt. Zusätzlich diktiert er Virginia einen Antwortbrief an den Erzbischof.
Dialog 2: Galilei und sein Schüler Andrea
Der zweite Dialog mit seinem ehemaligen Schüler Andrea Sarti verläuft auf einer anderen Ebene. Andrea besucht Galilei und berichtet, dass seit dessen Widerruf keine neuen wissenschaftlichen Theorien mehr veröffentlicht wurden. Die Unterhaltung ist zunächst förmlich und sachlich (vgl. S. 121, Z. 26 f.).
Der Wendepunkt: Die Übergabe der „Discorsi“
Ein Wendepunkt ist der Moment, in dem Galilei von seinen „Discorsi“ berichtet. Er erklärt Andrea, dass er heimlich eine Abschrift angefertigt hat und sie ihm übergibt, damit er sie nach Holland schmuggeln kann (vgl. S. 124, Z. 8). Diese Enthüllung offenbart den inneren Konflikt Andreas, der seit dem Widerruf seines Mentors zwiegespalten war:
- Einerseits war er enttäuscht und wütend, dass Galilei die Wissenschaft verraten hatte.
- Andererseits verdankte er ihm viel, da Galilei ihn zum Wissenschaftler gemacht hatte.
Nach der Übergabe dominiert Andrea das Gespräch und schwärmt von den weitreichenden Konsequenzen für die Wissenschaft (vgl. S. 124, Z. 17).
Bedeutung der Szene als Schlüsselmoment
Diese stark von Emotionen geprägte Szene ist eine der Schlüsselszenen des Dramas. Sie markiert eine große Wende, da Galileis Werk gerettet wird. Durch seine indirekte Rückkehr mittels der „Discorsi“ wird anderen Wissenschaftlern wieder Mut gemacht, die Welt aus einer neuen Perspektive zu betrachten.