Galileo Galilei: Ambivalenz und Verantwortung des Wissenschaftlers

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Charakterisierung von G.

Der innere Konflikt des Wissenschaftlers

In der Figur von G. nähern wir uns dem inneren Konflikt eines Menschen, der einerseits wichtige Erkenntnisse für die Menschheit besitzt, andererseits das Teilen dieser Erkenntnisse mit der Menschheit seinen eigenen Tod bedeuten kann. G. ist ein Wissenschaftler, der seinem Forschungstrieb nachgeht. Er erzielt bedeutsame Entdeckungen und ist ein rationaler Mensch.

Ambivalenz und Hedonismus

Im Gegensatz dazu ist G. aber auch ein sinnlicher Mensch und zeigt sich als Hedonist. Die beiden Seiten seines Charakters – der Wissenschaftler und der Genussmensch – werden daran erkennbar.

Forschung unter Bedrohung

Zur Zeit von G. gab es Pestausbrüche. Trotz der Pest forscht er weiter (Bild 5) und denkt nicht an seine Gesundheit. Er ist jedoch bereit, seinen Forschungstrieb aufzugeben, als er von der Inquisition bedroht wird. G. ist eine ambivalente Figur: Er vertritt die Vernunft, sein Denken ist empirisch, und er wird deshalb als einer der Vertreter der Aufklärung dargestellt. Die Machtstrukturen sind dank seiner Entdeckungen am Zerfallen. Doch gleichzeitig zeigt er sich naiv, egozentrisch und idealistisch, da er denkt, dass alle ihm Glauben schenken werden.

Menschliche Schwächen und Reue

Trotz seines Mutes, indem er die Kirche konfrontiert und seine Discorsi anfertigt, obwohl er unter Bewachung der Inquisition steht, zeigt er sich menschlich. Wie alle Personen hat er menschliche Schwächen und Ängste. Am Ende des Theaterstücks, im Bild 14, kritisiert er sich selbst: „Ich hätte die Chance gehabt“, weil er aufgrund des Drucks der Inquisition widerrufen hat.

Soziale Verantwortung des Wissenschaftlers

Brechts Sichtweise: G. als „Verbrecher“

Zur sozialen Verantwortung des Wissenschaftlers trägt G. – nach Brechts und der Meinung anderer Menschen – eine doppelte Verantwortung. Einerseits ist G. als Wissenschaftler verpflichtet, neue Fortschritte zu machen und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Andererseits ist er verpflichtet, dass sein Wissen zum Wohle der Menschheit verwendet wird. Brecht sieht G. als Verbrecher an der Menschheit. Er meint, G. hätte nicht widerrufen sollen. Auf diese Weise hätte er den revolutionären Umschwung der Gesellschaft herbeiführen und einen hippokratischen Eid entwickeln können, um die Anwendung der Wissenschaft zum Wohle der Menschheit zu gewährleisten. Der Einfluss auf die Gesellschaft wäre größer geworden.

Die Bedeutung des Widerrufs

Doch meiner Meinung nach trägt G. allein nicht die soziale Verantwortung. Der Widerruf hat ihm ermöglicht, seine Forschungen fortzuführen und sein Wissen an zukünftige Generationen weitergeben zu können. Früher oder später würde man das Verbrechen der Kirche kennen, und es ist gut, dass G. am Leben blieb, um weiter zu forschen, anstatt zu sterben. Denn sonst hätte er weder seine Discorsi beenden noch seine Forschungsmethoden weitergeben können.

Grenzen der individuellen Verantwortung

Außerdem kann G. als einzelne Person nicht für die Folgen seiner Forschung Verantwortung übernehmen, weil er keinen Einfluss auf die Anwendung seiner Forschungsergebnisse hat. Denn die Anwendung beschließt derjenige, der G. für seine Arbeit bezahlt. Schließlich braucht G. das Geld, um forschen zu können, und deshalb entscheidet er nicht, was veröffentlicht wird und was nicht.

Die Rolle der Gesellschaft

Eigentlich ist es die Gesellschaft, die verantwortlich sein müsste, denn sie ist die einzige, die Macht an diejenigen verleiht, die sie haben, und die G.s Erfindungen verboten hat.

Ambivalenz wissenschaftlicher Erkenntnisse

Auch fast jede Erfindung ist ambivalent und kann positiv oder negativ angewendet werden. Deshalb finde ich, dass Galilei unschuldig ist, da er die Verantwortung nicht übernehmen kann.

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