Galizische Prosa 1936-1976: Literatur unter der Franco-Diktatur

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Galizische Prosa zwischen 1936 und 1976

Die Franco-Diktatur und ihre Folgen

Nach dem Bürgerkrieg (1936-1939) etablierte sich die Franco-Diktatur (bis 1975) als autoritäres Regime. Dieses war gekennzeichnet durch einen Mangel an grundlegenden Freiheiten – wie der Sprachfreiheit – und durch die Durchsetzung einer einzigen Ideologie, die die sprachliche und kulturelle Vielfalt Spaniens leugnete. Infolgedessen mussten einige Autoren, die der Bruderschaft und der Partei Galeguista um Castelao angehörten, aus politischen Gründen emigrieren und setzten ihre literarische Arbeit in Amerika fort. Diejenigen, die in Galicien blieben, inszenierten die sogenannte innere Emigration, was in den 1940er Jahren zu einem literarischen Schweigen und mangelnder redaktioneller Tätigkeit führte.

Die literarische Erholung: Editorial Galaxia

Im Jahre 1950, mit der Gründung der Editorial Galaxia in Vigo, begann der Weg der literarischen Erholung. Treiber dieser Entwicklung waren Intellektuelle wie Ramón Piñeiro und Francisco Fernández del Riego. Letzterer, Herausgeber der Zeitschrift Grial, förderte Übersetzungen bedeutender Werke der europäischen Kultur, gab Texte von Autoren vor 1936 neu heraus und schuf literarische Sammlungen für neue Autoren.

Schlüsselfiguren der 1950er Jahre

Unter diesen neuen Autoren etablierten sich drei Hauptfiguren der Erzählung der 1950er Jahre: Álvaro Cunqueiro, Ánxel Fole und Eduardo Blanco Amor. Alle drei begannen ihre literarische Arbeit bereits vor dem Bürgerkrieg in Zeitungen und Zeitschriften, pflegten andere literarische Gattungen wie die Lyrik und entwickelten ihr erzählerisches Werk erst später zur Reife. Es fehlte jedoch eine formale oder thematische Einheit, da jeder Autor eine eigene ästhetische Lösung verfolgte.

Álvaro Cunqueiro: Mythos und ländlicher Glaube

Álvaro Cunqueiro kultivierte hauptsächlich zwei Untergattungen der Erzählung: den Roman und die Kurzgeschichte. In seinen Romanen schildert er die sogenannte mythische Welt, eine Wiederbelebung von Figuren und Helden der Literatur, sowohl westlicher (z.B. Hamlet, Merlín) als auch östlicher Herkunft (z.B. Sindbad), wobei er Märchen und Legenden mit der Geschichte vermischt. Beispiele hierfür sind Merlín e familia (1955), As crónicas do Sochantre (1956) und Se o vello Sinbad volvese ás illas (1961). Im Gegensatz dazu spiegeln seine Kurzgeschichtenbände den Volksglauben des ländlichen Galiciens wider, dargestellt durch typische Figuren. Beispiele sind Escola de menciñeiros (1960), Xente de aquí e de acolá (1971) und Os outros feirantes (1979).

Ánxel Fole: Mündliche Erzähltradition

Das erzählerische Werk von Ánxel Fole umfasst mehrere Kurzgeschichtenbände, die gemeinsame Merkmale aufweisen. Die Geschichten spielen oft in ländlichen Gebieten und verbinden Humor und Angst, Fantasie und Magie. Darüber hinaus versuchte Fole, die mündliche Erzähltradition wiederzubeleben, indem er eigene Ausdrucksformen und Elemente des Dialekts der Region Lugo einfließen ließ. Dies zeigt sich in seinen Hauptwerken: Á lus do candil (1952) und Terra Brava (1955).

Eduardo Blanco Amor: Sozialer Realismus und Innovation

Eduardo Blanco Amor schrieb Romane und Erzählungen sowohl auf Galicisch als auch auf Spanisch, wie den Roman La Catedral y el Niño. Sein galicisches Erzählwerk ist vom sozialen Realismus geprägt, schildert Szenen aus dem Leben der unteren Schichten im städtischen Umfeld, verwendet eine Sprache, die die Volkssprache widerspiegelt, und integriert innovative Techniken wie den Monolog. Zu seinen Werken zählen die Romane A Esmorga (1959) und Xente ao lonxe (1972) sowie der Kurzgeschichtenband Os biosbardos (1962).

Entwicklungen ab den 1960er Jahren

Ab den 1960er Jahren entwickelten sich drei Hauptstränge der Erzählung: die Fortsetzung der Werke der bereits genannten Autoren, eine ruralistische realistische Erzählung, vertreten durch Xosé Neira Vilas, und schließlich die sogenannte Nova Narrativa Galega (Neue Galicische Erzählung), die neue Themen und Techniken einführte, hauptsächlich durch Xosé Luís Méndez Ferrín und Carlos Casares.

Xosé Neira Vilas: Sozialrealismus und Emigration

Xosé Neira Vilas entwickelte in seinen Werken und Kurzgeschichtenbänden ein sozialrealistisches Erzählthema, das sich auf drei Hauptbereiche konzentrierte: die galicische Landschaft und Kindheitserlebnisse, wie in Memorias dun neno labrego (1961); das Erwachsenenalter, fokussiert auf die Menschen in Castromil (1965); und die Emigration, die in Werken wie Camiño bretemoso (1967) und Contos de emigrantes (1968) behandelt wird.

Die Nova Narrativa Galega

Die Nova Narrativa Galega, maßgeblich geprägt durch Autoren wie Xosé Luís Méndez Ferrín und Carlos Casares, führte ab den 1960er Jahren neue Themen und innovative Erzähltechniken in die galicische Prosa ein und trug wesentlich zu ihrer Modernisierung bei.

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