Gamal Abdel Nasser, Panarabismus und der Nahostkonflikt
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Panarabismus und die Ära Gamal Abdel Nasser
Gamal Abdel Nasser: Visionär des Panarabismus (1918–1970)
Gamal Abdel Nasser (1918–1970) regierte Ägypten als erster Ägypter seit dem Aufkommen des Islam und verfolgte leidenschaftlich die Idee einer panarabischen Einheit. Als panarabistischer Oberst führte er 1952 eine nationalistische Organisation an, die König Faruk stürzte. 1953 wurde die Republik ausgerufen.
Wichtige Ereignisse und Politik Nassers
Ein zentrales Ereignis war die Verstaatlichung des Suezkanals. Die Einnahmen sollten zur Finanzierung des Assuan-Staudamms dienen, nachdem sich die IBRD (Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) geweigert hatte, das Projekt zu finanzieren. Die Sowjetunion (UdSSR) gewährte daraufhin Kredite und Zinsen, wodurch Ägypten zu einem Staat der Supermächte-Konfrontation wurde.
Im Krieg von 1956 besetzte Israel den Gazastreifen und den Sinai. Französische und britische Truppen wurden im Kanalgebiet stationiert. Die UdSSR drohte Ägypten, Frankreich, Großbritannien und Israel mit dem Einsatz von Nuklearwaffen, um die Konfliktparteien zu verteidigen.
Nasser nutzte den Kampf gegen den Neokolonialismus als Dharma (Leitprinzip). Er etablierte eine Einheitspartei und bekämpfte sowohl die Kommunistische Partei Ägyptens als auch die Muslimbruderschaft. Nasser sah den Sozialismus im Einklang mit dem arabischen Profil und schlug einen Mittelweg zwischen marxistischem Sozialismus und Kapitalismus vor. Seine Ideen umfassten die Agrarreform und die Kontrolle ausländischer Interessen, wobei größere Sektoren verstaatlicht wurden. 1967 wurde die ägyptische Wirtschaft vollständig verstaatlicht.
Nach der ägyptischen Niederlage von 1955 demonstrierte die Konferenz von Bandung den Protest gegen den Imperialismus. Nasser lehnte den Bagdad-Pakt ab, den die Türkei und der Irak zur Verteidigung des Gebiets gegen eine sowjetische Invasion zu etablieren versuchten.
Der Niedergang des Panarabismus
Der Panarabismus sah sich mit den Problemen der arabischen Welt konfrontiert: Grenzstreitigkeiten, ideologische und religiöse Spaltungen sowie unterschiedliche Haltungen gegenüber Israel. Muammar al-Gaddafi (der 1969 in Libyen an die Macht kam) wurde zu einem Exponenten des Niedergangs. Er präsentierte den Arabismus als Motor der Revolution, versuchte jedoch erfolglos, eine libysch-arabische Einheit zu etablieren. Die Golfkrise zeigte schließlich die tiefgreifende Spaltung der arabischen Länder auf.
Die Arabische Liga (AL)
Gründung und Ziele der Arabischen Liga
Die Arabische Liga wurde am 22. März 1945 gegründet, um die arabische Einheit nach dem Zweiten Weltkrieg zu fördern. Die Gründungsmitglieder waren:
- Ägypten
- Irak (britisches Mandat)
- Syrien und Libanon (französische Mandate)
- Transjordanien (das heutige Jordanien)
- Jemen
- Saudi-Arabien
- Palästina (vertreten durch die PLO)
Die Hauptziele der Organisation sind:
- Die Beziehungen zwischen den Mitgliedstaaten zu stärken.
- Die politische Zusammenarbeit untereinander zu koordinieren.
- Die Unabhängigkeit und Souveränität der Mitglieder zu schützen.
Die Liga behält sich das Recht vor, ein Mitglied auszuschließen. Ab 1945 entstanden verschiedene politische Bewegungen, wie die irakische Baath-Bewegung in Syrien. 1958 schufen Führer wie Nasser die VAR (Vereinigte Arabische Republik), bestehend aus Ägypten und Syrien. Nach einem Staatsstreich in Syrien im Jahr 1961 zerfiel die VAR. Die Arabische Liga dient heute als Forum für Diskussionen über die Wiedervereinigung.
Das Palästina-Problem und die Flüchtlingskrise
Die Situation nach 1948 und 1967
Die Situation in Palästina ist eng mit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 verbunden. Die Gebiete, die Israel heute hält, wurden größtenteils im Sechstagekrieg von 1967 annektiert. Dazu gehören:
- Die Golanhöhen (von Syrien)
- Der Gazastreifen (von Ägypten)
- Die Westbank (von Jordanien)
Ein palästinensischer Staat, wie er in der UN-Resolution 2007 vorgesehen war, wurde nicht realisiert. Palästina wurde nicht als einheitliches physisches Land betrachtet, und es blieben Gebietsansprüche auf die Westbank und den Gazastreifen bestehen.
Die palästinensische Flüchtlingskrise
Der Exodus der palästinensischen Flüchtlinge begann bereits vor dem Ersten Weltkrieg. Etwa 710.000 Palästinenser befanden sich in der Diaspora, während gleichzeitig 170.000 Emigranten nach Israel kamen. Die palästinensische Bevölkerung verteilte sich wie folgt:
- Gazastreifen: 20 %
- Westjordanland: 39 %
- Libanon: 14 %
- Syrien: 10 %
- Transjordanien: 10 %
- Ägypten: 1 %
Im Juli 1950 verabschiedete Israel das Rückkehrgesetz, das jedem Juden das Recht auf Einwanderung gewährte, jedoch nicht jedem Palästinenser die Rückkehr. Zwischen 1948 und 1951 siedelten sich 687.000 jüdische Emigranten in Israel an. Im Februar 1969 radikalisierte sich die PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation).