Gedächtnis und Vergessen: Arten und Ursachen
Classified in Lehre und Ausbildung
Written at on Deutsch with a size of 3,29 KB.
Arten von Gedächtnis
Das Gedächtnis ist ein komplexer Prozess, der in verschiedene Arten unterteilt werden kann:
Sensorisches Gedächtnis (SG)
Das sensorische Gedächtnis registriert die Sinneswahrnehmungen und erkennt die physikalischen Eigenschaften von Reizen. Es hat eine große Kapazität und ein Subsystem für jede Sinnesmodalität. Die Dauer variiert je nach Sinnesmodalität (z. B. etwa zwei Sekunden für das echoische Gedächtnis und eine Sekunde für das ikonische Gedächtnis).
Kurzzeitgedächtnis (KZG)
Das Kurzzeitgedächtnis speichert Informationen, die wir aktuell benötigen. Die Informationen werden hauptsächlich visuell und akustisch und in geringerem Maße semantisch kodiert. Die Kapazität ist begrenzt (etwa sieben Elemente), und die Dauer beträgt etwa 18 bis 20 Sekunden ohne Wiederholung. Durch Interpretation und Organisation können Informationen länger gespeichert werden.
Langzeitgedächtnis (LZG)
Das Langzeitgedächtnis speichert unser Wissen über die Welt für spätere Verwendung. Die Informationen sind semantisch (bei verbalem Material) und visuell (bei Bildern) kodiert. Es hat eine unbegrenzte Kapazität. Die Dauer kann von Minuten bis zu lebenslang reichen.
Arten des Langzeitgedächtnisses:
- Deklaratives Gedächtnis: Speichert Informationen über Fakten und Ereignisse. Es ist unser explizites Wissen und kann verbal ausgedrückt werden.
- Prozedurales Gedächtnis: Speichert Wissen darüber, "wie man Dinge tut" (Fähigkeiten und Fertigkeiten). Es wird oft unbewusst erworben und abgerufen.
- Episodisches Gedächtnis: Speichert autobiografische Erinnerungen an Ereignisse, die wir erlebt haben, zusammen mit ihrem zeitlichen und räumlichen Kontext.
- Semantisches Gedächtnis: Speichert unser Wissen über die Welt und Sprache, unabhängig von den Umständen des Lernens. Es ist fast immun gegen Vergessen.
- Explizites Gedächtnis: Beinhaltet bewusstes Lernen über Personen, Orte und Ereignisse.
- Implizites Gedächtnis: Beinhaltet unbewusstes Lernen, ohne viel Aufwand.
Vergessen
Vergessen ist die Unfähigkeit, sich an Informationen zu erinnern. Es ist ein wichtiger Prozess, der so wichtig ist wie das Erinnern selbst.
Ursachen des Vergessens:
- Hirnverletzungen oder -degeneration: Vergesslichkeit tritt aufgrund von Hirnschäden oder neurologischen Erkrankungen auf.
- Verdrängung (Repression): Informationen werden vergessen, weil sie störend oder schmerzhaft sind (ein psychologischer Abwehrmechanismus).
- Interferenz:
- Proaktive Interferenz: Zuvor Gelerntes erschwert das Lernen neuer Informationen.
- Retroaktive Interferenz: Neues Lernen stört die Erinnerung an zuvor Gelerntes.
- Mangelnde Verarbeitung: Informationen werden möglicherweise vergessen, wenn sie nicht ausreichend verarbeitet wurden.
- Unzureichender Kontext: Informationen sind schwer abrufbar, wenn der Lernkontext sich vom Abrufkontext unterscheidet.