Die Generación del 98: Kontext, Merkmale und Vertreter

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Im späten neunzehnten Jahrhundert erlebte Spanien eine Zeit allgemeiner Krise. Das politische System versagte, und erste gewaltsame soziale Konflikte brachen aus. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts und den letzten des 19. Jahrhunderts ergriff eine Gruppe von Intellektuellen eine Reihe von Maßnahmen mit der klaren Absicht, die bereits bestehenden Probleme zu lösen. Diese Bewegung wurde als „Regeneration“ bekannt, mit Persönlichkeiten wie Joaquín Costa und Francisco Giner de los Ríos, dem Förderer der „Institución Libre de Enseñanza“.

Die Situation verschlechterte sich dramatisch mit dem Verlust Kubas und der Philippinen, den letzten spanischen Kolonien, im Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898. Diese nationale Katastrophe, die erhebliche menschliche und wirtschaftliche Verluste mit sich brachte, führte dazu, dass sich eine Gruppe von Schriftstellern intensiv mit den Problemen des Landes und insbesondere mit der „Frage Spaniens“ auseinandersetzte. Diese Gruppe von Intellektuellen, bekannt als die Generación del 98 oder Generation von 98, umfasste Persönlichkeiten wie Miguel de Unamuno, José Martínez Ruiz „Azorín“, Pío Baroja, Antonio Machado, Ramón del Valle-Inclán und Ramiro de Maeztu.

Ideologische Positionen

Ihre ideologischen Positionen lassen sich im Wesentlichen in zwei Hauptströmungen unterteilen:

  • Erstens: Diejenigen, die von einer jungen, revolutionären und kämpferischen Haltung geprägt waren.
  • Zweitens: Diejenigen, die von Reife und manchmal einem offen konservativen Idealismus geprägt waren.

Gemeinsame Merkmale der Generación del 98

Obwohl die Idee einer „Generation“ umstritten ist, lassen sich für die Mitglieder der Generación del 98 eine Reihe gemeinsamer Merkmale feststellen, die sie als solche charakterisieren:

  • 1. Geburtsjahrgänge: Die meisten Schriftsteller wurden zwischen 1864 (Miguel de Unamuno) und 1875 (Antonio Machado) geboren, sodass der Altersunterschied zwischen ihnen nicht mehr als 15 Jahre betrug.
  • 2. Intellektuelle Ausbildung: Sie besaßen eine ähnliche intellektuelle Ausbildung, stammten überwiegend aus dem Bürgertum, nahmen aber in einer ersten Phase eine antibürgerliche Haltung ein. Viele waren Autodidakten und übten scharfe Kritik am spanischen Bildungssystem.
  • 3. Die Frage nach einem Führer: Die Anwesenheit eines Führers wird oft diskutiert. Obwohl Philosophen wie Nietzsche und Schopenhauer intellektuelle Impulse gaben, wird Miguel de Unamuno oft als zentrale Figur betrachtet. Pedro Salinas, ein Dichter der Generación del 27, sprach jedoch davon, dass der Führer dieser Generation primär durch Abwesenheit glänzte, was auf eine fehlende formale Führung hindeutet.
  • 4. Persönliche Beziehungen: Ihre Mitglieder pflegten enge persönliche Beziehungen und nahmen an gemeinsamen Veranstaltungen teil, wie einer Reise nach Toledo, um das Grab von Larra zu besuchen, einer Hommage an Pío Baroja oder dem Protest gegen die Vergabe des Nobelpreises an José Echegaray.
  • 5. Generationswechsel: Sie erlebten einen Generationswechsel, der durch ein prägendes Ereignis wie die Katastrophe von 1898 ausgelöst wurde.
  • 6. Gemeinsame Themen und Stile: Es gab gemeinsame Themen und Stile, die sich deutlich von denen der vorherigen Generation unterschieden:
    • a) Skeptizismus und Pessimismus: Sie waren besorgt über religiöse und existenzielle Fragen und setzten sich intensiv mit der „Frage Spaniens“ und insbesondere Kastiliens auseinander.
    • b) Bewunderung für Klassiker: Sie empfanden große Bewunderung für Larra, Quevedo und Cervantes. Insbesondere das Werk von Cervantes regte zahlreiche Studien an.
    • c) Nüchterner und präziser Stil: Sie bevorzugten einen nüchternen und präzisen Stil, der Ideen und nicht den bloßen Ausdruck in den Vordergrund stellte.
    • d) Antirhetorizismus: Charakteristisch war ihr Antirhetorizismus.
    • e) Subjektive Beschreibung: In ihren Schriften finden sich zahlreiche Briefe und eine besondere Betonung der subjektiven Beschreibung.
    • f) Literarische Innovationen: Sie führten bedeutende Innovationen ein, wie Ramón María del Valle-Incláns Esperpento (z.B. in Luces de bohemia) und Miguel de Unamunos Nivola (z.B. in Niebla).

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