Geographie der Iberischen Halbinsel: Hydrologie, Vegetation und Böden
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Faktoren der Hydrologie auf der Iberischen Halbinsel
Klima
Beeinflusst durch Temperatur und Niederschlag. Man unterscheidet zwischen dem feuchten Spanien (ozeanisch) und dem trockenen Spanien (mediterran).
Relief (Topografie)
Das Relief beeinflusst die Wasserscheiden, die Erosionskapazität von Flüssen und Seen sowie die Bildung von Grundwasser. Es ist entscheidend für die Schaffung von Wasserbauwerken. Auch die Gesteinsart bestimmt die Wasserfilterung.
Vegetation
Die Vegetation trägt zur Eindämmung der Erosion durch Flüsse bei, schützt vor Sonneneinstrahlung und reduziert die Verdunstung.
Menschlicher Einfluss
Der Mensch nutzt Wasserressourcen für seine Zwecke und greift durch Bauwerke regulierend in die Gewässer ein.
Hydrologische Elemente und Flussregime
- Absoluter Abfluss (Durchflussmenge): Die Wassermenge, die pro Sekunde durch einen bestimmten Punkt fließt. Gemessen in m³/s.
- Hochwasser (Flut): Die maximale Strömung des Flusses.
- Niedrigwasser (Dürre): Die minimale Strömung des Flusses.
- Regulierungsindex: Ergibt sich aus der Division des jährlichen maximalen Abflusses durch den minimalen Abfluss.
- < 3: Regulär
- 3–7: Halbvariabel
- > 7: Unregelmäßig
- Flussregime: Die jahreszeitlichen Schwankungen des Abflusses, abhängig von den Niederschlägen.
- Nivales Regime: Flüsse, die im Hochgebirge entspringen, wo Frost und Schnee häufig sind. Überschwemmungen im Sommer und Frühling durch Eisschmelze; Niedrigwasser im Winter durch Kälte.
- Pluviales Regime (Niederschlagsmuster): Der Abfluss hängt direkt vom Niederschlag ab. Beispiele: Ozeanisches Klima (Maximum im Winter) und Mediterranes Klima (Maximum im Frühjahr und Herbst).
- Gemischte Regime:
- Nivo-luviales Regime: Der Abfluss wird sowohl durch Schnee als auch durch Regen beeinflusst.
- Pluvio-nivales Regime: Der Hauptanteil des Abflusses stammt aus Niederschlägen.
Einzugsgebiete und Flusssysteme
Einzugsgebiet (Watershed): Ein Landgebiet, dessen Wasser in einen Hauptfluss und seine Nebenflüsse abfließt. Die Flüsse bilden ein hierarchisches Netz.
Hydrografisches Becken: Eine Gruppe von Einzugsgebieten, die in dasselbe Meer münden.
Das Kantabrische Becken (Atlantik Nord)
- Kurze Flüsse, die in Küstennähe entspringen.
- Hohe Erosionskraft, die durch die Vegetation gebremst wird.
- Regulärer Abfluss, bestimmt durch Niederschläge.
Das Atlantische Becken (West und Südwest)
- Unregelmäßiges Regime.
- Lange Flüsse, die im Zentrum der Halbinsel entspringen.
- Fließen durch Ebenen.
- Niedrigwasser im Sommer, Hochwasser im Frühjahr und Herbst.
Das Mediterrane Becken (Mittelmeer)
- Kurze Flüsse (Ausnahme: der Ebro).
- Starke Erosion und Materialtransport.
- Sehr unregelmäßiges System.
- Niedrigwasser im Sommer und katastrophale Überschwemmungen im Herbst.
- Charakteristisch sind Sturzbäche (Torrentes), die nur bei Regen Wasser führen.
Balearen und Kanarische Inseln
Hier gibt es keine großen Flüsse, sondern nur Bäche und Ströme mit geringem Wasserfluss.
Seen (Lagos)
Endogene Seen (durch innere Erdprozesse)
- Vulkanseen: Entstehen in den Kratern erloschener Vulkane (z. B. Campo de Calatrava).
- Tektonische Seen: Entstehen durch das Absinken von Landmassen infolge von Verwerfungen.
Exogene Seen (durch äußere Prozesse)
- Gletscherseen: Entstehen durch die Ausgrabung von Kesseln oder Tälern durch Eis.
- Karstseen: Entstehen in Gebieten, in denen Kalk oder Gips gelöst wurde.
- Endorheische Seen: Typisch für trockene oder halbtrockene Regionen. Das Wasser erreicht das Meer nicht, sondern verdunstet oder versickert.
- Äolische Seen: Entstehen durch Ausgrabungen weicher Materialien durch den Wind.
- Küsten- oder Lagunenseen: Salzwasserseen, die durch einen Küstenstreifen vom Meer getrennt sind.
Feuchtgebiete und Grundwasser
Feuchtgebiete
Landflächen, die von seichtem Wasser bedeckt sind (z. B. Lagunen, Sümpfe, Deltas, Albuferas).
Grundwasserleiter (Aquifere)
Ansammlungen von Wasser im Boden, die entstehen, wenn Regenwasser versickert, auf eine undurchlässige Schicht trifft und sich dort ansammelt. Das Wasser tritt über Quellen in Flüsse oder Ozeane aus oder wird direkt genutzt. Sie sind besonders wichtig auf den Kanarischen und Balearischen Inseln.
Vegetation der Iberischen Halbinsel
Die Vegetation beschreibt die Gesamtheit der Pflanzen in einem Gebiet. Sie wird durch folgende Faktoren beeinflusst:
- Physikalische Faktoren: Klima, Landschaft, Boden und die geografische Lage der Halbinsel.
- Menschliche Faktoren: Die Einführung neuer Arten oder die Zerstörung der ursprünglichen Vegetation.
Vegetation des Ozeanischen Klimas (Atlantisches Klima)
Laubwälder
Charakteristisch sind Laubbäume, die ihre Blätter im Herbst verlieren und im Frühling neu austreiben.
- Buche (Haya): Benötigt großzügige und häufige Niederschläge in Bergregionen. Sie wächst schnell und liefert hochwertiges Holz für Möbel und Werkzeuge. Vorkommen: Pyrenäen (Navarra) und Kantabrisches Gebirge.
- Eiche (Roble): Benötigt weniger Feuchtigkeit als die Buche. Langsames Wachstum. Vorkommen: Galizien und Kantabrisches Gebirge. Das Holz wird im Bauwesen (Häuser und Boote) verwendet.
Viele ursprüngliche Eichenwälder wurden gerodet und mit schnell wachsenden Bäumen (Kiefern und Eukalyptus) wiederbesiedelt.
Weitere Vegetationsformen
- Heide (Landa): Dichte Vegetation aus Büschen. Wichtige Arten: Heidekraut, Stechginster und Ginster.
- Wiesen (Prados): Weite Flächen mit reichlich krautiger Vegetation.
Vegetation des Mediterranen Klimas
Immergrüne Wälder
Die Bäume sind immergrün, von mittlerer Größe, haben oft keinen geraden Stamm, dafür aber eine dicke Rinde und eine dichte, abgerundete Krone.
- Steineiche (Encina): Passt sich allen Böden an. Sehr hartes und widerstandsfähiges Holz. Die Eicheln dienen als Viehfutter. Holz für Tragkonstruktionen und Geschirr.
- Korkeiche (Alcornoque): Benötigt etwas Feuchtigkeit, milde Winter und silikatische Böden. Vorkommen: Unteres Guadalquivir-Tal. Liefert Kork für Läufe, Schiffe und andere Produkte.
- Kiefer: Sekundärbaumart. Passt sich allen Bedingungen an. Wurde oft zur Wiederaufforstung genutzt.
Dehesa-System
Ein traditionelles System, bei dem Steineichen- und Korkeichenwälder gelichtet werden, um eine Kombination aus Fruchtgewinnung, Brennholz und Holzproduktion zu ermöglichen. Dieses System schützt den Boden für Landwirtschaft und Beweidung.
Degradationsformen (Macchia, Garrigue, Steppe)
Diese Strauchformationen entstehen durch die Zerstörung der ursprünglichen Wälder durch den Menschen.
- Macchia (Maki): Dichtes, hohes Buschwerk (bis zu 2 m). Beispiele: Zistrose (Jara), Heidekraut, Mastixstrauch (Lentisco).
- Garrigue (Garriga): Weniger dichtes und niedriges Buschwerk. Beispiele: Thymian, Rosmarin und Lavendel.
- Steppe: Diskontinuierliche Vegetation (Gräser gemischt mit niedrigen, dornigen Sträuchern). Beispiele: Zwergpalme, Thymian, Spargel.
Ufervegetation (Riparia)
Diese Vegetation wächst in der Nähe von Flüssen, wo die Luft- und Bodenfeuchtigkeit sehr hoch ist. Sie ist unabhängig vom regionalen Klima, da nur bestimmte Arten in der ständigen Gegenwart von Wasser überleben können.
Typische Arten:
- Erle (Aliso): Die Wurzeln stehen im Wasser.
- Pappel/Weide (Chopo und Álamo): Die Wurzeln reichen bis ins Wasser.
- Eschen und Ulmen: Benötigen weniger Feuchtigkeit.
Die Ufervegetation ist oft durch menschliche Eingriffe stark reduziert.
Bergvegetation (Höhenstufen)
Pyrenäen
Die Vegetation ist in vier Stockwerke unterteilt:
- Montane Stufe (bis 1200 m): Umfasst Eichen und Steineichen.
- Subalpine Stufe (1200–2400 m): Nadelbäume (Tannen, Schwarzkiefern).
- Alpine Stufe (2400–3000 m): Schneebedeckte Wiesen, kleine Felsen und Pflanzen, die an die extremen Bedingungen angepasst sind.
- Nivale Stufe (über 3000 m): Keine Vegetation aufgrund des permanenten Schnees. An Stellen, wo der Schnee schmilzt, finden sich Flechten und Moose.
Bergregionen der Halbinsel (außer Pyrenäen)
Hier fehlt oft die subalpine Stufe.
- Untere Stufe: Wälder, die den klimatischen Bedingungen entsprechen (atlantische Laubbäume oder mediterrane Immergrüne).
- Supraforestale Stufe: Kleine Sträucher, die je nach Klima variieren.
- Gipfel: Atlantische Zone (Heidekraut) oder mediterrane Zone (Gestrüpp).
Vegetation der Kanarischen Inseln
Die Vegetation wird stark von mediterranen, atlantischen und afrikanischen Einflüssen geprägt. Besonders wichtig sind Endemiten (Arten, die nur dort vorkommen) und Relikte (Vegetation, die früher größere Gebiete besiedelte).
Die Vegetation ist in Höhenstufen (Stockwerke) unterteilt:
- Erste Stufe (Meeresspiegel bis 300–500 m): Gekennzeichnet durch Trockenheit. Vorherrschend sind spärliche, raue Sträucher (z. B. Cardón und Tabaiba).
- Zweite Stufe (200–800 m): Feuchter. Hier wachsen Palmen, Drachenbäume (Drago) und Sadebäume (Sabinas).
- Dritte Stufe (800–1200 m):
- Lorbeerwald (Monteverde): Dichter Wald mit über 20 Arten.
- Fayal-Heath: Entsteht durch die Degradation des Lorbeerwaldes.
- Vierte Stufe (1200–2200 m): Nadelwälder, vor allem die Kanarische Kiefer.
- Fünfte Stufe (über 2200 m, Teneriffa und La Palma): Große Kahlheit oder fehlende Vegetation, mit verstreuten Büschen, aber hoher endemischer Vielfalt (z. B. Teide-Ginster).
Böden (Pedologie)
Der Boden ist die oberflächliche Schicht der Erdkruste. Er besteht aus festen Bestandteilen (Mineralien), organischen Stoffen (Pilze, Bakterien), Wasser und Sauerstoff. Die Wissenschaft vom Boden ist die Edaphologie.
Faktoren der Bodenbildung
- Muttergestein: Das mineralische Substrat, aus dem sich der Boden bildet: Silikatgestein (locker und durchlässig), Kalkgestein (dick und durchlässig) und Ton (kompakt und wasserdicht). Das Muttergestein beeinflusst die Entwicklung des Bodens stark.
- Topografie: In Ebenen akkumuliert sich Material, während an steilen Hängen Erosion und Erdrutsche häufiger sind.
- Lebewesen (Flora und Fauna): Pflanzen, Pilze und Bakterien beeinflussen die Fruchtbarkeit des Bodens. Pilze und Bakterien zersetzen organische Substanz und bilden Humus.
- Zeit: Die Entwicklungsstufe des Bodens variiert: Junge Böden (unvollständige Entwicklung) und reife Böden.
Bodenhorizonte und -profil
Die Horizonte bilden das Bodenprofil:
- Horizont A (Oberboden): Oberflächennah, reich an Humus und dunkel gefärbt. Hier findet die Zersetzung statt, und Wasser transportiert Stoffe nach unten.
- Horizont B (Unterboden): Heller aufgrund des fehlenden Humus. Dies ist die Akkumulationsschicht.
- Horizont C und D (Untergrund): Liegen in der Tiefe. Horizont C ist das veränderte Ausgangsgestein. Horizont D ist das unveränderte Ausgangsgestein.
Bodentypen nach Klimazone
Ozeanisches Klima (Atlantik)
Diese Böden sind reich an organischen Stoffen. Saure Niederschläge führen zur Auswaschung von Basen aus der Oberfläche. Bei Trockenheit und Silikatgestein wird die Vegetation oft durch Kiefern oder Eukalyptus ersetzt.
- Auf Silikatgestein:
- Braune Feuchterde: Sehr gut für die Landwirtschaft geeignet.
- Ranker: In höheren oder steileren Zonen mit starker Erosion. Hier wachsen Gräser und Wälder; nicht für den Ackerbau geeignet.
- Auf Kalkgestein:
- Braune Kalkerde: Ausgezeichnet für den Anbau (z. B. Bohnen und Mais).
- Terra Fusca: Kalkhaltige Böden, oft in Bergregionen.
Mediterranes Klima
Diese Böden sind stark durch menschliche Einwirkung und Erosion verändert.
- Auf Silikatgestein:
- Braune Süderde: Humusarm, lockere Struktur, leicht erodierbar. Wird hauptsächlich für Eichenhaine und Weideland genutzt.
- Auf Kalkgestein:
- Rote Mittelmeererde: Nährstoffreich und ausgezeichnet für den Anbau.
- Terra Rossa: Auf hartem Kalkstein. Hier dominieren Wiesen, Wälder oder Macchia; geeignet für Baumkulturen.
- Auf Ton und Mergel:
- Tierra Negra (Schwarzerde).
- Steppenklima:
- Grauerde oder Subwüsten-Serosem: Fast immer trocken, kalkreich, humusarm und mit spärlicher Vegetation.
Weitere Bodentypen
- Azonale Böden: Haben kein definiertes Profil, da sie noch jung sind.
- Intrazonale Böden: Haben ein gut definiertes Profil (z. B. Braune Kalkböden und Rendzinas über Kalkstein, Schwemmlandböden in Flusstälern, Böden in endorheischen Gebieten, Sandböden, Salzböden in Sümpfen und Vulkanböden).