Geomorphologie: Faktoren und Formen der Reliefbildung

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Faktoren der Reliefbildung

Die Gestaltung des Reliefs wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst: die Gesteinszusammensetzung (Art des Gesteins), das jeweilige Klima sowie externe geologische Einflüsse. Jeder Akteur untergräbt das Material auf strukturspezifische Weise. Sedimentmaterialien wie Felsen können gefaltet oder zerklüftet sein, was die Anfangsbedingungen der Modellierung bestimmt.

Modellierung von Ton und altem Relief

Ton-Relief: Ton ist wasserundurchlässig. Bei leichter Feuchtigkeit ist die Erosion flach und niedrig. In ariden Gebieten entstehen durch Erosion dichte Netze aus Rinnen und Schluchten.

Karstlandschaften

Karst zeichnet sich durch konsistentes Gestein mit geringer Permeabilität aus, ist jedoch witterungsbeständig und wasserführend, wenn Säure einwirkt. Typische Formen sind:

  • Karren (Lenar): Linienstrukturen durch Regen.
  • Dolinen: Kreisrunde Vertiefungen durch die Lösung von Kalkstein.
  • Abgründe und Galerien: Vertikale Kanäle (Schächte) und horizontale Gänge.
  • Höhlen und Tropfsteinhöhlen: Erweiterungen von Galerien. Stalagmiten wachsen vom Boden nach oben, Stalaktiten von der Decke; treffen sie sich, entsteht eine Säule.

Granitrelief

Granit ist beständig, aber anfällig für physikalische und chemische Verwitterung. Risse oder Fugen führen dazu, dass das Gestein in Blöcke zerfällt.

  • Berrocal: Eine chaotische Anordnung von abgerundeten Felsblöcken (Bowling Stones).
  • Wollsackverwitterung: Felsen, die im Gleichgewicht (Equilibrium) aufeinanderliegen.
  • Tor: Verstreute Felsblöcke, bei denen kein Sand mehr verbleibt.

Einfluss des Klimas auf das Relief

Das Klima steuert die modellierenden Kräfte in verschiedenen Regionen:

  • Oberflächenwasser: Kontinentales Klima, gemäßigte Zonen, Tropen.
  • Trockenheit und Meer: Aride Zonen, Hochsee- und Küstenbereiche.
  • Wind: Aride Gebiete und Küsten.
  • Gletscher: Kalte Klimazonen.

Gravitative Prozesse

Massentransporte durch Schwerkraft:

  • Erdrutsche: Freier Fall von Materialien (Kollaps oder Überschlag).
  • Rutschen (Slip): Materialien gleiten auf der Oberfläche, verlieren aber nicht den Kontakt zum Boden.
  • Fließen (Flow): Massenbewegung von Materialien, die sich wie eine zähe Flüssigkeit bewegen.
  • Bodenkriechen (Crawling/Creep): Langsame und unstetige Bewegung von losem Material bergab in der oberflächlichen Schicht.

Modellierung durch Oberflächenwasser

Erosionsformen

  • Differenzialerosion: Entsteht an Orten mit wechselnden Gesteinsarten (z. B. Wasserfälle oder Feenkamine).
  • Furchen und Rinnen: Durch Abtrag entstehen kleine Kanäle, die sich zu größeren Cárcavas (Rinnen) ausweiten können.
  • V-Täler: Typische Vertiefungen im Gebirge.
  • Flusstäler: Erosion an den Wänden erweitert den Talboden.

Ablagerungsformen (Sedimentation)

  • Schwemmkegel: Anhäufung von Material in Ebenen bei verringerter Neigung des Wasserlaufs.
  • Flussebenen: Ablagerungen durch Hochwasser an den Rändern von Einzugsgebieten; diese Bereiche sind oft sehr flach und fruchtbar.

Mischformen

  • Mäander: Kurvenreiche Flussläufe. An der Außenseite (Prallhang) herrscht höhere Geschwindigkeit und Erosion, an der Innenseite (Gleithang) Sedimentation.
  • Flussterrassen: Alte Überschwemmungsgebiete, in die sich der Fluss gestaffelt eingegraben hat.

Glaziale Formen (Gletscher)

Ein Gletscher unterteilt sich in drei Bereiche: den Zirkus (Kar), in dem sich Schnee zu Eis wandelt, die Gletscherzunge und den Endbereich, in dem das Eis schmilzt.

Glaziale Erosion

  • U-Tal: Ein Tal mit charakteristischem U-Profil (Trogtal).
  • Hängetal: Ehemalige Seitengletscher, deren Boden oberhalb des Haupttals liegt.
  • Gletscherseen: Vertiefungen, die durch die enorme Erosionskraft des Eises ausgehoben wurden.

Glaziale Sedimentation (Moränen)

  • Endmoräne: Material am vorderen Ende des Gletschers.
  • Seitenmoräne: Ablagerungen an beiden Seiten.
  • Mittelmoräne: Entsteht beim Zusammenfluss zweier Gletscherzungen aus den Seitenmoränen.

Äolische Formen (Wind)

Erosionsformen

  • Alveolen: Kleine Löcher im Gestein.
  • Pilzfelsen (Funguiformes): Entstehen, wenn bodennaher Sand das Gestein unten stärker abträgt als oben.
  • Steinwüste (Hamada): Ein Teppich aus groben Felsen als Ergebnis von Deflation.

Sedimentationsformen

  • Dünen: Ablagerungen von windtransportiertem Sand.
  • Löss: Sehr feine Ablagerungen, die über weite Strecken transportiert wurden.

Küstenmorphologie

Küsten-Erosionsformen

  • Kliff (Steilküste): Intensive Erosion an der Basis durch Wellen bildet eine Hohlkehle (Socavadura).
  • Abrasionsplattform: Horizontale Fläche am Fuß eines zurückweichenden Kliffs.
  • Vorgebirge und Buchten: Wechsel von hartem und weniger resistentem Gestein führt zu einer gegliederten Küstenlinie.
  • Inseln und Brandungspfeiler: Reste alter Landzungen, die die Verbindung zum Festland verloren haben.
  • Natürliche Bögen: Entstehen durch die Durchbrechung von Landzungen.
  • Rasas: Erhöhte Küstenterrassen über dem aktuellen Kliff.

Küsten-Sedimentationsformen

  • Strände: Küstenabschnitte aus Sand oder Kies.
  • Deltas: Ablagerungen an der Mündung eines Flusses.
  • Nehrungen und Barren: Sandablagerungen in Küstennähe.
  • Arrows (Haken): Eine Barre, die mit einem Ende am Land festsitzt.
  • Tombolo: Eine Sandverbindung zwischen dem Kontinent und einer Insel.
  • Lagunen: Küstengewässer, die durch Barren teilweise oder vollständig vom Meer getrennt sind.

Einfluss der Struktur auf das Relief

Anordnung der Schichtung

  • Strukturelle Ebene: Horizontale Schichten. Harte Schichten schützen weichere (Plateaus, Tafelberge, Zeugenberge).
  • Schichtstufenrelief (Cuesta): Asymmetrische, geneigte Schichtung mit sanften Hängen und abrupten Stufen.
  • Grate und Spitzen: Vertikale Schichtung, bei der harte Schichten als scharfe Kämme hervortreten.
  • Faltung: Unterscheidung in Antiform (A-Form/Sattel) und Synform (U-Form/Mulde).

Evolution des Reliefs

  • Jugendstadium: Scharfe Formen, intensive Erosion, Flüsse bilden tiefe Täler.
  • Erwachsenenstadium: Weniger intensive Erosion, abgerundete Berge, offenere Täler.
  • Greisenalter (Aging): Fast flache Rumpffläche (Peneplain), Erosion ist fast nicht mehr existent.

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